Berauschende Torgala von BVB-Star Reus

Dortmund (dpa) - Am Ende seiner Gala ging Marco Reus auf Trophäenjagd. Ähnlich zielstrebig wie zuvor im gegnerischen Strafraum sprintete er nach dem Schlusspfiff Richtung Ball. Mit dem Spielgerät unterm Arm verschwand er wenig später selig lächelnd in der Kabine.

„Bei meinem ersten Dreierpack habe ich den Ball nicht mitgenommen. Jetzt wollte ich ihn unbedingt haben - als schöne Erinnerung“, kommentierte der dreifache Torschütze im Anschluss an das 3:0 (2:0) des deutschen Meisters im Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt.

In Abwesenheit des gesperrten Robert Lewandowski schlüpfte Reus in die Rolle des Goalgetters. Zusammen mit seinem kongenialen Mitstreiter Mario Götze zeigte ehemalige Mönchengladbacher dem bisher kecken Aufsteiger aus Frankfurt die Grenzen auf. Nur drei Tage nach dem Kraftakt in der Champions League bei Schachtjor Donezk (2:2) kombinierte das Zauberduo nach Herzenslust und führte den BVB zum verdienten Sieg über den zuvor nur zwei Punkte entfernten Verfolger. Auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc geriet angesichts der Treffer von Reus (8./10./65. Minute) ins Schwärmen: „Wir wissen, was er kann. Aber das heute war absolute Extraklasse.“

Bei aller Freude über den wichtigen Sieg gab es im Dortmunder Team auch einen Verlierer. Denn der für Lewandowski nachgerückte Julian Schieber konnte seine Chance, sich für weitere Einsätze zu empfehlen, nicht nutzen. Nach wiederholtem Foulspiel sah der Angreifer in der 31. Minute die Gelb-Rote Karte. Damit muss der BVB beim nächsten Spiel in Mönchengladbach ohne echten Mittelstürmer antreten, weil auch Lewandowski noch immer gesperrt ist.

Für Trainer Jürgen Klopp war die nachvollziehbare Entscheidung von Schiedsrichter Felix Brych ein Déjà-vu-Erlebnis der unliebsamen Art. Zum bereits dritten Mal in vier aufeinander folgenden Heimspielen wurde einer seiner Profis in der ersten Halbzeit des Feldes verwiesen. „Wir haben die Zeit genutzt, die wir hatten, Unterzahl zu üben“, scherzte Klopp.

Doch anders als gegen Wolfsburg (2:3) und Hamburg (1:4) geriet die dezimierte Borussia nur kurzzeitig ins Wanken. Der dritte Treffer von Reus nahm der Eintracht alle Hoffnung auf eine ähnliche Aufholjagd wie im Hinspiel, als nach einem frühen 0:2 noch ein 3:3 gelungen war. „Nach dem intensiven Spiel in Donezk so etwas abzurufen ist herausragend gut. Wir haben aus einer Woche, die scheiße begann, eine richtig gute Woche gemacht“, lobte Klopp mit Bezug auf die Pleite gegen den HSV sieben Tage zuvor.

Der Frust seines Frankfurter Kollegen hielt sich in Grenzen. Anders als in ähnlichen Fällen konnte Armin Veh mit der Niederlage leben. „Dortmund ist eine absolute Spitzenmannschaft in Europa. Mit dem BVB sind wir nicht auf Augenhöhe, da sind wir noch ein ganz, ganz großes Stück weg“, befand der Frankfurter Coach bei „Liga total“. Nach dem furiosen Blitzstart der Borussia schwante Veh wenig Gutes: „Die haben uns schon früh den Zahn gezogen.“ Ähnlich kommentierte Torhüter Kevin Trapp die sechste Auswärtsniederlage seines Teams. „Nach zehn Minuten war das Spiel schon vorbei.“

Zu allem Überfluss verlor die Eintracht nicht nur die Punkte, sondern auch Takashi Inui. Der Japaner sah in der 74. Minute ebenfalls Gelb-Rot und wird seiner Mannschaft im zweiten Auswärtsspiel binnen einer Woche in Freiburg fehlen. Bei einer Niederlage gegen den nur drei Zähler entfernten Tabellennachbarn droht der Fall aus den Champions-League-Rängen.