„Niemals 2. Liga“: HSV-Befreiung gegen Hannover
Hamburg (dpa) - Thorsten Fink stürmte über den Rasen, fiel jedem seiner Spieler um den Hals und flüchtete erst vor dem minutenlangen Tänzchen der Mannschaft vor der Nordtribüne. „Niemals 2. Liga“, schallte es den Profis des Hamburger SV nach dem 1:0 (1:0) gegen Hannover 96 entgegen.
„Heute hat man gesehen, dass meine Mannschaft Abstiegskampf kann“, sagte HSV-Trainer Fink, der sein Team vor dem Premieren-Heimsieg 2012 erstmals öffentlich kritisiert und damit großen Druck aufgebaut hatte.
So erleichtert der 44-Jährige über die engagierte und zweikampfstarke Leistung im Nordderby war, so unzufrieden zeigte er sich über die Formschwankungen des Bundesliga-14.: „Es kann nicht sein: erst das 0:4 in Hoffenheim und dann so ein Spiel, das will ich nicht mehr sehen.“ Er forderte seine junge Truppe auf, aus diesen Negativerlebnissen schnell zu lernen und am besten schon am kommenden Samstag beim 1. FC Nürnberg nachzulegen: „Ich bin gespannt, ob wir dieses Gesicht auch nächste Woche wieder zeigen.“
Ein Extra-Lob hatte sich der unermüdlich sprintende Heung-Min Son verdient, der nach sechs Monaten und 16 Partien das Tor in der zwölften Minute wieder getroffen hatte. „Er hat gebrannt und seine Sache toll gemacht, auch viel nach hinten gearbeitet. Mit seiner Schnelligkeit ist er für das Konterspiel prädestiniert“, meinte Fink.
Nach einem Alleingang durch die 96-Abwehr schob der Südkoreaner zum vierten Saisontreffer ein und sagte hinterher: „Ich habe richtig Spaß gehabt und wollte das Tor genau so schießen.“ Besonders an Son waren die zwei Gesichter des HSV abzulesen: Während der 19-Jährige zuletzt die schlechtesten Zweikampfwerte aller Bundesliga-Profis aufwies, kämpfte er am Samstag aufopferungsvoll in Vor- und Rückwärtsbewegung. Allerdings vergab er auch Großchancen.
Um keine Verunsicherung auf dem Rasen aufkommen zu lassen, ließ der HSV die Ergebnisse der Abstiegs-Konkurrenten in der Schlussphase nicht mehr im Stadion einblenden. Nach vergebenen Chancen durch Marcell Jansen und Heiko Westermann zitterten sich die heimschwachen Hanseaten über die Zeit. „Das war Gänsehautfeeling pur, es fällt eine große Last ab“, sagte Dennis Aogo.
„Wir brauchen gar nicht groß zu feiern“, meinte Kapitän Westermann, „wenn man unten steht, muss man sich Stück für Stück herausarbeiten und durchbeißen“. Mit 34 Punkten bleibt sein Team auf Rang 14, die ebenfalls siegreichen Augsburger (33) lauern dahinter.
Den dritten Heimerfolg dieser Saison machten aber auch müde Hannoveraner in ihrem 47. Pflichtspiel möglich. „Kopf und Körper haben nicht funktioniert“, analysierte Clubchef Martin Kind nach der fünften Auswärtsniederlage in Serie. Die weiter auf die Europa-League- Qualifikation hoffenden Niedersachsen leisteten unfreiwillig Nachbarschaftshilfe. „Wir haben als Block, als Kollektiv verloren“, konstatierte Steven Cherundolo nach einer Partie ohne eigene zwingende Tormöglichkeiten. Coach Mirko Slomka setzt nun auf die zwei verbleibenden Heimspiele gegen Freiburg und Kaiserslautern: „Wenn wir die gewinnen, sind wir in Europa dabei.“