BVB wie im Rausch - Löw: „Meisterform“

Dortmund (dpa) - Selbst der Bundestrainer geriet ins Schwärmen. „Die Borussia ist zurück in Meisterform“, lobte Tribünengast Joachim Löw nach dem famosen 3:1 (2:0) der Dortmunder über 1899 Hoffenheim.

Auch ohne seinen verletzten Superstar Mario Götze knüpft der Titelverteidiger mehr und mehr an das Topniveau der vorigen Saison an. Wie schon beim famosen 5:1 zum Rückrundenstart in Hamburg gab es für Fußball-Lehrer Jürgen Klopp nur wenig Grund zur Klage: „Das war phasenweise ein herausragendes Heimspiel.“

Selbst der Angstgegner aus Hoffenheim, der bisher noch kein Bundesliga-Spiel in Dortmund verloren hatte, ging im Angriffswirbel unter. Nur noch 180 Spielminuten ist der BVB von seiner Bestmarke aus der Vorsaison mit 15 Partien ohne Niederlage entfernt. „Wir haben uns zuletzt kontinuierlich verbessert. Das trägt nun Früchte“, sagte Shinji Kagawa.

Der Beste auf dem Platz bewies auch nach dem Schlusspfiff das größte Stehvermögen. Als die meisten seiner Teamkollegen längst auf dem Heimweg waren, gab der Japaner in den Stadion-Katakomben noch immer bereitwillig Interviews. Seine mit zwei Treffern gekrönte Galavorstellung beförderte ihn erstmals in dieser Saison ins Rampenlicht.

Urplötzlich schien der noch vor wenigen Tagen vorherrschende Kummer über den langen Ausfall von Götze verflogen. Zur Freude aller Fußball-Ästheten schlüpfte Kagawa in dessen Rolle als hochbegabter Künstler. Allein das geniale Zusammenspiel mit Kevin Großkreutz, das der schon in der 16. Minute erfolgreiche japanische Nationalspieler zum zwischenzeitlichen 3:0 (55.) nutzte, riss die Zuschauer von den Sitzen. „Das war natürlich ein Bilderbuchtor“, urteilte der Schütze.

Nach überwundener Formkrise, die ihm im Anschluss an eine lange Verletzungspause über Wochen zu schaffen machte, wirkt Kagawa gereifter. Schon im Trainingslager Anfang Januar in La Manga attestierte ihm Trainer Klopp deutliche Fortschritte. „Ich bin nicht mehr der Shinji von damals und habe intensiv an mir gearbeitet - vor allem im Bereich Torabschluss“, kommentierte Kagawa.

Nur gut für die Hoffenheimer, dass der BVB nach dem 3:0 die bis dahin hohe Taktzahl drosselte. Das verschaffte den Gästen Zeit zum Luft holen. Sie nutzten die Gelegenheit, um sich halbwegs manierlich aus der Affäre zu ziehen. Der Anschlusstreffer von Fabian Johnson (63.) gab sichtlich Auftrieb. „Auch wenn es lächerlich klingt, aus diesem Tor können wir Mut schöpfen. Schließlich haben wir uns nach dem 0:3 nicht abschlachten lassen“, sagte 1899-Torhüter Tom Starke.

Doch die Zeiten, in denen das von Unternehmer Dietmar Hopp alimentierte Team mit einem Europapokalplatz kokettieren konnte und die Investitionsbereitschaft des Mäzens grenzenlos schien, scheinen vorerst vorbei. Mit dem Verkauf von Torjäger Vedad Ibisevic an Stuttgart ging weitere Offensivkraft verloren. „Aber aus wirtschaftlichen Gründen mussten wir Ibisevic nicht abgeben“, erklärte Manager Ernst Tanner.

Auf der Suche nach gleichwertigem Ersatz bleibt bis zum Ende der Transferfrist am Dienstag nicht viel Zeit. Tanner will sich nicht nur Gedanken über eine etwaige Verpflichtung des in Wolfsburg ausgemusterten Srdjan Lakic machen. Der Angreifer steht in Hoffenheim besonders hoch im Kurs, könnte sich aber als zu teuer erweisen. „Wir sichten den Markt intensiv“, verriet der Manager.