Bobic im Mittelpunkt der VfB-Kritik
Stuttgart (dpa) - Bis die Anhänger den neuen Slogan „furchtlos und treu“ ihres VfB Stuttgart verinnerlicht haben, dauert es wohl noch.
Das Motto, bei der Mitgliederversammlung als ein zusammengeschriebenes Wort präsentiert, soll nach dem Willen der Vereinsführung um Präsident Bernd Wahler den Fußball-Bundesligisten als Marke stärken.
Der VfB will sich in den kommenden Monaten für potenzielle Investoren herausputzen, falls die Mitglieder einer Ausgliederung der Profiabteilung zustimmen. „Furchtlos und treu“, so sollen der Verein und das Umfeld wahrgenommen werden. Die Fans zumindest sind treu, keine Frage - aber nicht furchtlos.
Zu groß ist die Sorge, dass der Traditionsverein nach dem Beinahe-Abstieg in der vergangenen Saison sportlich wieder nur hinterherläuft. Rückkehrer Armin Veh, der die Schwaben in seiner ersten Amtszeit als Trainer 2007 zur bislang letzten Meisterschaft führte, beklatschten die rund 2000 Mitglieder in der Porsche-Arena am Montagabend zwar euphorisch. Viel Vertrauen in Sportvorstand Fredi Bobic haben die Anhänger aber offensichtlich nicht mehr.
Durch eine demütige Rede verhinderte der 42-Jährige zumindest laute Pfiffe. „Ich habe viele Fehler gemacht in der vergangenen Saison“, meinte der Ex-Nationalspieler. „Wer handelt, macht auch Fehler.“ Er habe sich um zu viele Sachen gleichzeitig gekümmert, dadurch den Kontakt zur Mannschaft verloren und Signale nicht mehr wahrgenommen. Rückblickend bezeichnete Bobic sich gar als naiv. „Ich habe es zu sehr laufen lassen.“ Das solle keine Entschuldigung sein, er erwarte auch kein Mitleid. „Ganz klar: Die Saison geht auf meine Kappe.“
Zumindest die Redner aus den Reihen der Mitglieder wollten es darauf aber nicht beruhen lassen. Immer wieder hielten sie Bobic eine Aussage aus der Mitgliederversammlung des vergangenen Jahres vor: „An diesem Kader will ich mich messen lassen.“ Doch statt mit dem Team um die Zugänge Mohammed Abdellaoue und Konstantin Rausch die erwartete Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und Europa League in Angriff zu nehmen, folgte früh die Ernüchterung. Aus schon in der Qualifikation zum Europapokal. Aus in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Und dann: Abstiegskampf. „Diese Saison war katastrophal, sie war niederschmetternd, sie hat viel Kraft gekostet und hat uns alle leiden lassen“, sagte Bobic.
In Zukunft soll das nicht wieder vorkommen. Um das Risiko zu minimieren, will die Vereinsspitze den Club neu aufstellen. Investoren sollen dem Vorbild des FC Bayern folgend für Kapital sorgen. „Für zukünftigen sportlichen Erfolg ist eine Ausgliederung zwingend notwendig“, betonte Wahler. Eine Abstimmung darüber wird es wohl erst im Frühjahr 2015 geben, nachdem der VfB in regionalen Veranstaltungen Überzeugungsarbeit geleistet hat.
Kommt es zur Ausgliederung, steht der erste Investor bereits parat. „Es haben bereits intensive Gespräche mit der Daimler AG stattgefunden. Die Daimler AG hat bereits grundsätzliches Interesse an einer weitergehenden Partnerschaft signalisiert“, berichtete Wahler, warnte aber schon jetzt: „Mit Rechten kommen auch Pflichten. Aus Protest Nein zu sagen, wird der Verantwortung nicht gerecht.“
Wie groß die Gefahr einer Ablehnung aus Trotz ist, war zum Ende der mehr als sechsstündigen Versammlung zu spüren. Wohl als Denkzettel stimmten nur 52,3 Prozent für die Entlastung des Vorstands, der für das Geschäftsjahr 2013 erneut einen Verlust (3,1 Millionen Euro) verantworten musste. Dem Aufsichtsrat unter dem Vorsitzenden Joachim Schmidt wurde die Entlastung gar verweigert. Bei der ohnehin geplanten Neuwahl des Aufsichtsrats stimmten dann immerhin 69,8 Prozent für die Kandidaten. Dem Gremium gehören nun neben Schmidt noch Eduardo Garcia, Hansi Müller, Hartmut Jenner, Martin Schäfer und Wilfried Porth an.