Bundesliga Breitenreiters Seitenhieb

Der Schalke-Trainer klagt nach dem 1:1 gegen Ingolstadt über den angeblich nicht breit genug aufgestellten Kader. Mit seiner Kritik zielt er auf Manager Heldt.

Leroy Sané war gegen Ingolstadt Schalkes bester Mann.

Foto: Bernd Thissen

Gelsenkirchen. Eigentlich hätte Leroy Sané guten Grund gehabt, nach dem Spiel ein wenig gelöster zu sein. Schließlich hatte der Offensivspieler des FC Schalke 04 seine Mannschaft mit seinem Kopfballtreffer vor einer neuerlichen Heimpleite gerettet. Ganz nebenbei war der 19-Jährige wie schon häufiger in dieser Saison der beste und gefährlichste Spieler des Ruhrgebietsklubs. Das 1:1 der Schalker war allerdings noch nicht einmal für den Torschützen dazu angetan, sich an den positiven Erlebnissen zu erfreuen — dafür gab es schlicht viel zu wenige. Tobias Levels hatte zuvor für die Führung der Ingolstädter gesorgt. Mit dieser insgesamt erneut enttäuschenden Partie der Schalker verfestigte sich ein unerfreulicher Trend mit nur einem Sieg aus den vergangenen sechs Pflichtspielen.

Vor allem schafften es die Schalker wie bereits in den Vorwochen nicht, über 90 Minuten eine passable Leistung zu zeigen. Zur Pause gab es erstmals in dieser Saison Pfiffe des Schalker Publikums. „Wir müssen unsere Einstellung ändern und von Anfang an voll da sein“, sagte Sané mit Blick auf die diesmal völlig verkorkste erste Hälfte. Kapitän Benedikt Höwedes diagnostizierte sogar einen „Rückfall in vergangene Zeiten“ der Vorsaison. Es mangelte erneut in einer Halbzeit an Leidenschaft und Einsatzwillen. André Breitenreiter wollte von derlei Auffassungen allerdings nichts wissen. „Uns fehlt die Konstanz“, sagte er. Der Trainer der Schalker machte viel mehr übergeordnete Gründe für die erneute Schwächephase seines Teams aus. „Unser Kader ist nicht so breit aufgestellt wie der von Bayern, Dortmund, Gladbach, Leverkusen und Wolfsburg. Wir haben wenige Optionen zu wechseln in der Offensive“, sagte er.

Breitenreiter bot allerdings mit Klaas-Jan Huntelaar und Franco Di Santo wieder zwei gestandene Bundesligastürmer als Doppelspitze auf, ignorierte dabei aber, dass beide auch schon in der Vergangenheit nicht harmonierten. Während Huntelaar gegen Ingolstadt zumindest noch ein wenig Torgefahr ausstrahlte, fiel Di Santo wie in den Vorwochen nur durch Ballverluste und Foulspiele auf. Breitenreiter ist es bisher nicht gelungen, Di Santo in das Schalker Spiel zu integrieren. Doch der Trainer arbeitete sich nicht an möglicher Selbstkritik, sondern vielmehr an der Kaderzusammenstellung und damit auch an Manager Horst Heldt ab. Breitenreiter sprach dann von „Bonusspielen" gegen die kommenden Bundesliga-Gegner Dortmund, Bayern und Leverkusen. „Auch der große FC Schalke darf sich keinen Zacken aus der Krone brechen, das mal einzugestehen. Diese Kader sind mit fertigen, gestandenen Spielern ausgestattet im Gegensatz zu uns", sagte Breitenreiter.

Es schien, als schwenke der 42-Jährige vor dem Revierderby in der kommenden Woche bereits die weiße Fahne vor dem übermächtig erscheinenden BVB und den weiteren Gegnern. Zudem war es Breitenreiters Eingeständnis, dass die Schalker keine Spitzenmannschaft sind. Angesichts des hohen Etats des Klubs, der immer noch bei über 90 Millionen Euro für die Profis liegt, sind diese Aussagen nicht gerade populär und dürften auch auf wenig Gegenliebe bei den Anhängern, bei Manager Heldt und auch bei Aufsichtsratschef Clemens Tönnies treffen. Einer der sehr wenigen Schalker Spieler in guter Form ist Leroy Sané. Der junge Mann ist zumindest seinem persönlichen Saisonziel gegen Ingolstadt einen großen Schritt näher gekommen. „Ich habe mir vorgenommen, acht Tore zu erzielen“, sagte er. Vier Treffer hat er bereits erzielt.