Baustellen auf Schalke „Cooler Typ“ Domenico Tedesco sammelt Pluspunkte
Gelsenkirchen (dpa) - Emotionale Pluspunkte hat Domenico Tedesco vor dem eigentlichen Start schon fleißig gesammelt. Am Mittwoch absolvierte der neue Schalke-Trainer einen Interview-Marathon und überzeugte durch Eloquenz und Charme.
Bei der „WAZ“ meldeten sich am Tag des Erscheinens gar Fans des Erzrivalen Borussia Dortmund und sprachen von einem „coolen Typen“. Emotionale Pluspunkte sind rund um Schalke noch etwas wichtiger als an den meisten anderen Standorten. Doch Aufbruchstimmung ist dort auch leicht zu erzeugen. André Breitenreiter wurde vor zwei Jahren schnell als volksnah bejubelt, Markus Weinzierl bekam in der vergangenen Saison einen solchen Vertrauensvorschuss, dass auch nach fünf Niederlagen zum Auftakt erstmal keine Unruhe aufkam. Beide schafften nur eine Saison. Und auch Tedesco wird schnell liefern müssen.
Dass er selbst auf keine Profi-Karriere verweisen kann, betrachtet der 31-Jährige als erschwerenden, aber nicht problematischen Faktor. „Es ist sicher kein Nachteil, als Trainer ein ehemaliger Profi zu sein“, sagte er der „Funke Mediengruppe“. „Die Jungs schauen zu dir auf, und kurzfristig hilft das. Mittelfristig aber geht es nur noch um Inhalte.“
Doch vor dem Trainingsauftakt am Montag gibt es einige Baustellen. Die Zukunft der Jungstars Max Meyer und Leon Goretzka ist offen, viele Spieler ohne Perspektive haben noch keinen neuen Verein gefunden. Immerhin holten die Schalker am Donnerstag im spanischen Innenverteidiger Pablo Insua (23) von Deportivo La Coruna den ersten echten Neuzugang und füllten auch ein wichtiges Vakuum: Als Co-Trainer verpflichteten sie Ex-Profi Peter Perchtold, auch erst 32 Jahre alt, der zuletzt in gleicher Funktion unter Martin Schmidt bei Mainz 05 arbeitete.
Der für viele als Favorit geltende Peter Hermann (65) vom Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, der 2013/14 auf Schalke Jens Keller assistierte, hatte zuvor abgesagt. „Ich habe mich entschieden, meinen Vertrag bis Saisonende bei Fortuna zu erfüllen“, sagte er am Donnerstag der „Bild“: „Ich bin ein loyaler Typ, deswegen ist die Entscheidung so gefallen.“
Tedesco hatte zuvor erklärt, dass das Alter ebenso wie der Faktor Zeit nachrangig sei. Es habe „pro Tag wahrscheinlich 20 Anfragen“ für diese Stelle gegeben, sagte er der „Bild“. Es müsse, so Tedesco im „kicker“, nicht nur unter fachlichen, sondern auch unter menschlichen Gesichtspunkten passen. „Ein Co-Trainer ist bei mir kein Hütchenaufsteller.“
In Bezug auf den Kader fordert Tedesco trotz der klaren Zielvorgabe der Rückkehr in den Europacup keine großen Änderungen. Die Ansicht von Manager Christian Heidel, das Team sei grundsätzlich gut, teile er, sagte er der „Sport Bild“: „Ich finde, dass es eine gute Basis ist und wir uns nur punktuell verbessern werden.“