Huub Stevens genießt die Rückkehr ins Rampenlicht
Köln (dpa) - Huub Stevens analysierte mit einem zufriedenen Lächeln das 0:0 seines neuen Arbeitgebers 1899 Hoffenheim beim 1. FC Köln.
Unaufgeregt zeigte er sich, mit der ganzen stoischen Gelassenheit des Erfahrenen ließ er erste Erkenntnisse seiner Tätigkeit in Nordbaden Revue passieren - der 61-Jährige aus dem holländischen Sittard schien seine Rolle als „Feuerwehrmann“ der Bundesliga so richtig zu genießen.
Nur einmal wurde er seinem Beinamen „Knurrer von Kerkrade“ gerecht. „Das stört mich, ich bin kein Defensivtrainer“, ließ er wissen. Nein, darauf, dass die Null stehen muss, lässt sich ein Stevens nicht mehr reduzieren.
Aber sie stand nach den zumeist wenig erbaulichen 90 Minuten vor den 48 000 Zuschauern an Stevens' einstiger Wirkungsstätte. Und das war für 1899 auch gut so. Denn bei einem neuen Team, das in dieser Saison unter Stevens-Vorgänger Markus Gisdol schon sechsmal verloren und vor dem Gastspiel im Rheinland auswärts lediglich vier Pünktchen ergattert hatte, müsse man immer anfangen, „die Mannschaft von hinten aufzubauen“, so Stevens.
Also: Unsicherheiten beseitigen, aber auch das Ziel haben, den in Hoffenheim einst durchaus ertragreichen Kombinationsfußball wieder so zu zelebrieren, dass auch vorn etwas dabei herausspringt. Beim FC, der zuletzt mit dem 0:1 gegen Hannover, dem 0:4 bei den Bayern und dem 0:1 im Pokal in Bremen drei Pflichtbegegnungen in Serie verloren hatte, versuchten es die Kraichgauer zumindest, wenngleich 1899-Keeper Oliver Baumann einräumte, dass zuletzt „viel über die Defensive geredet“ worden sei.
„Wir sind auch nach vorne gekommen, wir hatten Momente vor dem Kölner Tor“, kommentierte Stevens die immerhin zehn Schüsse Richtung Timo Horns Gehäuse und das Eckenverhältnis von 5:5, das nicht unbedingt die These stützt, Stevens sehe das Zerstören gegnerischer Offensivaktionen als wichtigstes Unterfangen.
Die Politik der kleinen Schritte werden sie nun gehen im Kraichgau, wo Stevens im Sommer 2016 das Trainer-Zepter an den erst 28-jährigen Julian Nagelsmann übergeben wird. Stevens sprach von „einem kleinen Schritt“ beim torlosen Remis von Köln, sein Kapitän Pirmin Schwegler immerhin schon vom „ersten Schritt. Die nächsten müssen nun folgen.“
Baumann hielt es lieber mit seinem neuen Coach, als er festhielt, „das war ein kleiner Schritt - auf jeden Fall in die richtige Richtung“. An der Einstellung habe sich nichts geändert, „die war immer top in der ganzen Mannschaft“.
Das 0:0 aber hatten die Hoffenheimer vor allem einem ihrer Ehemaligen zu verdanken: Anthony Modeste. Der Franzose vergab für den FC gleich vier wunderbare Möglichkeiten, hätte den Dreier allein perfekt machen können. Ob er gegen seine einstigen Mitspieler möglicherweise übermotiviert war? FC-Trainer Peter Stöger meinte hierzu nur: „Tony ist vom Charakter her so, dass er die Spiele alle gleich angeht.“ Und dann lobte Stöger gleich sein ganzes Team, als er trotz des 100. 0:0 in der Erstliga-Historie der Rheinländer feststellte, dass „die Mannschaft alles abrufen und unbedingt gewinnen möchte“.