BVB gestrauchelt - Weidenfeller mahnt
Sinsheim (dpa) - Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprach eine sanfte Rüge aus, Trainer Jürgen Klopp zeigte sogar Humor - nur Torwart-Routinier Roman Weidenfeller hob nach der ersten Niederlage in diesem Jahr mahnend den Zeigefinger.
„Ich habe immer davor gewarnt, dass man die Pflichtspiele nicht so angeht wie Trainingsspiele. Heute sind wir dafür bestraft worden“, kritisierte Weidenfeller den fehlenden Biss der „Himmelsstürmer“ von Borussia Dortmund beim 0:1 in Hoffenheim.
„Wir wollten drei Punkte und haben keinen. Das ist die maximale Diskrepanz“, erklärte Klopp. Die erste Niederlage seit dem 18. Dezember 2010 hinterließ beim souveränen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga, der mindestens zwei Wochen auf Mittelfeldspieler Sven Bender (Schulterverletzung) verzichten muss, jedoch keine tiefen Spuren. „Das wirft uns nicht aus der Bahn“, sagte Weidenfeller, „aber es schärft die Sinne dafür, immer alles zu geben und die Spiele zielstrebig nach Hause zu fahren“.
Den 30 150 Fans in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena blieb nicht verborgen, dass die junge „Rasselbande“ des BVB die Aufgabe etwas zu lax angegangen und dafür von leidenschaftlich kämpfenden Hausherren bestraft worden war. „Wir haben nicht die optimale Leistung abgerufen“, sagte Watzke.
Fast im gleichen Atemzug relativierte er: „Wir hatten nicht die Erwartung, dass wir in der Rückrunde kein Spiel verlieren. Nun ist es heute passiert. Das ist sicher etwas ärgerlich, aber wir müssen damit leben.“ Nachwirkungen auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft befürchtet der BVB-Boss nicht. „Heute werden ein bisschen die Wunden geleckt, und dann geht es gleich weiter. Nächste Woche gegen Mainz müssen wir uns die Punkte wiederholen.“
Trotz klarer Feldvorteile stand bei den Gästen am Ende auf der falschen Seite die Null, weil sie im entscheidenden Moment zu verspielt wirkten. Und in den wenigen gefährlichen Szenen erwies sich Hoffenheims Torwart Tom Starke als Meister seines Fachs - sowohl bei einem „Hammer“ von Marcel Schmelzer (54.) als auch in der Schlussminute gegen Lucas Barrios. „Wir haben es nicht geschafft, den entscheidenden Punch zu setzen. Wir waren in allen Bereichen einen Tick besser, haben daraus aber zu wenige Chancen kreiert. Und die wir hatten, haben wir nicht genutzt“, analysierte Klopp.
Der Coach hatte sich vor dem Spiel seinen „Siegesbart“ abrasiert - und prompt setzte es eine Niederlage. Darauf angesprochen witzelte Klopp: „Ich wollte nur mal probieren, mir einen Vollbart wachsen zu lassen - und bin dabei unterbrochen worden.“
Mit der gebotenen Ernsthaftigkeit arbeitete er danach die dritte Saisonpleite in dieser Saison durch das Tor von Vedad Ibisevic (63.) auf. „Wir verlieren nach Siegen nicht den Blick für das Wesentliche und tun dies natürlich auch nicht nach einer Niederlage. Fußballerisch haben wir ein paar Fehler gemacht, das ist absolut menschlich und zu verzeihen“, erklärte Klopp. Die wichtigste Erkenntnis der 90 Minuten war für ihn: „Die Mannschaft hat kein Einstellungsproblem offenbart.“
Dies galt noch viel mehr für die Hoffenheimer, die ihre beste Rückrundenleistung zeigten und sich den Erfolg mit Leidenschaft und Kampfgeist verdienten. Am Ende waren die Hausherren dem 2:0 sogar näher als die Gäste dem Ausgleich, doch Ibisevic (87.) traf nur die Latte. „Ich denke, das war heute der Klassenerhalt. Wir haben eine tolle Laufbereitschaft gezeigt und waren in den Zweikämpfen präsent“, lobte TSG-Coach Marco Pezzaiuoli sein Team.