Am Samstag um 18.30 Uhr gegen Werder Bremen ist es nach fast drei Jahrzehnten endlich wieder soweit. „Das lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Alles, was ich jetzt sage, wird dem nicht gerecht, was am Samstag emotional los ist“, kündigte Aufstiegstrainer Torsten Lieberknecht im „Kicker“ schon einmal an.
Braunschweig geht als krasser Außenseiter und mit der Hypothek des Pokal-Ausscheidens beim Zweitligisten Bielefeld in seine 21. Bundesliga-Saison. Angesichts der Euphorie, die seit Wochen in der fußballbegeisterten Stadt herrscht, interessiert das Cup-Aus aber kaum einen mehr. „Die fantastische Stimmung in Bielefeld ist ein Kindergarten gegen das, was in Braunschweig los sein wird beim ersten Bundesligaspiel nach 28 Jahren“, prophezeite Lieberknecht.
Ganz Braunschweig will die Eintracht in der Bundesliga sehen. Die Tageskarten für das Comeback-Spiel gegen Werder waren binnen Minuten vergriffen. Dauerkarteninteressenten, die bislang kein Abo hatten, waren so gut wie chancenlos. Bei 15 000 Dauertickets für das nur 23 325 Zuschauer fassende Stadion war schon wieder Schluss.
Selbst den Kulturbetrieb der Stadt hat die Eintracht derzeit im Griff. Wegen des Bundesligastarts gegen Werder wurde die Opern-Premiere von Verdis „La Traviata“ auf dem Burgplatz Open Air um eine Stunde auf 21 Uhr verschoben.
Pünktlich zum Bundesliga-Comeback wirbt die Stadt Braunschweig zudem in 14 Bundesliga-Städten auf rund 250 Großplakaten mit der Rückkehr der Eintracht. „Hallo München! Braunschweig ist wieder da“, leuchtet den Autofahrern in München 338 Monate, nachdem der FC Bayern die Eintracht mit einem 1:0 für lange Zeit in die Unterklassigkeit verabschiedet hatte, entgegen.
Die Euphorie lässt sich der Aufsteiger auch trotz teils ernüchternder Eindrücke in der Vorbereitung nicht nehmen. „Es gibt viele Dinge, die in die richtige Richtung laufen“, befand Lieberknecht fast trotzig nach Testspielpleiten wie dem 0:4 gegen Bilbao, dem 0:3 gegen West Ham und dem Pokal-Aus in Bielefeld.
Optimistisch ist der beliebte Coach auch, weil Aufstiegs-Torjäger Domi Kumbela deutlich früher als ursprünglich angenommen nach seinem Sehnenabriss im Oberschenkel zurückkehrt. Lieberknecht hatte eigentlich erst im Oktober wieder mit dem Angreifer gerechnet. Bereits am Dienstag beim Testsieg gegen Hull City gab Kumbela sein Comeback. Gegen Werder ist der 29-Jährige aber noch keine Option. „Wir werden ihn Stück für Stück aufbauen“, sagte Lieberknecht.
Bei so viel Euphorie hat selbst Werder Respekt. „Einen Favoriten gibt es nicht. Wir werden ein knappes Spiel sehen“, prophezeite Bremens neuer Trainer Robin Dutt: „Sie werden mit Leidenschaft vom Publikum nach vorne gepeitscht.“ Werder spielte eine ähnlich durchwachsene Vorbereitung und schied ebenfalls in der ersten Runde des DFB-Pokals aus - beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken. Anders als in Braunschweig ist die Stimmung bei Werder dadurch aber im Keller. „Wir müssen wissen, dass es vom ersten Spieltag an um die Wurst geht“, sagte Geschäftsführer Thomas Eichin in dieser Woche.