Torhungrige Bayern auf Rekordkurs - Sammer zufrieden
Paderborn (dpa) - Selbst Dauernörgler Matthias Sammer fand diesmal wenig Grund zur Klage. „Wir haben nur noch ein kleines bisschen Luft nach oben“, urteilte der Sportvorstand des FC Bayern nach dem 6:0 (2:0) beim SC Paderborn in für seine Verhältnisse schon fast schwärmerischer Manier.
Nur eine Woche nach dem 8:0 über den Hamburger SV dominierten die Münchner auch den nächsten Gegner nach Belieben. Die devote Haltung von SC-Trainer André Breitenreiter passte ins Bild vom ungleichen Duell: „Wir haben gegen die weltbeste Mannschaft mit dem weltbesten Trainer gespielt. Man kann diesen Zug nicht aufhalten. Ich danke für dieses tolle Erlebnis.“
In nur zwei Partien gelangen den Münchnern genau so viele Treffer wie dem HSV in den ersten 21 Spielen. Zudem steuern Arjen Robben und Co. auf Rekordkurs. Bisher nur ein Mal wurde die 100er-Marke durchbrochen - vom FC Bayern in der Meistersaison 1971/72. Damals wie heute standen nach 22 Spieltagen 59 Tore zu Buche.
Mittlerweile geht es den meisten Bundesliga-Gegnern nur noch um Schadensbegrenzung. Vor allem, wenn es sich um ein Low-Budget-Team wie den Aufsteiger aus Ostwestfalen handelt. Obwohl der Taktik-Trend im modernen Fußball hin zur 3er-Abwehrkette geht, bot Breitenreiter in der Defensivreihe gleich fünf Profis auf. Dieses Bollwerk hielt gute 20 Minuten, ehe Robert Lewandowski mit seinem zweiten Saison-Doppelpack (24./37.) standesgemäße Verhältnisse herstellte.
Die Laune von Bayern-Coach Pep Guardiola war ähnlich gut wie die von Sammer: „Ich bin sehr zufrieden, weil wir nach einer Champions-League-Partie mit großer Seriosität gespielt haben.“ Vier Tage nach dem 0:0 gegen Schachtjor Donezk fiel es den Bayern nur zu Beginn der Partie schwer, auf Touren zu kommen. Neben Lewandowski rundeten Robben (63./Foulelfmeter/86.), Franck Ribéry (72.) und Mitchell Weiser (78.) mit seinem ersten Bundesliga-Tor die souveräne Vorstellung ab. Mit einem Mal war der eher mäßige Auftritt in der Ukraine vergessen.
Auch die Stimmung des gegen Donezk noch auf die Bank verbannten Lewandowski besserte sich spürbar. Auf die Frage, ob sein Verhältnis zum Trainer angespannt sei, antwortete der polnische Nationalspieler mit schelmischem Grinsen: „Die Presse muss manchmal einfach etwas zu schreiben haben. Ich habe kein Problem.“
Neben Lewandowski schlüpfte Robben in die Rolle eines Hauptdarstellers - als umsichtiger Vorbereiter und eiskalter Vollstrecker. Mit seinen Saisontreffern 15 und 16 übernahm der Niederländer die alleinige Führung in der Torschützenliste. Verabredungsgemäß überließen ihm die Kollegen den Elfmeter zum 3:0. „Wir haben vor dem Spiel beim Essen noch darüber geredet. Basti hat gesagt: Du bist in der Torschützenliste vorne dabei, wenn ein Elfmeter kommt, musst du schießen“, verriet Robben und fügte an: „Daran habe ich Thomas erinnert - und er hat mir den Elfmeter geschenkt.“
Von solchen Deals können die Paderborner derzeit nur träumen. Nach der höchsten Saisonschlappe und dritten Heimniederlage in Serie wächst die Abstiegsangst. Zu allem Überfluss wird der nach einer Notbremse mit der Roten Karte bestrafte Florian Hartherz vorerst fehlen. Immerhin machten die aufmunternden Worte von Guardiola Mut für die kommenden Wochen: „Ich habe vorher gesagt, dass Paderborn in der Bundesliga bleibt. Jetzt bin ich mir sicher.“ Dieses Orakel war ganz nach dem Geschmack seines Gegenübers Breitenreiter: „Gegen Ende der Saison komme ich darauf zurück und unterschreibe es jetzt.“