Saisonstart: FC Bayern München gegen Werder Bremen Bundesliga: Zehn Gründe für eine gute Zeit

Mit dem Spiel des FC Bayern gegen Werder Bremen startet heute (20.30 Uhr/ARD) die 54. Saison der Fußball-Bundesliga

Wer reckt in diesem Jahr die Schale nach oben?

Foto: Bernd Thissen

<h2>Signore Ancelotti

Niemand weiß, ob die Bayern bewusst einen Gegenentwurf zu Pep Guardiola gesucht haben. Sicher ist, dass sie ihn mit Carlo Ancelotti gefunden haben. Wo den Katalanen Guardiola vor allem Systemfragen und Taktik umtrieben, steht beim Italiener der Spieler mit seinen Begabungen im Mittelpunkt. Er ist nah dran. Ganz nah. „Man muss nicht rumbrüllen, um Autorität und Erfolg zu haben“, sagt er. Toni Kroos, der Ancelotti als Trainer bei Real Madrid erlebte, hat gesagt: „Als er ging, waren alle traurig - auch die, die nicht gespielt haben und Grund gehabt hätten, ihn dafür zu kritisieren. Es fiel kein negatives Wort über ihn. Das ist außergewöhnlich.“

Genießt es, liebe Bundesliga-Profis, es kommt das letzte Jahr, in dem ihr nicht auch noch am Montagabend ran müsst. Bald ist es damit vorbei. Dafür danken wir den TV-Sendern, die immer mehr Geld in die Liga pumpen und dafür immer mehr Rechte und Sendeplätze bekommen. Dafür freuen wir uns auf das Duell der Karnevalshochburgen Köln und Mainz — am liebsten am Rosenmontag.

Totgesagte leben länger. Aufsteiger SV Darmstadt 98 galt als sicherer Absteiger, noch ehe der erste Ball gespielt war. Doch Trainer Dirk Schuster pflegte das Bild vom gallischen Dorf (Darmstadt), das sich den übermächtigen Feinden mutig entgegenstemmt — mit Erfolg. Und wer würde nun besser in die Asterix-Rolle passen, als Norbert Meier? Meiers Bundesliga-Erfahrung als Trainer umfasst 60 Spiele: Borussia Mönchengladbach betreute er 1997/98 für elf Spiele, den MSV Duisburg 2005/06 für 15 Partien. 2012 schließlich stieg er mit Fortuna Düsseldorf ins Oberhaus auf, konnte den Abstieg jedoch nicht vermeiden.

Neben Marco Ancelotti bei den Bayern gibt es nur einen richtigen Frischling: Markus Kauczinski. Der Westfale kommt vom Karlsruher SC und will sich jetzt beim FC Ingolstadt beweisen. Norbert Meier ist ein Rückkehrer. Interessant wird die Liga aber auch durch die Wechsel: Markus Weinzierl bei Schalke 04, Ralph Hasenhüttl bei RB Leipzig und Dirk Schuster in Augsburg — sie alle müssen sich neu beweisen.

Das ist schon verrückt: Bakery Jatta (18) wuchs ohne Eltern auf, flüchtete 2015 aus seiner Heimat Gambia nach Bremen, dann nach Hamburg. Der HSV gab dem talentierten Stürmer, der noch nie bei einem Verein spielte, einen Dreijahres-Vertrag. Wir freuen uns auf sein erstes Bundesliga-Tor.

Robert Lewandowski gegen Pierre-Emerick Aubameyang war das jüngste Duell. Lewandowski gewann mit 30 Treffern. Der Dortmunder (25 Tore) wurde Zweiter. Jetzt will aber auch Alexander Meier wieder mitmischen. Der „Fußballgott“ aus Frankfurt und Torschützenkönig der Spielzeit 2014/15 fühlt sich wieder fit. Das Knie hält.

Im nationalen Fußball-Bewusstsein hat Mario Gomez bei der EM 2016 eine Art Wiederauferstehung gefeiert. Das ist der richtige Zeitpunkt, in die Bundesliga zurückzukehren. Jetzt wird er freudig begrüßt — selbst, wenn der VfL Wolfsburg als Arbeitgeber unter Fußball-Anhängern nicht größte Zuneigung genießt. Zurück ist auch (wieder einmal) Holger Badstuber. Hoffentlich halten Knochen, Sehnen und Muskeln dieses Mal länger. Wie bei André Schürrle die psychische Verfassung, wenn er wieder mit seinem Entdecker Thomas Tuchel zusammenarbeiten darf — nun in Dortmund.

Der Kontrast könnte kaum größer sein: Hier der traditionsreiche SC Freiburg, der kleine Verein mit den bescheidenen Ansprüchen aus dem Breisgau; dort der Retortenclub RB Leipzig mit den großen Ansprüchen aus der Sachsen-Metropole. Freiburgs Trainer Christian Streich ist mit seiner unorthodoxen Art eine Bereicherung für jede Liga. Und der Bullen-Club aus Leipzig ist ein Rotes Tuch für viele Fußball-Fans.

Trainer Markus Weinzierl und Manager Christian Heidel wirken so sachlich und ausgeglichen, wie man auf Schalke gar nicht sein kann. Eigentlich. Der Wechsel von den „Biotop“-Vereinen Augsburg und Mainz nach Gelsenkirchen stellt das Duo vor neue Herausforderungen. Einer der spannendsten Fragen, ob dieses Duo schon bald geliebt wird auf Gelsenkirchen. Oder ob der Verein dann doch als unbeherrschbar in die ewigen Jagdgründe eingehen wird.

Wenn Geld Tore schießt, dann dürfen sich die Fans auf einiges gefasst machen. Für Neuverpflichtungen haben die 18 Erstliga-Clubs bislang 455 Millionen Euro ausgegeben. Rekord! Und die Transferperiode läuft noch. Krösus sind aber nicht die Bayern, sondern Borussia Dortmund. Für Hummels (Bayern), Mkhitaryan (Manchester United) und Gündogan (Manchester City) nahm Dortmund 102 Millionen Euro ein, gab aber selbst mehr als 105 Millionen aus. Dafür wird der Borussen-Zirkus dem Publikum neue Ballartisten wie Ousmane Dembele, Marc Bartra, Emre Mor und Raphael Guerreiro präsentieren. Ancelotti sagt: „Dortmund mag der ärgste Konkurrent sein. Sie haben wirklich gute, junge Spieler gekauft mit viel Talent.“