Schalke in der Ergebniskrise - „Rückfall in alte Zeiten“
Gelsenkirchen (dpa) - Mit der Herrlichkeit ist es beim FC Schalke 04 wieder vorbei. Der Revierclub steckt nach nur einem Sieg aus zuletzt sechs Pflichtspielen in einer Ergebniskrise, die das Potenzial zu einer November-Depression hat.
Kapitän Benedikt Höwedes sprach nach dem 1:1 (0:1) gegen den Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt besonders mit Blick auf die erste Halbzeit vom „Rückfall in alte Zeiten“. Zudem bieten die Hängepartie um Manager Horst Heldt und Berichte über angebliche Dissonanzen mit Trainer André Breiteneiter Stoff für ein neues Schalke-Theater.
„Ich bin davon überrascht. Das ist überhaupt nicht wahr“, sagte der Chefcoach am Samstagabend im ZDF-Sportstudio über Mutmaßungen seines Abrückens vom 04-Manager auf Abruf. Auch Heldt dementierte, dass es Unstimmigkeiten mit Breitenreiter gebe: „Wir arbeiten eng, vertrauensvoll und gut zusammen.“
Dies gilt nicht mehr für sein Miteinander mit Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der nach einem neuen Manager sucht. Nach Bekanntwerden seines Werbens um den Mainzer Christian Heidel sorgt die Frage nach der Zukunft von Heldt weiter für Unruhe. „Ich wünsche mir, dass die Sache irgendwann geklärt wird“, forderte Höwedes nach dem Ingolstadt-Spiel. Der Nationalspieler selbst fehlt seinem Club die nächsten zehn Tage. Er zog sich einen Mittelhandbruch zu und wurde am Sonntag bereits operiert.
Schalke steht vor schweren November-Aufgaben: Am Donnerstag geht es in der Europa League zu Sparta Prag. Drei Tage später folgt das große Revierderby bei Borussia Dortmund, gefolgt vom Gastspiel des FC Bayern München und dem Auswärtsauftritt bei Bayer Leverkusen.
Deshalb versuchte Cheftrainer Breitenreiter, die letzten sportlichen Rückschläge als absehbar zu relativieren. „Wir sind dabei eine Mannschaft zu entwickeln. Das ist ein Prozess“, warb der 42-jährige um Verständnis. „Wir sind in einer Phase, in der die Konstanz und ein absoluter Knipser fehlen. Das ist nicht schlimm.“
Zahlreiche Fans fanden jedoch die wenig inspirierende Vorstellung der Schalke-Profis gegen Ingolstadt kritikwürdig und pfiffen sie nach der Partie aus. „Wir stehen auf Platz vier mit 20 Punkten“, sagte Breitenreiter und hält die Diskussion für ein Jammern auf hohem Niveau. Er sieht keinen Grund, nun seine Spieler härter anzugehen. „Wenn wir Druck aufbauen auf die Jungs, ist es der verkehrte Weg.“
Dies sehe man bei Jungstar Leroy Sané, der mit Saisontor vier (77.) - nach dem 0:1 durch Tobias Levels (39.) - den Gastgeber vor der Pleite bewahrte. „Diese Unbekümmertheit muss aufrechterhalten bleiben“, so Breitenreiter. Nach dem Spiel in Prag kämen „Bonus-Spiele“.
„Unser Kader ist nicht so breit aufgestellt wie der von Bayern, Dortmund, Gladbach, Wolfsburg und Leverkusen“, argumentierte der Coach. „Deshalb darf sich der große FC Schalke keinen Zacken aus der Krone brechen, das mal einzugestehen.“ Dennoch sei er davon überzeugt, „die Entwicklung ist gut, nach wie vor“. Trotz der jüngsten Negativserie? „Wir haben schon besser gespielt und agiert, aber wir arbeiten da weiter in Ruhe dran“, meinte Heldt. „Man wünscht sich mehr, aber wir haben die Chance, das zu verändern.“
In die Erfolgspur zurückgekehrt ist nach zwei Niederlagen der FC Ingolstadt. „Ich hätte die drei Punkte gerne mitgenommen, doch der eine ist schon überragend“, betonte Coach Ralph Hasenhüttl. „Es war ein runder Tag für mich“, ergänzte auch Marvin Matip nach dem Duell mit seinem bei Schalke spielenden Bruder Joel. „Ich glaube, dass ich mit dem 1:1 besser leben kann als er.“