Alle jagen die Bayern - und kaum einer will es zugeben

Düsseldorf (dpa) - Jürgen Klopp gab sich betont genervt. „Du hast es immer noch nicht verstanden“, maßregelte er einen Journalisten augenzwinkernd auf die Frage nach dem Unterschied zum FC Bayern.

Selbst als vermeintlich größter Herausforderer des Triple-Siegers mit Starcoach Pep Guardiola übt sich Borussia Dortmund vor dem Start in die 51. Bundesliga-Saison im gewohnten Understatement. Die „natürlichere Qualität“ habe der Titelverteidiger, betonte Klopp vor dem Auftakt am Samstag beim FC Augsburg: „Für uns ist entscheidend, dass wir diesen Wettstreit nicht sehen und nicht brauchen.“

Damit gibt der Vizemeister den Ton für die Liga vor. Bei Bayer Leverkusen weist Rudi Völler nach Platz drei im Vorjahr jegliche Ambitionen auf höhere Ziele ganz weit von sich. „Es wird ja niemand von uns erwarten, dass wir uns jetzt hinstellen und sagen: Wir wollen deutscher Meister werden“, betonte der Sportdirektor in einer Gesprächsrunde der „Rheinischen Post“. „Unser dritter Platz wäre ja für uns wie ein Titelgewinn, weil wir wieder in der Champions League dabei sind.“

Obwohl der erste Titel nach dem 2:4 im Supercup gegen den BVB schon futsch ist, wirkt die Spitze der Liga vor dem ersten Spieltag noch wie eingeschüchtert angesichts des 25-Punkte-Vorsprungs der Vorsaison. Zu bedrohlich wirkt der mit Mario Götze und Thiago aufgepeppte Kader des Champions-League-Siegers. „Titelfavorit sind natürlich ganz klar die Bayern“, meint auch Schalkes Coach Jens Keller, fügt dem Konsens-Tipp jedoch immerhin eine Selbstverständlichkeit hinzu: „Aber alle anderen Mannschaften in der Bundesliga werden ihnen die Meisterschaft bestimmt nicht kampflos überlassen.“

Dem stimmten in der Vorbereitung auf den Auftakt am Sonntag beim Hamburger SV vor allem seine Profis zu. Man solle „nicht nur von Platz zwei bis vier reden“, forderte Jermaine Jones, auch Julian Draxler hält die Königsblauen reif für den Titel und will die Bayern wie „Spiderman“ jagen und „ein Netz“ um die Konkurrenz spinnen.

Für Joachim Löw agiert Schalke aber längst noch nicht auf Superhelden-Niveau. Hinter dem erwarteten „Zweikampf“ zwischen den beiden Großmächten Bayern und Borussia sieht der Bundestrainer keine Mannschaft, „die den beiden das Wasser reichen kann.“ Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff wähnt den „ausgeglichensten Kader und unglaubliches Potenzial“ aufseiten der Münchner, sieht aber zumindest Teams, „die ihnen mal ein Bein stellen können.“

Die Forderung nach einem Ende des demütigen Kuschelkurses mit den Bayern kommt somit auch aus der unteren Tabellenhälfte. Jetzt geht der Wettbewerb los“, mahnte Mainz-Coach Thomas Tuchel beim Radiosender SWR1. „Jetzt wird es dann irgendwann mal auch Zeit, dass wir sie wieder nicht mehr mögen und daraus einen Anreiz schaffen, das Besondere zu schaffen und die Bayern zu ärgern. Das ist ein Aufruf an die Liga, das nicht her zu schenken.“