DFB-Schiedsrichterchef Fandel gegen Profi-Referees

Düsseldorf (dpa) - Joseph Blatters Forderung nach einer generellen Einführung von Profi-Referees stößt bei DFB-Schiedsrichterchef Herbert Fandel auf Ablehnung. „Man muss fragen, ob dies das Allheilmittel ist“, sagte Fandel.

FIFA-Boss Blatter habe darauf schon nach der Fußball-WM 2010 gedrängt.

„Die Analyse hat aber ergeben, dass die schwächsten Leistungen von Schiedsrichtern gezeigt wurden, die in ihren Ländern Profis sind“, erklärte Fandel. Der Präsident des Fußball-Weltverbandes (FIFA) hatte angekündigt, bei der WM 2014 in Brasilien nur noch Profi-Referees einsetzen zu wollen.

Damit könnte es zu einem Konflikt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) kommen - die international tätigen Referees aus Deutschland sind derzeit noch berufstätig. „Ich habe gehört, dass der FIFA-Präsident in den nächsten Tagen mit mir sprechen will, um zu erreichen, dass die Deutschen den Profi-Schiedsrichter einführen“, berichtete DFB-Präsident Theo Zwanziger in einem Interview mit dem „Hessischen Rundfunk“. Doch da gingen die Meinungen auseinander. „Es geht nicht um die Frage, ob jemand Profi oder Amateur ist“, argumentierte das deutsche FIFA-Exekutivmitglied. „Es geht um die Frage, ob er gut ist. Und da kann man schon unterschiedlicher Auffassung sein.“

Als Grund für die angekündigte Initiative nannte Blatter den „viel zu hohen Druck“, dem die Unparteiischen ausgesetzt seien. Bei Fehlern werde man nicht mehr aufgestellt, da gehe es auch um Existenzängste. „Das ist ein Problem, das man in Deutschland anpacken muss. Die Italiener, Franzosen, Engländer - sie alle machen es richtig“, sagte der 75-jährige Schweizer in einem Interview der „Bild“. Es könne nicht sein, dass Schiedsrichter einen Tag nach dem Spiel wieder an ihren Schreibtisch müssten.

Der frühere FIFA-Schiedsrichter Fandel hält diese Argumentation für falsch und verteidigt das deutsche Halbprofitum. „Jeder Referee in Deutschland habe selbst die Möglichkeit, sein Leben einzuteilen und in sein zweites Standbein zurückzukehren. „Das nimmt auch den Druck von den Schiedsrichtern“, sagte Fandel, „aber jeder Profi, der am Ende einer Saison aus Leistungs- und Verletzungsgründen absteigen muss, hat mehr Druck.“ Dies müsse „mehr Existenzängste“ auslösen, „als bei Schiedsrichtern, die in ihre Jobs zurückkehren können.“

Fandel ist überzeugt, dass in Deutschland alles Notwendige getan wird, um den Referees optimale und professionelle Rahmenbedingungen zu schaffen. „Das, so glaube ich, ist der richtige Schritt, um im Fußball etwas Positives zu tun“, meinte Fandel.

Aufgeschlossen reagierte er dagegen auf die Ankündigung Blatters, dass die Torkamera schon in der kommenden Saison eingesetzt werden könnte. „Das ist etwas, wo ich sage, her damit. Ich hoffe, dass es kommt und Einzug in den Fußball hält“, sagte Fandel. „Es ist ein wichtiger Bereich, in dem wir hundertprozentige Fehlerlosigkeit herstellen können.“

Was machen die deutschen Unparteiischen im Berufsalltag? Ein Überblick:

- Deniz Aytekin (FIFA-Schiedsrichter seit 2011): Betriebswirt

- Dr. Felix Brych (seit 2007): Jurist

- Manuel Gräfe (seit 2007): Sportwissenschaftler

- Thorsten Kinhöfer (seit 2006): Abteilungsleiter Controlling

- Knut Kircher (seit 2004): Maschinenbauingenieur

- Florian Meyer (seit 2002): Kanzleileiter

- Babak Rafati (seit 2008): Bankkaufmann/Filialleiter

- Peter Sippel (seit 2003): Diplom-Betriebswirt

- Wolfgang Stark (seit 1999): Bankkaufmann

- Michael Weiner (seit 2002): Polizeirat