Mitgliederversammlung Böses Blut in Mainz: Ex-Vorstand um Strutz nicht entlastet

Mainz (dpa) - Die Zeit der Vorwürfe ist beim FSV Mainz 05 auch nach der Umstrukturierung nicht vorbei.

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Aus formalen Gründen verweigerte der Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten bei der Mitgliederversammlung die Entlastung des alten Vorstands um den Langzeit-Präsidenten Harald Strutz und sorgte damit für böses Blut. Anonyme Hinweise seien der Grund, erläuterte der Chef des Kontrollgremiums Detlev Höhne das Vorgehen. „Wir sind verpflichtet, der Sache nachzugehen“, betonte der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Mainzer Stadtwerke.

Ein unbekannter Informant hatte behauptet, der frühere Vorstand habe sich am Verein bereichert. Beigefügt war nach Informationen von Höhne ein Hinweis auf eine Strafanzeige vom April 2017. Eine Hotelrechnung aus Hamburg sollte belegen, dass sich ein 05-Vorstandsmitglied vom 20. Dezember 2013 bis in den Januar 2014 in der Nobelherberge eingemietet und der FSV die Rechnung bekommen habe. Ein beauftragter Wirtschaftsprüfer führte das Ganze jedoch ad absurdum: Es handelte sich um die Kosten für den Aufenthalt der Bundesliga-Mannschaft, die am 21. Dezember 2013 beim HSV gastiert hatte.

Dennoch ist dieses unrühmliche Kapitel nicht beendet. Das Problem: Es liegt noch kein Hinweis vor, ob sich die Staatsanwaltschaft in Hamburg der Anschuldigung angenommen hat. „Bis wir nicht die Mitteilung erhalten, dass das Verfahren eingestellt ist, können wir keine Entlastung aussprechen“, erläuterte Höhne.

Der Aufsichtsratschef beeilte sich mit dem Hinweis, dass „das ausdrücklich keine Vorverurteilung und keinen Verdacht“ beinhalte. Die ehemaligen Vorständler, allesamt jahrzehntelang für den FSV aktiv, kochten da längst vor Wut. „Sie erwecken damit genau den Eindruck, den sie nicht erwecken wollen. Es wird an uns als Gruppe immer so hängenbleiben. Und wenn sich herausstellt, dass es nicht so war, wird es kein Schwein mehr interessieren“, sagte der einstige Schatzmeister Friedhelm Andres und nannte das Vorgehen „schäbig“.

Auch der frühere Clubchef Strutz, der jahrelang in Führungsgremien des DFB und der DFL saß, meldete sich zu Wort. Er sei es, gegen den sich der Vorwurf richte. Er sei empört, dass der Aufsichtsrat dieses Beispiel als öffentliche Begründung benutze, um ihn und seine früheren Mitstreiter zu diskreditieren. „Lassen Sie uns in Ruhe! Reputationsverlust haben wir genug erlebt.“ Für den 66-jährigen Strutz ist dies ein weiterer Imageverlust: Er hatte im vergangenen Jahr zugeben müssen, dass er im Ehrenamt seit Jahren 23 000 Euro pro Monat an Aufwandsentschädigungen kassiert hatte.