Bremens Neu-Manager Baumann in der Skripnik-Zwickmühle

Bremen (dpa) - Den Tag nach der dritten Pflichtspiel-Niederlage der noch jungen Fußball-Saison startete Viktor Skripnik mit einem Klassiker für Tabellenletzte. Der Trainer des SV Werder Bremen strich den freien Tag der neuen Woche.

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Und der bereits früh unter Druck geratene Coach betonte: „Wir haben alles unter Kontrolle.“ Das Spiel bei der 1:2-Niederlage gegen Augsburg hatten die Bremer am Vortag sicher nicht kontrolliert. Auch deshalb sagte Skripnik keine 18 Stunden später: „Wir haben uns den freien Tag nicht verdient. Ich will die Mannschaft in dieser Woche jeden Tag sehen.“ Tatsächlich gibt es viel Arbeit in Bremen.

Werder hat die ersten drei Pflichtspiele der Saison verloren, ist dabei im Pokal gegen den Drittligisten Sportfreunde Lotte ausgeschieden und hat bereits zehn Gegentore kassiert. Daher musste Skripnik am Montag auch die Torwart-Frage beantworten und erklären, dass Felix Wiedwald trotz der Trefferflut die Nummer eins in Bremen bleibe. „Es gibt bei uns keine Torwartdiskussion“, betonte der Coach.

Eine Trainerdiskussion gibt es in Bremen auch nicht - zumindest wenn man den Verantwortlichen Glauben schenkt. Während rund um das Weser-Stadion wieder heftig über die Eignung von Skripnik kontrovers diskutiert wird, halten die entscheidenden Werderaner zum ukrainischen Fußball-Lehrer. Trotz der Schreckensbilanz.

Die Bremer Verantwortlichen wollen den selbst postulierten Werder-Weg weitergehen. Der langjährige Spieler soll als Trainer ausreichend Zeit erhalten. Bereits in der Pause des Augsburgs-Spiels nahm Marco Bode als Boss des Aufsichtsrates den ehemaligen Mitspieler in Schutz. Anschließend stellte sich auch Manager Frank Baumann vor Skripnik.

„Wir sind davon überzeugt, dass Viktor da rauskommt“, sagte Baumann im letzten seiner zahlreichen Interviews nach einer bitteren Niederlage. Der neue Manager erinnerte an die schwierigen Situationen der Vorsaison, als Werder erst am letzten Spieltag den Klassenverbleib schaffte: „Alle waren der Überzeugung, dass Viktor die Kraft nicht hat. Er hat alle eines Besseren belehrt - und er wird das auch dieses Mal mit der Mannschaft schaffen.“

Baumann steckt gleich in seinen ersten Monaten in seinem Job in einer schwierigen Situation. Baumann war ja nur Sportchef geworden, weil sein Vorgänger Thomas Eichin den Coach nach der Werder-Rettung am letzten Spieltag loswerden wollte. Baumann startete also mit der Maßgabe, dass der Coach weitermachen darf. Und er lieferte schon bald ein beliebtes Mittel der Manager-Gilde, als er den Vertrag des angeschlagenen Coaches vorzeitig verlängerte und so ein Zeichen setzen wollte.

Baumann hat sich damit selbst in eine Zwickmühle gebracht. Der ehemalige Kapitän und Skripnik-Mitspieler wurde nach der Augsburg-Niederlage bereits gefragt, wie lange er es selber mit den Treueschwüren für den Trainer aushalte. Der Manager-Novize ließ die Frage unbeantwortet und sagte stattdessen: „Wir sind davon überzeugt, dass Viktor da rauskommt. Er hat schon deutlich schwerere Situationen gemeistert.“ Und Baumann forderte etwas, was viele Werder-Fans nicht mehr haben: „Wir brauchen die Geduld.“