Oenning hat Vertrag - „Schaulaufen“ gegen Freiburg
Hamburg (dpa) - Michael Oenning hat seinen Vertrag als Chefcoach unterschrieben und das „Schaulaufen“ für die Fußball-Profis des Hamburger SV eröffnet.
„Die Spieler haben die Chance, sich zu zeigen und Werbung in eigener Sache zu machen“, sagte der Hoffnungsträger bei der Pressekonferenz zum Bundesliga-Heimspiel gegen den SC Freiburg am 30. April. Der 45-Jährige berichtete grinsend, er habe seinen Kontrakt bis 2013 „fünf Minuten vor Beginn der Presse-Runde“ unterzeichnet. Mit der Clubspitze hatte er zwar schon vor Tagen grundsätzliche Einigung erzielt, doch der Aufsichtsrat musste Oennings Beförderung vom Co- zum Cheftrainer noch formell absegnen.
„Die restlichen Spiele laufen nicht nebenbei, sondern sind für mich ein Hinweis auf die neue Saison“, betonte der Münsterländer, der damit offiziell Nachfolger des am 13. März entlassenen Armin Veh ist. Zwar ist der Sprung auf einen Europa-League-Platz theoretisch noch möglich, doch im Grunde haben die Hanseaten das Thema abgehakt. Man werde zwar nichts unversucht lassen, betonte Oenning, „aber der Fokus liegt woanders“. Er will keine Zeit verschenken und den nötigen Neuaufbau einer wettbewerbsfähigen Mannschaft umgehend einleiten.
Da gegen Freiburg Stammkräfte wie Ruud van Nistelrooy und Mladen Petric (beide verletzt) fehlen, können sich dem neuen Chef andere Profis empfehlen. Erwartet wird, dass Oenning Paolo Guerrero und Son Heung Min in vorderster Reihe eine Chance gibt.
Mit Guerrero, der gern beim HSV bleiben möchte, sich durch einige Vorfälle zuletzt aber selbst geschadet hat, führte Oenning gerade ein klärendes Gespräch. „Er soll sein Potenzial abrufen und alles in die Waagschale werfen. Ich hoffe, er hat verstanden.“ Da im Sommer aber auch Asse wie Frank Rost und Piotr Trochowski gehen, zudem die Ausgaben für den Kader um ein Drittel auf 35 Millionen Euro reduziert werden müssen, erwartet das neue Führungsduo Oenning/Frank Arnesen harte Arbeit.
Der künftige Sportchef Arnesen, derzeit noch für den FC Chelsea in London tätig, fand lobende Worte für Oenning. „Wir haben über seine Fußball-Philosophie, verschiedene Systeme, wie er trainiert und über jeden einzelnen Spieler gesprochen. Da habe ich gemerkt: So ein Mann muss die Chance bekommen, unser Coach zu sein.“ Dass dessen Bilanz (1 Sieg, 3 Unentschieden, 1 Niederlage) mager ausfällt, relativiert Arnesen. „Man darf nicht vergessen, dass er in einer schwierigen Phase befördert wurde.“ Den Neuaufbau traut er Oenning jedenfalls zu. „Er kann sehr gut mit jungen Spielern arbeiten, sie führen, entwickeln und hat einen sehr guten Überblick über den Markt.“
Oenning sieht in seiner Aufgabe eine Herausforderung. „Wenn man Hierarchien aufbricht, können sich immer neue Strukturen bilden“, sagte der Coach, der einst beim 1. FC Nürnberg eine ähnliche Aufgabe mit einigem Erfolg bewältigte. „Wir müssen die Geduld haben, junge talentierte Spieler auszubilden und dahin zu bringen, dass sie uns in Zukunft weiterbringen können. Man kann nicht erwarten, dass sie nach zehn Bundesliga-Spielen für uns die Kastanien aus dem Feuer holen. Aber wir haben die Aufgabe, sie dorthin zu führen.“