Das schwarz-gelbe Fest: BVB-Fans außer sich

Dortmund (dpa) - Nach dem Abpfiff glich der Signal-Iduna-Park einem Tollhaus. Der siebte Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft für Borussia Dortmund nach 1956, 1957, 1963, 1995, 1996 und 2002 sorgte unter den 80 720 Zuschauern für ein schwarz-gelben Freudentaumel.

Ausnahmezustand im größten Fußball-Freudenhaus Deutschlands: Nach dem siebten Titelgewinn von Borussia Dortmund tanzten die Spieler des BVB ausgelassen auf dem Rasen, auf den Rängen ging am Samstag um 17.18 Uhr nach dem 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg die größte schwarz-gelbe Party seit Jahren los. Nur BVB-Trainer Jürgen Klopp schritt äußerlich gefasst über das Spielfeld, um dann nacheinander seine Spieler zu herzen und umarmen.

Die Dortmunder Profis hatten mit ihrer verkrampften, nervösen Spielweise die Gute-Laune-Stimmung in der mit 80 720 Zuschauern - darunter 6500 Anhänger aus Nürnberg - seit Wochen restlos ausverkauften Arena in der Anfangsphase nicht gerade angeheizt. Mit „Borussia olé, olé“-Gesängen spornten die BVB-Fans ihre verunsicherten Stars aber immer wieder an - bis das 1:0 durch Lucas Barrios in der 32. Minute die Erlösung und den Signal-Iduna-Park erstmals zum Beben brachte.

Danach schien der Bann gebrochen, regte sich auch auf dem Rasen bei den Borussia-Kickern die vermisste Spielfreude. Nach dem 2:0 durch Robert Lewandowski (43.) war für die allesamt aufgesprungenen Dortmunder Fans klar: „Deutscher Meister wird der BVB“. Zum Jubel-Orkan steigerte sich die Atmosphäre, als dem 1. FC Köln in der 67. Minute und in der 81. Minute gegen den Verfolger Bayer Leverkusen zwei Treffer gelangen: Borussia Dortmund - Deutscher Meister 2011!

Keinen Zweifel daran gab es sowieso auf der Südtribüne. Die legendäre „Gelbe Wand“ stand eine halbe Stunde vor Anpfiff in Erwartung des frühzeitigen Titel-Triumphs komplett: Die 25 000 Hardcore-Fans feuerten ihre BVB-Lieblinge schon beim Aufwärmen frenetisch an. Viele Anhänger hatten schon Imitationen der Meisterschale mitgebracht, die sie immer wieder in die Höhe reckten. Selbst das traditionell angestimmte Kultlied „You never walk alone“ hallte an diesem westfälischen Fußball-Festtag beseelter durch das Stadionrund.

Die Dortmunder Fans feierten vielleicht ausgelassener als 2002 den nun schon zwei Spieltage vor Saisonende feststehenden Titelcoup, weil die Mannschaft ihnen mehr am Herzen liegt, als die mit vielen Millionen zusammengekaufte damalige Meistertruppe: Die Brasilianer Amoroso und Ewerthon sowie das Tschechen-Duo Tomas Rosicky und Jan Koller waren große Spieler, aber keine Identifikationsfiguren.

Mit Lars Ricken gehörte vor neun Jahren nur ein gebürtiger Dortmunder dazu. Heute können sich die Fans an Kevin Großkreutz erfreuen, der selbst vor ein paar Jahren noch auf der Südtribüne die BVB-Profis bejubelte. Oder an Mario Götze, der ebenso wie Nuri Sahin seit Kindesbeinen für die Borussia kickt. Selbst der Brasilianer Dede gilt als Dortmunder, kickt er doch im 13. und letzten Jahr bei den Westfalen. Seine Mitspieler ehrten ihn zum bevorstehenden Abschied und trugen beim Einspielen alle sein Trikot mit der Nummer 17. In der 89. Minute durfte Dede dann auch noch selbst auf das Spielfeld.

Der BVB und die Stadt Dortmund hatten trotz des absehbaren frühzeitigen Titelgewinns der Borussia keine Meisterparty nach der Nürnberg-Partie geplant. „Wir konzentrieren uns voll auf den 14. und 15. Mai“, hatte Stadtsprecher Udo Bullerdieck schon vor dem Spiel gesagt. Details wurden zum Programm nicht genannt. Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) fieberte aber auf der Tribüne gegen Nürnberg mit und wollte noch im Stadion den BVB-Profis gratulieren.