Bundesliga-Klassenkampf nimmt Fahrt auf

Berlin (dpa) - Der Klassenkampf geht in seine entscheidende Phase: Drei Spiele vor Toresschluss zittern acht Bundesligaclubs um den Verbleib im Fußball-Oberhaus, schon am Freitag werden erste Fakten geschaffen.

Im Duell der letztjährigen Aufsteiger will der 1. FC Kaiserslautern die Kiez-Kicker vom FC St. Pauli zurück in die Zweitliga-Hölle verbannen. Beim zeitgleichen Wiedersehen von Wolfsburgs Spielmacher Diego mit seinen alten Bremer Gefolgsleuten steht vor allem der VfL unter Zugzwang. Felix Magaths „Wölfe“ belegen Relegationsplatz 16 - die Klippe zur 2. Liga.

Am bedrohlichsten ist die Lage am Hamburger Millerntor. Seit dem Derbysieg gegen den HSV wartet Pauli auf einen Sieg, neun Spiele lang schon. Die Form ist schlecht, der Trainer macht sich am Saisonende aus dem Staub, die rote Laterne beim Schlusslicht leuchtet grell wie nie. Trübe Aussichten für die Kiezkicker, die mit 29 Punkten schon fünf Zähler hinter einem Nichtabstiegsplatz rangieren.

„Der Blick auf die Tabelle fühlt sich nicht gut an“, räumte Verteidiger Ralph Gunesch zerknirscht ein. Und Marius Ebbers, zum Bankdrücker degradierter Paulianer Torjäger a.D., bilanzierte voller Sorge: „Wenn wir in Kaiserslautern verlieren, dann weiß ich, dass es so gut wie gelaufen ist.“ Um die letzte Chance beim Schopf zu packen, geht der zum Ligarivalen wechselnde Holger Stanislawski neue Wege und bezog schon am Mittwoch mit seinem Team ein Kurz-Trainingslager. „90 Minuten lang ist alles erlaubt, was zum Erfolg führt“, meinte er.

Dagegen ist die Lauterer Ausgangsposition fast schon komfortabel: Mit 37 Punkten stehen die Pfälzer gut da, benötigen wohl maximal noch drei Punkte. „Wir befinden uns auf einem guten Weg. Mit einem Dreier dürfte der allerletzte Schritt zum Klassenerhalt gelungen sein“, sagte Mittelfeldantreiber Christian Tiffert.

Werder genügt gegen Wolfsburg bereits ein Remis, um einen Tag vor dem 50. Geburtstag von Trainer Thomas Schaaf das rettende Ufer zu erreichen. Die Profis möchten ihrem langjährigen „Chef“ die Party natürlich nicht vermiesen - und ihre Serie von acht Partien ohne Pleite fortsetzen. „Jetzt wollen wir vor heimischem Publikum alles klarmachen“, forderte Kapitän Torsten Frings. Mit 38 Punkten ist Werder noch nicht aus dem Schneider.

Der erste Sieg unter dem neuen und alten Alleinherrscher Magath hat Wolfsburg für einige Tage etwas durchatmen lassen - von Entspannung ist aber auch nach dem 4:1 über die ebenfalls gefährdeten Kölner nichts zu sehen. Im Gegenteil: „Der 1. FC Köln ist nicht wirklich ein Maßstab gewesen“, bemerkte der oberste Boss - nicht Magath, sondern VW-Konzernchef Martin Winterkorn.

Der Brasilianer Diego kehrt am Freitag in die alte Bremer Heimat zurück, wo er bis 2009 die Fans verzauberte. Beim VfL aber liefert der Spielmacher konsequent Magerkost ab. „In erster Linie ist es ein wichtiges Spiel für den VfL Wolfsburg, nicht für Diego“, sagte Magath vor dem Nord-Derby. Nach jetzigem Stand müssten die Niedersachsen in der Relegation gegen den Dritten der 2. Liga antreten.

Ihrem taumelnden FC trauen immerhin die Kölner Buchmacher noch den Klassenverbleib zu: die Quote jedenfalls ist schlechter als die für den fünften Abstieg der „Geißböcke“. Mit dem aus der Not berufenen Interimstrainer Volker Finke - gekommen für den zurückgetretenen Frank Schaefer - soll die jüngste Talfahrt am Samstag gegen den Zweiten Bayer Leverkusen gestoppt werden.

Schon um seine letzte Chance spielt der Tabellen-17. Borussia Mönchengladbach gegen Hannover 96. Eintracht Frankfurt, Viertletzter, hofft im Derby beim FSV Mainz 05 endlich auf einen Sieg. Vor dem fünften Anlauf wartet der einstige Top-Motivator Christoph Daum noch immer auf seinen ersten Dreier.