Borussia Dortmund: Einmal ohne Glanz und Gloria
Der Meister gewinnt 1:0 gegen Leverkusen, ohne sich zu verausgaben. Nur Shinji Kagawa glänzt.
Dortmund. Messi? Shinji Kagawa lächelte. Wie Japaner überhaupt gerne lächeln. So wie in dem Augenblick, als Dolmetscher Yonpei Yamomori ihm die Frage eines Journalisten übersetzte. Nach dem 1:0 (1:0) Borussia Dortmunds gegen Bayer Leverkusen war er nach Messi gefragt worden. Nach dem Vergleich mit Barcelonas Superstar. „Davon kann keine Rede sein“, ließ Kagawa ausrichten. Lächelnd.
Ganz Dortmund war eine Stadt des Lächelns. Mit dem überragenden Fernöstler an der Spitze. Sein genialer Treffer (45.) hatte dafür gesorgt, dass der BVB in der Bundesliga weiterhin von oben grüßt. Dazu zum 15. Mal in Folge ungeschlagen blieb und den Rekord aus dem Meisterjahr einstellte. Er hatte den Ball von Jakub Blaszczykowski im Lauf mitgenommen, sich wie ein Akrobat um Bastian Oczipka gedreht und mit Links vollendet. Sehenswert.
„Wenn er Wendigkeit mit Schnelligkeit paart, wird es für jeden Gegner unangenehm“, lobte Trainer Jürgen Klopp sein Juwel in höchsten Tönen. „Die Frische ist bei ihm zurückgekommen.“ Wichtig gegen einen Gegner, der zwar auffällig emotionslos daherkam, den gewohnten Dortmunder Kombinationsfußball aber einigermaßen unterband. Klopp: „Da war Geduld gefragt. Ich bin froh, dass wir diese Prüfung bestanden haben.“
Es geht also auch ohne Glanz und Gloria beim BVB. Mit viel Konzentration und dem geduldigen Warten auf die Chancen. Davon gab es weniger als sonst. Aber immer noch genug, um von einem völlig verdienten Erfolg zu sprechen. „Es war nicht das spektakuläre Spiel von uns“, sagte Sebastian Kehl. „Aber die Punkte nehmen wir gerne mit.“ Torhüter Roman Weidenfeller bemühte die Phrasenkiste: „Wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel.“
Auch Leverkusen wird schon wieder ans nächste Spiel denken. Am Dienstag geht es im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den CF Barcelona. „Da könnte es noch einen kleinen Tick schwieriger werden“, merkte Trainer Robin Dutt wenig Überraschendes an.
Dann kommt der richtige Messi. Und Bayer wird sich immens steigern müssen. Doch wie? der selbstkritische Stefan Kießling, dem beinahe ein Eigentor unterlaufen wäre, sagte: „Wir können Fußball spielen. Aber wir zeigen es nicht.“
Michael Ballack versauerte einmal mehr auf der Bank, wurde von den Fans zehn Minuten vor Schluss lautstark gefordert, wurde aber nicht eingewechselt. Dutts seltsame Begründung: „Er ist eine Option, wenn wir hohe Ballkontrolle habe.“ Am Sonntagmorgen zog sich der Ex-Capitano im Training einen Wadenverletzung zu und fehlt voraussichtlich auch in der Champions League.
Dutt hat Ballack aber noch nicht abgeschrieben: „Wir werden ihn noch brauchen.“ Das Schlusswort hatte Kagawa, dessen Zukunft zuletzt unklar schien: „Ich würde gerne in Dortmund bleiben.“ Worte, bei denen nicht nur er lächelte.