Coach Schmidt dreht in Mainz an richtigen Stellschrauben
Mainz (dpa) - Den „schönen Ausgang einer sehr speziellen und anspruchsvollen Woche“ konnte Martin Schmidt mit seiner Familie und Freunden feiern.
Angeführt vom 82-jährigen Vater Beat und fünf Schwestern war fast alles, was im Kanton Wallis auf den Namen Schmidt hört, zur Premiere des neuen FSV-Trainers nach Mainz gekommen. Heimatliche Klänge der vier mitgeführten Kuhglocken sorgten beim 3:1 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt für Stimmung auf der Haupttribüne.
Neu-Trainer Schmidt gab sich nach dem Derbysieg bescheiden. „Was soll ich sagen?“, meinte der 47-Jährige, der erst am Dienstag Kasper Hjulmand als Trainer der Rheinhessen abgelöst hatte. Nein, ein Wunderheiler sei er beileibe nicht, betonte der Schweizer. Als gelernter Automechaniker habe er nur die richtigen Stellschrauben angezogen und die Bremsen gelöst.
Sein gelungener Einstand in der Fußball-Bundesliga ausgerechnet gegen Thomas Schaaf, den mit 501 Spielen erfahrensten Trainer, sei ohne den Dänen Hjulmand nicht möglich gewesen. „Der Trainer vor mir hat nicht alles falsch gemacht, sonst hätte ich nicht eine Mannschaft bekommen, die Eintracht Frankfurt schlagen und auf diese Art und Weise niederringen kann“, bekannte Schmidt, der seinem Team die geforderte Leidenschaft in der Coaching-Zone vorlebte.
Noch habe nicht alles geklappt, monierte der Schweizer. „Wir haben einiges zu unsauber gespielt. Aber man hat gesehen, was wir spielen wollen. Wir haben alle Lauf- und Sprintwerte dieser Saison getoppt. Wir haben in der zweiten Halbzeit die Zweikampfstatistik gewonnen. Wichtig waren heute die physischen Werte. Und da haben wir richtig einen rausgehauen. Wir sind fünf, sechs Kilometer mehr gelaufen als der Gegner“, analysierte Schmidt.
Für Schmidt war es aber nur ein ersten Schritt Richtung Klassenverbleib. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Leidenschaft allein wird auf Dauer nicht reichen“, meinte er. Erstmals in dieser Spielzeit drehten die 05er einen Rückstand. Christian Clemens (38. Minute), Johannes Geis (47.) und Yunus Malli (50.) nach der Frankfurter Führung durch Stefan Aigner (35.) sorgten dafür, dass die Eintracht weiter ohne Derby-Sieg in Mainz bleibt.
Alles richtig gemacht, konnte die Mainzer Führungsriege sagen. „Da steht nicht nur Mainz 05 drauf, da ist auch Mainz 05 drin. Ich bin happy. Das war ein Zeichen“, sagte Präsident Harald Strutz. „Die Spieler haben verstanden, was Schmidt spielen will. Sie haben sich für den ungeheuren Aufwand belohnt. Martin ist wie ein zwölfter Spieler“, lobte Manager Christian Heidel. Der Ballbesitz-Fußball, den sich Hjulmand verschrieben hatte, wurde von leidenschaftlicher Jagd auf Ball und Gegner abgelöst.
Bei seinen Spielern hat Schmidt schon gewonnen. „Wir haben einen guten Plan gehabt“, meinte Kapitän Niko Bungert, deshalb sei es „ein perfekter Tag“ gewesen. Das leidenschaftliche Spiel gibt der Mannschaft Schwung und Selbstvertrauen. Was der fünfte Saisonsieg wirklich wert ist, müssen die Mainzer am nächsten Samstag im Auswärtsspiel bei 1899 Hoffenheim unter Beweis stellen. Schmidt: „Wir werden uns wieder kleine Ziele setzen.“