Bundesliga-Endspurt bietet noch jede Menge Dramatik

Düsseldorf (dpa) - Vor einem Jahr war einiges anders, nichts war vor dem 29. Bundesliga-Spieltag 2011/2012 klar. Dortmund und die Bayern fighteten erbittert um den Titel, Schalke und Mönchengladbach um die direkte Qualifikation für die Champions League.

Absehbar war damals eigentlich nur, dass sich der 1. FC Kaiserslautern nicht in Deutschlands erster Fußball-Liga halten würde.

Und heute? Die Bayern sind Meister, der gesamte Entscheidungsrest ist offen. Der entthronte Titelträger BVB ist klarer Kandidat auf Platz zwei, Leverkusen und Schalke liefern sich in Gelsenkirchen ein Duell um die direkte Champions-League-Teilnahme. Vor Jahresfrist waren Schalke und Mönchengladbach als Dritter und Vierter in diesen Zweikampf verwickelt. Dahinter klaffte bereits eine Zehn-Punkte-Lücke zu Hannover 96.

Diesmal birgt das Rennen um die internationalen Startplätze eine enorme Dramatik. Zwischen Schalke (45) und Bayer (49) kommt es zu einer Art Königsklassen-Endspiel. „Wenn einer unter Druck steht, dann nur der FC Schalke“, sagte Bayer-Kapitän Simon Rolfes dem „Kicker“. Sein „Vize“ Lars Bender stellt sich indes schon „auf eine ganz heiße Nummer ein, weil Schalke die Chance nutzen will, uns richtig auf die Fersen zu kommen“. Immerhin gewann Schalke fünf der vergangenen sechs Erstliga-Aufgaben und machte jede Menge Zähler gut.

Ein Dauer-Aufreger ist das Schneckenrennen um die Europa-League-Ränge. Vieles ist denkbar: Bis zum Hamburger SV auf Platz elf reicht die Liste derer, die in der kommenden Saison ihre Reisen über den Kontinent antreten möchten. Auch der 1. FC Nürnberg ist nach neun nicht verlorenen Spielen ein Kandidat - aber: Der „Club“ muss ausgerechnet jetzt zum 186. bayerisch-fränkischen Derby bei den Bayern antreten. Dort herrscht große Gelassenheit.

Münchens Sportvorstand Matthias Sammer kündigte angesichts der Dauerbelastung in drei Wettbewerben eine Aufstellung von Jupp Heynckes an, die überraschen wird: „Wir können nicht nur an der roten Lampe arbeiten. Geistiger und körperlicher Anschlag permanent geht nicht.“ Also eine Bayern-B-Elf? Nürnbergs Trainer Michael Wiesinger weiß trotzdem eines ganz genau: „Es muss schon ein perfekter Nachmittag werden, um da was mitzunehmen.“ Letzter „Club“-Erfolg in München: am 28. März 1992 (3:1).

In der Abstiegsregion hat sogar die abgeschlagene SpVgg Greuther Fürth bei 18 noch zu vergebenden Punkten eine Chance auf die Rettung - theoretisch. Fürth (15 Punkte) ist ohne Saison-Heimsieg und taumelt bei einer Pleite gegen Dortmund der 2. Liga immer schneller entgegen. Noch ist es quasi ein Vierkampf gegen den Abstieg: Düsseldorf (29), Augsburg (24) und Hoffenheim (23) sind am intensivsten gefährdet. Bremen (31), Stuttgart und Wolfsburg (beide 33) bilden die Fraktion der Wackelkandidaten.

Fürths Coach Frank Kramer propagiert gegen den BVB „allerletzte Konsequenz“. Ob's hilft? Wohl nicht. Hoffenheims neuer Trainer Markus Gisdol setzt nach dem möglicherweise befreienden 3:0 gegen Düsseldorf in Wolfsburg auf einen Vergleich aus dem Tierreich: „Wir wollen den Gegner wie ein Bienenschwarm jagen.“ Hochrechnungen und Ergebnisse interessieren ihn angeblich nicht.

Für Fortunas Chef-Übungsleiter Norbert Meier, einen ehemaligen Bremer, „zählen alte Lieben nicht“, wie er dem „Express“ vor dem Duell mit Werder anvertraute. Und beim FC Augsburg herrscht vor der Sonntags-Auseinandersetzung mit Eintracht Frankfurt Optimismus: „Wir sind weiterhin vom Klassenerhalt überzeugt“, sagte FCA-Profi Kevin Vogt, dessen Kollege Daniel Baier die Marschroute ausgab: „Wir werden weiter arbeiten und die nötigen Punkte holen.“