Der stille Sparer: Mäuser 100 Tage VfB-Präsident
Stuttgart (dpa) - Eine hitzige Mitgliederversammlung hatte Gerd E. Mäuser zum Präsidenten des VfB Stuttgart gewählt. Seine ersten 100 Amtstage sind gemessen daran umso leiser verstrichen.
„Natürlich habe ich hier 100 Tage etwas gemacht“, sagt der 53-Jährige. „Aber ich muss nicht im Vordergrund stehen. Ich bin hier nicht der Schlüsselspieler.“ Er lässt lieber Coach Bruno Labbadia, Sportdirektor Fredi Bobic und die Mannschaft auf dem Platz sprechen.
Was der frühere Porsche-Manager im Stillen gemacht hat? Vor allem einen Sparkurs angeordnet. Damit kommt der gebürtige Berliner fast schwäbischer daher als sein Vorgänger Erwin Staudt, der eine achtjährige Ära mit Meisterschaft und Champions League, aber auch teuren Transfers prägte. Eine schwarze Null - sprich: nie mehr auszugeben als einzunehmen in einer Saison - das ist Mäusers Ziel.
„Das Grundübel, das uns alle im Moment beschäftigt, ist doch, dass Personen, Institutionen oder auch ganze Staaten über ihre Verhältnisse leben. Das geht nicht“, meint er. Das neue „Financial Fairplay“ der UEFA begrüßt er ausdrücklich.
Die Gehälter für die Profis wurden bei dem Fußball-Bundesligisten zuletzt von einst 77 auf unter 50 Millionen Euro gesenkt. „Und wir werden weiter runtergehen“, sagt Mäuser. Eine erste Bewährungsprobe, auch was die bisher so gelobte Zusammenarbeit mit Bobic und Labbadia angeht, werden die Verhandlungen mit Großverdienern wie Khalid Boulahrouz oder Pawel Pogrebnjak sein, deren Verträge am Saisonende auslaufen. „Einige Spieler haben ja schon signalisiert, in welche Richtung das gehen muss, damit das möglich wird. Wir können und werden bestimmte Summen nicht mehr zahlen“, betont der Präsident.
Einen möchte er aber gerne behalten: Den 19 Jahre alte Torwart Bernd Leno, der bis zum Jahresende an Bayer Leverkusen ausgeliehen ist und der auch lieber dortbleiben möchte. „Dieses Kronjuwel“ entspreche „unserem Idealprofil des jungen Wilden“, betont Mäuser. Lenos Elternhaus steht nur 200 Meter Luftlinie von seinem eigenen Haus in Bietigheim-Bissingen entfernt. „Meine Söhne haben mit ihm in der Jugend gekickt“, sagt er. Um über einen Verkauf nachzudenken, müsse schon ein Angebot her, „das uns schwindelig macht“.
Mit einem 10-Punkte-Programm trat Mäuser an. Dazu zählt auch ein „Transfer-Qualitäts-Sicherungssystem“, eine vierseitige Checkliste mit Fragen wie: Welche Verantwortlichen haben den Spieler live gesehen? Passt er charakterlich? Welche Verletzungen hatte er? Darüber berät dann der neue Sportbeirat, in dem Mäuser, Finanzchef Ulrich Ruf, die Manager Fredi Bobic und Jochen Schneider, Jugendkoordinator Marc Kienle und Aufsichtsrat Hansi Müller sitzen.
Dabei ist Mäuser mit den Bobic-Transfers sehr zufrieden. Alle hätten funktioniert, sagt er, etwa der dänische Mittelfeld-Stratege William Kvist. Auch Labbadia lobt er, seinen „Produktionsleiter“, mit dem er wöchentlich spricht: „Er ist ein heller Kopf, kann gut mit den Spielern, hat einen klaren Plan und weiß, was die Wörter Konsequenz und Disziplin bedeuten. Und er steht zum Konzept der jungen Wilden.“
Langfristig sei klar: Der VfB gehört ins internationale Geschäft. Kurzfristig sollen die entstandenen Gräben zwischen Fans und Verein zugeschüttet werden. Dafür wird derzeit der Fan-Ausschuss aufgewertet und demokratisiert. Der unauffällige Schnäuzer-Träger Gerd E. Mäuser war also keineswegs untätig in den ersten 100 Tagen.