BVB-Vorsprung schrumpft - Dutt nach Leverkusen
Düsseldorf (dpa) - Die Fußball-Bundesliga wird auf der Zielgeraden zum Tollhaus. Vielerorts liegen die Nerven blank. Das sich rasend schnell drehende Trainer-Karussell sorgt für Befremden.
Wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr, wechselt der Freiburger Coach Robin Dutt zur neuen Saison als Trainer zu Bayer Leverkusen, auch wenn Bayer den Deal noch nicht bestätigte. „Es gibt definitiv keine Entscheidung“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Er verwies auf ein Gespräch mit Cheftrainer Jupp Heynckes, der sich an diesem Montag erklären will. Heynckes gilt als mutmaßlicher Nachfolger von Louis van Gaal beim FC Bayern München.
Verschossene Elfmeter, Schiedsrichterschelte und folgenschwere Patzer zeugen von der wachsenden Anspannung in der Saison-Endphase. Eine Fairplay-Debatte löste der späte Ausgleich zum 1:1 zwischen Spitzenreiter Borussia Dortmund und Mainz 05 aus. „Das war eine unfassbare Sauerei. Da tritt man das Fairplay mit Füßen“, giftete BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in seiner ersten Erregung.
Grund war der späte Ausgleich durch Petar Sliskovic (89.). Noch während BVB-Profi Neven Subotic angeschlagen am Boden lag, startete Mainz den Gegenangriff, statt den Ball ins Aus zu schießen. Auf die Vorwürfe reagierte der FSV-Coach Tuchel erzürnt. „Eine solche Unterstellung ist nicht haltbar. Keinem meiner Spieler kann nachgewiesen werden, er hätte den Spieler gesehen und wissentlich weitergespielt.“
Wie schon vor einer Woche nutzte Verfolger Leverkusen die Gunst der Stunde. Mit einem souveränen 2:0 (2:0) über den FC Schalke rückte das Heynckes-Team der Borussia wieder ein Stück näher. Binnen zwei Spieltagen schrumpfte der Rückstand von zwölf auf sieben Punkte. Dennoch sieht Watzke keinen Grund zur Sorge: „Wir werden nicht die Nerven verlieren, da braucht sich keiner Hoffnung machen“, sagte der BVB-Geschäftsführer.
Keinen Einstand nach Maß feierte Felix Magath beim Amtsantritt in Wolfsburg. Der erst am Mittwoch „auf“ Schalke freigestellte Trainer musste sich mit einem 1:1 (1:0) in Stuttgart begnügen. Ausgerechnet Grafite, der unter Magaths Regie zu einem der Schlüsselspieler der Meisterschaftsmannschaft von 2009 gereift war und der nach der Rückkehr des Fußball-Lehrers vollmundig Tore angekündigt hatte, sorgte für die Führung. Doch der Treffer von Georg Niedermeier in der Nachspielzeit verhinderte den Sprung der „Wölfe“ aus der Abstiegszone.
Schlusslicht Mönchengladbach taumelt nach dem fatalen Eigentor von Torhüter Logan Bailly beim 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern dem dritten Abstieg entgegen. Bailly hatte sich den Ball in der 61. Minute nach einer Ecke von Christian Tiffert selbst ins Netz gefaustet. „Wenn man diese wichtigen Punkte nicht holt, wird es extrem schwierig im Abstiegskampf“, sagte Sportdirektor Max Eberl angesichts des auf fünf Punkte gewachsenen Rückstands auf den Relegationsplatz.
Unterdessen feierte Michael Oenning beim 6:2 gegen Köln ein Traum-Debüt als Trainer in Hamburg. „Die Mannschaft hat sich den ganzen Frust von der Seele gespielt“, sagte Oenning, dessen Team eine Woche nach der 0:6-Klatsche in München und der Entlassung von Armin Veh befreit aufspielte. Als Matchwinner wurden der dreifache Torschütze Mladen Petric und Rekordmann Zé Roberto gefeiert, der mit seinem 330. Bundesligaspiel in der Ausländerstatistik mit Sergej Barbarez gleichzog und das sechste Tor per Elfmeter beisteuerte.
Im Kampf um die Champions League gaben sich die Bayern und Hannover 96 keine Blöße. Als Tabellen-Dritter wahrte 96 mit dem 2:0 gegen 1899 Hoffenheim den Zwei-Zähler-Abstand auf den Rekordmeister und freute sich über den Club-Rekord von 50 Punkten. Für die Münchner ist der Gedanke an die Europa League unerträglich. „Wenn du in der Europa League spielst, ist das kein Spaß“, sagte Franck Ribéry nach seinem Last-Minute-Siegtor (89.) und dem Kraftakt in Freiburg, mit dem er seinem Team die Chance auf Platz zwei oder drei erhielt.
Mit den Nerven aller Elfmeterschützen steht es weiter nicht zum Besten. Der Dortmunder Nuri Sahin vergab gegen Mainz bereits seinen dritten Strafstoß in dieser Saison. Beim 1:2 der Freiburger gegen die Bayern scheiterte Papiss Demba Cissè an Torhüter Thomas Kraft. Dagegen traf Theofanis Gekas beim 2:1 von Eintracht Frankfurt gegen St. Pauli zunächst vom Punkt und rettete mit seinem Siegtreffer Trainer Michael Skibbe vorerst den Job. „Wir hatten Glück und Theofanis Gekas“, sagte Skibbe nach dem ersten Sieg in der Rückrunde.
Gleich zwei Strafstöße verwandelte Sandro Wagner beim wichtigen 3:1-Erfolg von Werder Bremen in Nürnberg. Der „Club“ ging vor allem wegen der überzogenen Gelb-Roten Karte für Timothy Chandler und des zweiten Elfmeter-Pfiffes von Schiedsrichter Michael Weiner auf die Barrikaden. Torhüter Raphael Schäfer hatte Bremens Angreifer Claudio Pizarro (89.) wohl kaum berührt. „Jeder im Stadion hat es gesehen, nur der Schiedsrichter nicht“, schimpfte Schäfer.