Vorstandschef vor dem Aus? Beim HSV gärt es: Beerbt Bruchhagen Beiersdorfer?
Hamburg (dpa) - Auch der erste Saisonsieg bringt keine Ruhe in den Hamburger SV, vielmehr werden die Spekulationen um einen möglichen Umbau der Führungsspitze lauter.
Vorstandsvorsitzender Dietmar Beiersdorfer steht seit Wochen in der Kritik. Deshalb wird gemutmaßt, er müsse in der Winterpause seinen Platz räumen. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung soll der Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten Gespräche mit Heribert Bruchhagen führen. „Ich werde mich zu diesem Thema nicht äußern. Nur so viel: Ich fühle mich bei Sky sehr wohl“, verbreitete der TV-Sender aus München eine Stellungnahme des Umworbenen.
Bruchhagen, bis Mai dieses Jahres Vorstandsvorsitzender von Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt, ist ein profilierter Fußballfunktionär, der von 1992 bis 1995 Manager des HSV war. Der 68-Jährige betätigt sich derzeit als Fußball-Experte beim Pay-TV-Sender Sky. Vor vier Wochen hatte er betont, für eine Funktion beim HSV nicht zur Verfügung zu stehen. Die Aussage wiederholte er jetzt nicht.
Aufsichtsratschef Karl Gernandt scheint auf Distanz zu Beiersdorfer zu gehen. Vor einigen Wochen hatte der Oberkontrolleur „dringend einen neuen Sportchef“ gefordert. Den sieht Beiersdorfer zumindest bis Jahresende nicht. Es sei kein verfügbarer Kandidat auf dem Markt, sagte er. Seit der Trennung von Peter Knäbel im Mai ist der Vorstandsvorsitzende auch Sportdirektor. Defizite bei Transfers sind unübersehbar. Gernandt hatte schon vor einiger Zeit in Richtung Beiersdorfer gedroht: „Natürlich gibt es das Manöver des letzten Augenblicks.“
Eine Trennung vom Vorstandsvorsitzenden wäre in der derzeitigen Phase problematisch. In Absprache mit Trainer Markus Gisdol und Aktionär Klaus-Michael Kühne treibt er die Transferplanungen für den Winter voran. Muss Beiersdorfer gehen, könnten eingefädelte Transfers in sich zusammenfallen. Vielleicht hat der Aufsichtsrat aber Vorsorge getroffen.
Eine weitere Front gegen Beiersdorfer wollen die Mitglieder eröffnen. Bei der Versammlung des Gesamtvereins am 8. Januar wird ein Antrag auf Abwahl des Präsidiums des eingetragenen Vereins (e.V.) eingebracht. So soll die Führung gezwungen werden, den Vorstandsvorsitzenden der AG zu stürzen. Weigert sie sich, soll ein neues Präsidium gewählt werden. Der e.V. hat die Macht zum Umsturz, immerhin ist er mit 85,2 Prozent größter Aktionär der Fußball-AG.
Das Prozedere ist aber langwierig: Zunächst muss die Hauptversammlung einberufen werden, die muss auf den Aufsichtsrat einwirken oder diesen abberufen und neu zusammenstellen. Schließlich muss der Aufsichtsrat den Vorstand entlassen. Das ist an Fristen gebunden. Wenn alles durch ist, kann der Abstieg schon feststehen.