Das 100. Jubliäums-Derby im Zeichen des Abstiegskampfs

Hamburg (dpa) - Bei diesem Jubiläum gibt es keinen Grund zum Feiern. Zum 100. Mal spielen Werder Bremen und der Hamburger SV am Samstag in der Fußball-Bundesliga gegeneinander - kein anderes Duell gab es so oft in der höchsten Spielklasse.

Foto: dpa

Doch die Probleme der beiden Traditionsvereine vor dem Nordderby sind groß. „Das Derby hat immer Brisanz“, sagte das Bremer Urgestein Aaron Hunt: „Doch dieses Mal vielleicht noch mehr.“

Sowohl die Bremer als Tabellen-Vierzehnter als auch die Hamburger, die auf dem Relegationsplatz stehen, stecken tief im Abstiegskampf. Für den Verlierer der Partie wird es sehr ungemütlich. „In dieser Saison sind beide Clubs in einer Situation, die dem Standard ihres Vereins nicht angemessen sind“, erklärte der neue HSV-Trainer Mirko Slomka.

Noch vor rund fünf Jahren standen sich die der viemalige und der sechsmalige deutsche Meister in den Halbfinals des DFB-Pokals und des UEFA-Cups gegenüber. Danach folgte bei beiden norddeutschen Mannschaften der Absturz. Nun geht es nicht mehr um Titel, sondern nur noch ums nackte Überleben.

Bei einer Niederlage gegen die Hamburger könnte auch für Werder-Coach Robin Dutt die Luft allmählich dünner werden. Gewinnt am Sonntag gleichzeitig der VfB Stuttgart bei Eintracht Frankfurt, würden die in der Rückrunde noch sieglosen Bremer plötzlich auf dem Relegationsplatz stehen. „Es gibt keine Trainer-Diskussion“, versicherte Sportchef Thomas Eichin zwar. Eine Derby-Pleite könnte die Stimmung an der Weser allerdings gehörig ins Wanken bringen.

Ausgerechnet jetzt müssen die Bremer personell umbauen. Mit Luca Caldirola (Gelbsperre), Felix Kroos (Gelb-Rot-Sperre) und Aleksandar Ignjovski (Bluterguss im Sprunggelenk) fehlen drei Defensivspieler. „Ich denke, dass wir unsere Ausfälle kompensieren können“, meinte Dutt. Immerhin kehren die beiden Führungsspieler Clemens Fritz und Aaron Hunt wieder in den Kader zurück.

Die Hamburger dagegen hoffen weiterhin auf den Slomka-Effekt. Nach dem überraschenden 3:0-Sieg gegen Borussia Dortmund zum Trainer-Debüt reist der Bundesliga-Dino mit Rückenwind an die Weser. „Nun gilt es dran zu bleiben, nicht locker zu lassen“, forderte Slomka. Auch die Tatsache, dass Torjäger Pierre-Michel Lasogga (elf Tore in 16 Spielen) sich nach seinen Rücken-Problemen rechtzeitig fit gemeldet hat, lässt die Chancen der Hamburger steigen. Ausfallen wird allerdings Heiko Westermann (Grippe).

Problematisch könnte die Rückkehr des zuletzt fehlenden Kapitäns Rafael van der Vaart werden. Gegen Dortmund überzeugte die neue HSV-Offensive, für van der Vaart müsste Slomka seine Elf umbauen. Doch der Niederländer besitzt beim neuen Trainer einen hohen Stellenwert. „Er ist ein Schlüsselspieler. Rafael kann Spiele mit seinen Toren und Pässen entscheiden“, erklärte der 46 Jahre alte Coach. Ausgerechnet van der Vaart sorgte vor fast genau sieben Jahren mit zwei Treffern für den vorerst letzten Hamburger Liga-Sieg (2:0) im Weserstadion.

Eine besondere Partie ist das Derby auch für die Polizei. Nicht ohne Grund sind rund um die Partie etwa 1000 Beamte im Einsatz. Das ist mehr als das fünffache Aufgebot wie bei normalen Spielen in Bremen.