Der einst gedemütigte Torwart Jentzsch ärgert Magath

Wolfsburg (dpa) - Von besonderer Genugtuung oder süßer Rache wollte Simon Jentzsch nichts hören. Der einst von Felix Magath aussortierte und vor seinem unfreiwilligen Abschied aus Wolfsburg gedemütigte Torwart blieb sachlich und freundlich.

Lieber betonte der Matchwinner nach seiner überragenden Leistung die Bedeutung des 2:1 für den FC Augsburg im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga: „Es war ein dreckiger Sieg, aber dafür ist er umso wichtiger. Wir wollen das Unmögliche möglich machen.“

Jentzsch hätte nach seiner famosen Leistung durchaus Grund zu ein bisschen Häme gehabt. Bei seinem letzten Spiel für den VfL am 1. Dezember 2007 hatte Magath den Liebling der VfL-Fans zur Halbzeit ausgewechselt, später degradierte er ihn komplett und ließ den Torhüter in den Morgenstunden im alten VfL-Stadion am Elsterweg alleine Runden laufen. „Die letzten anderthalb Jahre waren nicht so schön“, sagte der 35-Jährige. Dennoch, es sei kein Sieg gegen Magath gewesen, betonte er: „Es war ein Sieg gegen den Abstieg.“

Gleichwohl war es ein Spiel mit besonderen Emotionen für Jentzsch, der von den VfL-Anhängern mit viel Applaus bedacht worden war. „Das hat mich überrascht, dass ich so positiv empfangen wurde. Das hat mich schon bewegt“, gab der Augsburger Tormann zu: „Da war ich zehn Sekunden abgelenkt.“

Von der kurzen Ablenkung war im Spiel nichts mehr zu spüren. Jentzsch hielt sensationell. Er trieb die deutlich dominierenden Wolfsburger zur Verzweiflung, allen voran Mario Mandzukic bei mehreren Riesenchancen. Nur beim Treffer von Patrick Helmes (27.) war er chancenlos. „Ich habe Glück gehabt, dass mir ein paar Bälle an die Hand gesprungen sind“, sagte der Tormann grinsend, nachdem Augsburg Rang 15 gefestigt hatte. Dank Jentzsch und der Tore von Torsten Oehrl (13.) und Sebastian Langkamp (88.) reichte es zu drei glücklichen Punkten. Daher mahnte Jentzsch: „Wir haben nicht gut gespielt, das dürfen wir nicht vergessen.“

Ähnlich sah es sein Trainer. „Es war ein schwaches Spiel“, kommentierte Jos Luhukay und gab zu: „Nach den Kräfteverhältnissen und den Möglichkeiten war es eigentlich nicht verdient.“ Auch der Coach lobte daher seinen mit Abstand besten Mann: „Den Sieg haben wir Simon Jentzsch zu verdanken.“

Sogar Magath sah sich zu ein paar netten Worten genötigt. „Ich beurteile nicht so oft die Spieler der gegnerischen Mannschaft, ich habe mit meinen genug zu tun“, sagte er und schob dann noch nach: „Aber aus der Entfernung denke ich, dass Simon Jentzsch gut gehalten hat.“

Nur eine ganz kleine Spitze gönnte sich Jentzsch noch kurz vor der Abfahrt. Als er gefragt wurde, ob Magath ihm die Hand gegeben hatte, sagte der Keeper verschmitzt: „Bisher nicht. Ich warte, ob er noch zum Bus kommt.“