Dortmunds Meisterstück
Der Tabellenführer besteht die Reifeprüfung und hinterlässt gedemütigte Münchner.
München. Weltweit dürfte wieder gestaunt werden über die neue Qualität des deutschen Fußballs. Denn immerhin in 199 Ländern ist das Bundesliga-Spitzenspiel live im Fernsehen gezeigt worden, und die erste Halbzeit war an Qualität und Ereignisdichte schwer zu toppen. Weltweit dürfte aber auch gestaunt werden, dass dem großen FC Bayern in diesem Spektakel letztlich nur die Nebenrolle blieb. Die Münchner fanden ihren Meister in Borussia Dortmund, das mit 22,3 Jahren im Schnitt gestern die jüngste BVB-Mannschaft aller Zeiten auf dem Platz hatte.
Dieser Tabellenführer bestand die Reifeprüfung wie selbstverständlich und mit Auszeichnung. Zurück blieben nach der 1:3 (1:2)-Niederlage gedemütigte Bayern. Die taten sich mehrheitlich schwer, als Grund des Scheiterns schlicht die Klasse des spielbestimmenden Gegners zu akzeptieren.
„Wir haben Dortmund zum Toreschießen eingeladen“, sagte Thomas Müller. Weil keiner rechtzeitig aus der Abwehr herausrückte, als Regisseur Nuri Sahin bei seinem 23-Meter-Schuss zum 1:2 in aller Ruhe Maß nahm (18.). „Wir hatten Ballverluste, die bestraft wurden“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Weil der indisponierte Bastian Schweinsteiger die Kugel vor dem 0:1 durch Lucas Barrios (9.) mit einem bösen Stockfehler an Kevin Großkreutz verloren hatte. Ein großer Moment war das auch für Trainer Jürgen Klopp. Einmal wegen des ersten gelb-schwarzen Sieges in München seit 19 Jahren. Selbst Klopp fand es „nicht selbstverständlich, dass eine so junge Truppe so mutig auftritt“. Das konnte sie auch, weil der Trainer seine Himmelsstürmer nicht nur im Schnellangriff taktisch perfekt geschult hat. Ein „Super-Pressing“ bescheinigte selbst Bayern-Trainer Louis van Gaal dem Gegner.
Defensiv ging die Dortmunder Ordnung ganz selten verloren. Auf den Seiten etwa machten sie so dicht, dass die Münchner Asse Arjen Robben und Franck Ribéry wenig bewirkten. Ribéry steuerte immerhin den Eckstoß bei, den Luiz Gustavo volley zu seinem ersten Tor im Bayern-Dress verwertete (16.). Eine Randnotiz, denn nicht einmal zwei Minuten nach diesem 1:1 lagen die Bayern nach Sahins Schuss wieder hinten. Mit Mats Hummels Kopfballtor, nach Ecke von Mario Götze, zum 1:3 (60.) war das Spiel entschieden.
Nach dem Schlusspfiff sprintete Klopp mit vielen anderen Dortmundern sofort zu Torwart Mitchell Langerak, um ihn in die Arme zu schließen. Der Ausfall des am Sprunggelenk verletzten Roman Weidenfeller hatte die Dortmunder natürlich etwas nervös gemacht, doch der Australier blieb bei seinem Bundesliga-Einstand fehlerlos. „Wenn du Subotic und Hummels vor Dir hast, dann ist es wahnsinnig einfach“, lobte Langerak seine Innenverteidiger.