Die Neuen machen bei Schalke den Unterschied
Kevin-Prince Boateng als Leitwolf und Dennis Aogo geben Schalke neue Qualität — auch beim 1:0-Sieg in Mainz.
Mainz. Die Erleichterung war den Spielern des FC Schalke 04 ins Gesicht geschrieben. Mit 1:0 hatten sie zwar knapp aber verdient bei Mainz 05 gewonnen und ihren ersten Auswärtssieg gefeiert. „Wir hatten die taktische Disziplin, die uns am Anfang der Saison gefehlt hat. Das ist alles Kopfsache“, sagte Torhüter Timo Hildebrand und fasste das befreiende Schalker Gefühl dieses Nachmittags in Worte.
Der zweite Sieg in Folge war hart erkämpft und die Konsequenz einer kompakten Defensive, die sich an diesem Tag keine entscheidenden Fehler oder Unachtsamkeiten leistete. „Man sieht, was alles möglich ist, wenn auch alle nach hinten arbeiten“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes. Die Grundordnung der Schalker Mannschaft stimmte in den vergangenen beiden Bundesligapartien und war der Grundstein für die Erfolge. Es war noch kein brillanter Auftritt der Schalker gegen Mainz, dafür waren die Angriffsbemühungen doch zu zaghaft. Aber es war eine Partie einer souveränen Mannschaft, die nicht bei jedem Angriff der Rheinhessen bedenklich wackelte.
Ein Aufwärtstrend der Schalker ist unverkennbar. Und es ist sicher kein Zufall, dass in diesen beiden Begegnungen die Neuzugänge Kevin-Prince Boateng und Dennis Aogo mitgewirkt haben. „Wir haben in der ersten Trainingseinheit gesehen, welche Persönlichkeit Kevin-Prince ist. Er ist einfach ein Qualitätsspieler“, lobte Schalke-Manager Horst Heldt. „Aber auch Dennis hat ein gutes Spiel gemacht.“ Boateng war zweifelsfrei der Matchwinner gegen Mainz, weil er zum einen nach 34 Minuten den einzigen Treffer der Partie erzielte. Zum anderen war der 26 Jahre alte zentrale Mittelfeldspieler der Organisator dieser neuen Kompaktheit, die Boateng mit geschicktem Stellungsspiel, viel läuferischem Aufwand und deutlichen Kommandos an seine Mitspieler herstellte.
Doch nicht weniger bedeutend war auch Dennis Aogo, dem es dauerhaft zu gelingen scheint, den seit Jahren existierenden wunden Punkt der Schalker zu heilen. Die linke Abwehrseite war jahrelang die Schwachstelle. Aogo scheint zudem genau wie Boateng keine Anpassungsschwierigkeiten zu kennen. „Bei mir ist jetzt der Alltag eingetreten und etwas Ruhe eingekehrt. Vor allem haben mich die Kollegen hervorragend aufgenommen“, nennt Aogo die Gründe für seine unaufgeregte und solide Leistung.
Kevin-Prince Boateng wollte dagegen am liebsten gar nichts sagen, hatte seine riesigen Kopfhörer und einen starren Blick aufgesetzt und wollte die Stadionkatakomben schnurstracks verlassen — um sich dann doch noch zu einem Statement durchzuringen. „Ich versuche, die Mannschaft auf dem Feld zu führen und nah an mir zu halten“, sagte Boateng. Die Aufmerksamkeit, die er derzeit in Schalke erfährt, scheint ihm fast unangenehm zu sein. Dennoch ist Boateng die zentrale Figur, die den Unterschied ausmacht.