Schalke unter Sixpack-Einfluss gegen FC Bayern
München (dpa) - Der Ur-Schalker Manuel Neuer kann auch nach zweieinhalb Jahren beim FC Bayern immer noch sehr verlässlich die Gemütslage bei seinem Herzensclub beschreiben.
„Es ist nicht positiv für Schalke, dass sie jetzt gegen uns spielen“, erklärte der deutsche Fußball-Nationaltorhüter beinahe mitfühlend. Denn natürlich weiß auch Neuer, dass seine ehemaligen Kollegen in Gelsenkirchen immer noch unter den Nachwirkungen des Sixpacks gegen Real Madrid leiden werden, wenn sie am Samstagabend in der ausverkauften Münchner Arena auflaufen müssen.
Zwar treffen die besten beiden Teams der Bundesliga-Rückrunde aufeinander, aber seit dem 1:6 gegen Cristiano Ronaldo und Co. ist auf Schalke die Vorfreude auf die zweite große Kraftprobe der Woche arg getrübt. In erster Linie geht es den Königsblauen darum, nicht die zweite Abreibung innerhalb von drei Tagen zu kassieren. Dass sie die tolle Bilanz von 13 Punkten aus fünf Ligaspielen 2014 ausgerechnet bei den Bayern (15) aufpolieren können, scheint zweifelhaft.
„Wir haben in der Champions League gegen die zweitbeste Mannschaft Europas gespielt, jetzt wartet die beste. Wir wissen, dass uns eine ganz schwere Aufgabe erwartet“, beschrieb Schalke-Coach Jens Keller ganz nüchtern die sportliche Ausgangslage. Kein Schalker will „Schadensbegrenzung“ öffentlich als Ziel ausgeben, aber Hurra-Fußball schloss der Kapitän als Matchplan aus. „Wir werden vielleicht etwas defensiver agieren. Wir müssen lange versuchen, die Null zu halten und dann über Kontersituationen zu Möglichkeiten kommen“, erklärte Benedikt Höwedes.
Neuer erwartet zumindest den Versuch einer Trotzreaktion. „Sie werden versuchen, die Niederlage gegen Real wettzumachen“, prophezeite er. Der Torwart verweist auf den „eigentlich guten Lauf“ seines ehemaligen Vereins, der in der Meisterschaft seit sieben Spielen unbezwungen ist (fünf Siege, zwei Unentschieden). „Schalke ist gefährlich, das haben sie in der Bundesliga bewiesen“, mahnte Neuer.
Die Bayern aber sind mindestens so gut drauf wie Real Madrid. Und der seit 47 Liga-Partien ungeschlagene Triplesieger kann mit seinen Gegnern ähnlich erbarmungslos umgehen, wie es die Madrilenen am Mittwoch im Achtelfinal-Hinspiel der europäischen Königsklasse getan haben. Schon im Hinspiel demontierte der FC Bayern die Schalker mit 4:0. Pep Guardiola relativierte das 1:6 der Knappen gegen Real. „Schalke hat gegen einen unglaubliche Mannschaft gespielt“, sagte der Bayern-Coach, glaubt aber: „So einen Niederlage kratzt am Stolz.“ Die Bayern müssen ohne Franck Ribéry und Xherdan Shaqiri auskommen. Für beide Offensivspieler komme ein Einsatz nach ihren Verletzungspausen noch zu früh, erklärte Guardiola.
Dennoch dürfte erneut Schwerstarbeit auf Torhüter Ralf Fährmann zukommen, der auf Schalke schon immer als Neuer-Kronprinz galt, diese Rolle aber erst in jüngster Zeit ausfüllen kann. Neuer bedauerte seinen Ex-Kollegen beim Real-Debakel. „Ralf hat eine sehr gute Leistung gebracht in den letzten Wochen und Schalke Spiele gerettet. Dann sechs Dinger im eigenen Stadion zu kriegen, ist bitter. Er konnte wenig machen, das kam noch hinzu“, kommentierte Neuer.
„Gegen die Bayern starten wir auch wieder bei 0:0“, sagte Fährmann kämpferisch und versprach den eigenen Fans mehr Gegenwehr als gegen Madrid: „Wir werden in München anders auftreten.“
Sicher ist: Keller wird seine Mannschaft umbauen müssen. Felipe Santana fällt in der Abwehr mit einem Muskelfaserriss aus. Außerdem sind Kevin-Prince Boateng, Roman Neustädter und Sead Kolasinac angeschlagen. Die Bayern müssen immerhin Thomas Müller (Muskelfaserriss) ersetzen, aber angesichts des Münchner Luxuskaders dürfte das Schalke kaum Mut machen.