BVB - der logische Meister
Dortmund (dpa) - Die Gier nach Erfolgen ließ die zwischenzeitliche Müdigkeit vergessen. Dank großer Geschlossenheit und Charakterstärke wiederholte das Meisterteam aus Dortmund seinen Vorjahreserfolg.
Dem Branchenführer aus München ist damit echte Konkurrenz erwachsen.
Noch im September schien der Zauber vorbei. Nach dem unglücklichen 1:2 in Hannover betrug der Abstand des damaligen Tabellenelften aus Dortmund auf Spitzenreiter FC Bayern bereits acht Punkte. Schlechter war noch nie ein Meister in die ersten sechs Bundesliga-Saisonspiele gestartet. 26 Partien später stieg in Dortmund die nächste Titelparty. Ohne weitere Niederlage schüttelte der Titelverteidiger alle Konkurrenten nach und nach ab. Aus seinem Stolz machte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke keinen Hehl: „Unser Erfolg hat nichts damit zu tun, dass andere schwach waren. Wir waren so stark.“
Damit widerlegte die Borussia die gängige These, dass nur ein schwaches Jahr des Rekordmeisters aus München anderen zum Titel verhelfen kann. Obwohl der FC Bayern eine ähnlich gute Saison wie in seinem vorerst letzten Meisterjahr 2010 spielte, blieb ihm das Nachsehen. Vor allem in den direkten Duellen mit den Titelaspiranten bewies Dortmund Klasse: Von zwölf möglichen Zählern aus den Spielen gegen die Bayern und Schalke 04 verbuchte der BVB die Maximalausbeute. „Wer die Bayern und Schalke in einer Saison zweimal schlägt, steht zu recht oben“, befand BVB-Präsident Reinhard Rauball.
Dass der FC Bayern im Titelkampf zweimal hintereinander leer ausging, gab es zuletzt 1995 und 1996. Damals wie heute dominierte der BVB. Dennoch verbietet sich ein Vergleich: Anders als das mit irrsinnigen Millionensummen zusammengestellte Starensemble aus den 90er Jahren lebt das aktuell deutlich preiswertere Team von seiner Geschlossenheit. Kein Bundesligist ging mit größerer Gier nach Erfolg und mit mehr Laufbereitschaft ans Werk. Selbst der Ausfall des kreativsten Spielers Mario Götze fast in der gesamten Rückrunde konnte deshalb kompensiert werden.
Der atemlose Balleroberungs- und Umschaltfußball gilt bereits seit der vergangenen Saison als stilprägend. Die von den Führungskräften Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer), Michael Zorc (Sportdirektor) und Trainer Jürgen Klopp bereits vor vier Jahren aus finanzieller Not erdachte Strategie, auf junge und hungrige Profis zu setzen, trägt mehr und mehr Früchte.
Zudem hat der BVB eine nicht zu unterschätzende emotionale Ressource erschlossen. Die Begeisterung, mit der die Profis zu Werke gehen, überträgt sich auf Fans, Sponsoren und Außenstehende. Wie schon 2011 genießt der BVB in Fußball-Deutschland hohe Wertschätzung. Das erhöht die Chance, mehr Marktanteile zu erobern. Zudem wird es dadurch leichter, selbst vom großen FC Bayern umworbene Stars wie Marco Reus nach Dortmund zu locken. Geschäftsführer Watzke bringt es auf den Punkt: „Diese zweite Meisterschaft sorgt für mehr Nachhaltigkeit als die erste.“
Gut möglich, dass den in wirtschaftlicher Hinsicht unangefochtenen Münchnern ein dauerhafter Konkurrent im Kampf um die nationale Vorherrschaft erwachsen ist. Allerdings sprechen die Leistungen der Dortmunder auf internationaler Bühne dagegen. Der Blamage in der Europa League ein Jahr zuvor folgte in dieser Saison das eines deutschen Meisters unwürdige Aus in der Gruppenphase der Champions League.
Watzke ist zuversichtlich, dass die Mannschaft diesen Makel ablegen wird: „Unsere junge Mannschaft hat nun Erfahrungen gesammelt und wird sich in der Champions League besser verkaufen. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.“