Gegen RB Leipzig Dortmund lässt Druck ab
Von der Unruhe im Vorfeld ist beim 1:0-Sieg des BVB im Spitzenspiel gegen Leipzig nichts mehr zu spüren.
Dortmund. In der Pressekonferenz nach dem Spitzenspiel gegen RB Leipzig wirkte Thomas Tuchel gewohnt fokussiert und bewertete die vorangegangenen 90 Minuten auf dem Rasen in ebenso gewohnt sachlicher Manier. Dass auf dem Trainer von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund in diesen Tagen jedoch ein enormer Druck lastet, machte sich während der Begegnung dafür umso deutlicher bemerkbar. Ein außergewöhnlich emotionaler Jubel beim 1:0-Siegtreffer von Pierre-Emerick Aubameyang in der 35. Spielminute, der nach überragender Vorarbeit von Ousmane Dembélé seinen 17. Saisontreffer markierte, und eine unnötige Geste in Richtung eines Leipziger Betreuers in der Nachspielzeit waren die bemerkenswertesten Anzeichen dafür. „Das kann man sich komplett sparen“, gab der 43-Jährige hinterher zu.
Kurz nach dem zu Recht aberkannten Ausgleichstreffer durch Federico Palacios-Martinez in der Nachspielzeit hatte Tuchel eine „Blabla“-Geste mit seinen Händen gemacht, die so viel hieß wie „Seid mal alle ruhig, das Tor zählt sowieso nicht.“ Mehrfach sprach der BVB-Cheftrainer an den Mikrofonen später von der wichtigen „Emotionalität“, die seine Mannschaft gezeigt habe. Er selbst war dabei keine Ausnahme. „Wir brauchten eine Top-Leistung in allen Bereichen. Und das haben wir geschafft — auch auf emotionaler Ebene“, sagte Tuchel. „Das war ein 4:0, verkleidet als 1:0. Wir fühlen uns als verdienter Sieger und wollen unbedingt darauf aufbauen.“ Nach den Siegen der Konkurrenten aus Hoffenheim und Berlin am Nachmittag war der BVB gegen den Aufsteiger und Tabellenzweiten praktisch zum Siegen verdammt, um sich im Kampf um die Champions-League-Plätze nicht frühzeitig in der Rückrunde in eine missliche Lage zu bringen.
Aber die vielen kritischen Stimmen der vergangenen Wochen und Monate bezüglich Tuchels Verhältnis zu den Club-Bossen, Interviews von Top-Stürmer Aubameyang über einen Abschied im Sommer sowie das angebliche Interesse von Arsenal London an Marco Reus hatten den Druck auf den schwarz-gelben Kessel noch einmal drastisch erhöht.
„Es ist schwer, sich zu fokussieren, wenn so viel von außen reinprojiziert wird“, erklärte Tuchel, der nach dem wichtigen Erfolg über einen zugegebenermaßen ersatzgeschwächten Gegner „einfach nur glücklich war“. Fragen zu Mario Götze, der abermals 90 Minuten auf der Bank schmorte, wollte der sportliche Chefarchitekt der Dortmunder dann auch gar nicht erst hören.
Tuchels Team gelang es jedenfalls, sich trotz vieler Nebengeräusche vollends auf das Duell mit Leipzig zu fokussieren und eine überzeugende Leistung abzuliefern. „Die Mannschaft war gut strukturiert, hat aufmerksam verteidigt und nur zwei Torschüsse zugelassen“, lobte der Trainer.
Der emotionale Abend im mit 81 360 Zuschauern ausverkauften Stadion hätte für die Dortmunder etwas entspannter laufen können, hätten Marco Reus (51./83./89.) und Pierre-Emerick Aubameyang (59.) etwas mehr Ruhe und Konsequenz vor dem Leipziger Tor gezeigt. Am Ende wurden diese Nachlässigkeiten beim Abschluss aber nicht bestraft, weil in der Nachspielzeit die Fahne hochging und der Abseitspfiff des Schiedsrichters den vermeintlichen Ausgleich der Leipziger verhinderte.