Die Kritik an Magath wächst
Schalke spielt nur 1:1 gegen Nürnberg und steht vor den wichtigsten Wochen der Saison.
Gelsenkirchen. Manuel Neuer schaute ein wenig verdutzt, als ihm von der Spielanalyse seines Trainers Felix Magath berichtet wurde. Der Torhüter des FC Schalke 04 holte erst einmal tief Luft, um dann seine Sicht der Dinge zu präsentieren. Die Mannschaft hätte auch beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg wieder zwei Gesichter gezeigt. „Ein Problem, das wir schon die ganze Saison mit uns herumtragen. In der ersten Halbzeit sind wir nicht wirklich als Heimmannschaft aufgetreten“, sagte Neuer.
Von verordneter Zurückhaltung in der Anfangsphase seitens der Trainers wusste Neuer nicht zu berichten. Magath dagegen hatte für den ersten, leblosen Durchgang, den die Zuschauer lange mit betretenem Schweigen und dann mit gellenden Pfiffen begleiteten, eine ganz andere Erklärung. „Es wäre nicht richtig gewesen, dieses Spiel volle Pulle anzugehen. Es war in Ordnung, nicht Vollgas zu spielen. Wir haben entscheidende Wochen vor uns“, sagte der 57-Jährige.
Dies klang wie eine Rechtfertigung. Irritation über Magaths Arbeit besteht auch bei einigen Anhängern. „Felix gefällt uns nicht mehr“, war auf einem Plakat in Anspielung auf dessen Internetkampagne beim sozialen Netzwerk Facebook zu lesen, ein anderes Banner zeigte einen gesenkten Daumen. Doch wie immer die gegensätzlichen Statements der Beteiligten auch gedeutet werden können, der Start in diese wohl wichtigste Saisonphase mit DFB-Pokal-Halbfinale bei Bayern München (2. März) und dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League (9. März) sowie dem Kampf um die internationalen Plätze in der Bundesliga, hat mit einem Rückschlag begonnen.
Zumindest darin dürften sich alle einig sein. „Eigentlich hatten wir gehofft, in der Rückrunde noch mal oben anzuklopfen. Doch davon sind wir momentan ganz weit entfernt“, sagte Verteidiger Christoph Metzelder. Mit 30 Punkten müssten die Schalker nun auch die Abstiegsregionen im Blick halten. Zwar hatten sie sich nach der ersten Hälfte, in der Jens Hegeler (37.) die Führung für die Franken erzielt hatte, gesteigert, und ihnen gelang durch den besten Schalker, Raúl (52.), der Ausgleichstreffer. Doch letztlich „war das insgesamt zu wenig von uns“, gestand Metzelder ein. Ein Beispiel für die vielen Mängel: Klaas-Jan Huntelaar hatte gleich drei große Möglichkeiten, einen Treffer zu erzielen, scheiterte aber jeweils am überragenden Raphael Schäfer. Der Holländer ist nun seit 1001 Minuten ohne Treffer.
Während der teaminterne Entwicklungsprozess bei der Mannschaft von Felix Magath weiterhin stockt, konnten sich die Nürnberger über einen verdienten Punktgewinn freuen. „Wahnsinn, mit welchem Kindergarten wir hier gespielt haben“, sagte Trainer Dieter Hecking. Entgegen der teuren Schalker Stars brachte Hecking gleich sechs Spieler aufs Feld, die unter 21 Jahren waren — und die von ihrem großen Teamgeist getragen wurden.