Bundesliga Der neue Bundesliga-Ball kommt aus Goch am Niederrhein

Die Fußball-Bundesliga spielt ab 2018 nicht mehr mit einem Ball von Branchenführer Adidas, sondern von Derbystar.

Der aktuelle Ball von Derbystar. Der Bundesligaball ab 2018 ist noch nicht designt.

Foto: derbystar

Goch. Die Frau aus der Presseabteilung atmet einmal tief durch. „Sie wissen ja gar nicht, was bei uns gerade los ist“, sagt Sabine Heiting-Albers, und ziemlich schnell bekommt man einen Eindruck davon, was das heißt, wenn ein Sportartikelhersteller aus Goch am Niederrhein in das große Fußballgeschäft Bundesliga einsteigt — und damit den so genannten „Global Playern“ wie Adidas oder Nike ein Schnippchen schlägt. Zuerst heißt das Stress für die Beschäftigten. Alle wollen wissen, wie das geht. Und wie er denn nun aussieht, der Ball, über den jetzt alle reden.

Der aktuelle Adidas-Spielball.

Foto: adidas

In der Fußball-Bundesliga und der 2. Bundesliga wird nämlich von der Saison 2018/19 an mit einem neuen Ball gespielt. Und der kommt von Derbystar. Die Zusammenarbeit sei bis 2021/22 angelegt, teilte die DFL-Vermarktungstochter DFL Sports Enterprises am Montag mit. Seither ist Goch in Aufregung.

Für Derbystar, das vor 50 Jahren von dem Gocher Josef Moll-Thissen gegründet wurde und mittlerweile zum dänischen Ballproduzenten Select Sport gehört, ist das ein echter Coup. Und auch eine Reise in die Vergangenheit, weil das Unternehmen mit seinen Bällen bereits in den 70er und 80er Jahren in der Bundesliga aufgeschlagen ist. Lange vor allem in Mönchengladbach. Und 1979/80 gar in allen 306 Erstliga-Spielen — danach hatte sich das allerdings erledigt, weil die großen Konzerne nicht mehr auszustechen waren.

Seit 2010 wird in den Bundesligen mit dem Adidas-Einheitsball gekickt. Bis Ende der kommenden Saison liefert Adidas nun weiter, die Lieferung des Runden für das Eckige, so teilte Adidas unserer Zeitung mit, habe man aber eher freiwillig eingestellt. Man habe sich freundschaftlich geeinigt mit der DFL. „Im Zuge unserer Strategie werden wir uns noch stärker auf Kooperationen mit den international führenden Vereinen und jungen, aufstrebenden Spielern konzentrieren“, sagte Sprecher Oliver Brüggen, nicht ohne zu erwähnen, dass Champions League, Europa League, Welt- und Europameisterschaften durchaus weiter Plattformen von Bällen aus dem Hause Adidas seien.

Was aber hat den Ausschlag für Derbystar gegeben in einer Zeit, in der Fußball-Profis über manchen Adidas-Ball etwa bei Weltmeisterschaften hergezogen waren, als trügen sie ein rohes Ei über den Platz? Man erinnert sich an Italiens Torwart Gianluigi Buffon, der vor der WM 2010 in Südafrika dem „Jabulani“ von Adidas als „Schande“ bezeichnete und Spaniens Torhüter Iker Casillas das Spielgerät allenfalls an den Strand wünschte, nicht aber in ein WM—Stadion.

Vermutlich ist es die Qualität. „Mit Derbystar haben wir einen Partner gewonnen, der seit langer Zeit für höchste, von den Clubs und Spielern anerkannte Produktqualität steht“, sagt Jörg Daubitzer, Geschäftsführer der DFL SE. Seit 2010 hat das Unternehmen aus Goch damit seinen Umsatz verdoppelt, war zuletzt mit seinem Erfolgsmodell „Brillant APS“ erfolgreich und rüstete damit viele Jugendabteilungen von Bundesliga-Vereinen aus. Die jährlich rund drei Millionen Bälle lässt die Firma in Pakistan herstellen. Auf faire Bedingungen für die rund 7500 Näher und ihre Familien legt der Konzern nach eigener Darstellung viel Wert.

Spezialisiert hat sich das Unternehmen seit 1968 auf die Produktion von handgenähten Bällen und gehörte in den 70er Jahren zu den ersten Produzenten, die synthetische Materialien für die Herstellung der Bälle einsetzten. Geschäftsleiter Andreas Filipovic behauptet stolz, sein Ball gelte als jener „mit den besten Flugeigenschaften“. Auch die Ligen in den Niederlanden, Finnland, Schweden, Island, Dänemark und Belgien setzen auf Spielbälle von Derbystar/Select. Den Nachweis, dass in der Bundesliga schon bald noch besserer Fußball gespielt wird, steht noch aus. Vielleicht ist der Kick dann allemal berechenbarer. Auch wenn noch niemand weiß, wie der neue Ball wirklich aussehen wird: Man fange ja nun erst an mit dem Design, heißt es aus Goch.