Borussia Dortmund Dortmunds sagenhafte Serie hält an

Beim 3:0 gegen Leverkusen spielt das Tuchel-Ensemble zeitweise furios und mit hohem Tempo und wird mit der Tabellenführung belohnt.

Borussia Dortmund: Dortmunds sagenhafte Serie hält an
Foto: dpa

Dortmund. Wenn man den Ursprung der Dinge betrachtet, begann das Ende der Ära Klopp bei Borussia Dortmund vor mehr als einem Jahr: gegen Bayer Leverkusen. Als Leverkusens Nationalspieler Karim Bellarabi neun Sekunden benötigte, um das erste Tor der Saison zu erzielen, Leverkusen in Dortmund gewann und eine schreckliche BVB-Hinrunde einleitete. Am Ende der Spielzeit 2014/15 war der Dortmunder Jahrhunderttrainer Geschichte.

Jetzt ist Thomas Tuchel da. Und alles läuft ganz anders: Der BVB gewinnt ein Spiel nach dem anderen in erstaunlich überlegener Manier und lässt sich auch von Angstgegner Bayer 04 Leverkusen nicht mehr aufhalten: Mit dem gestrigen 3:0 (1:0)-Sieg durch Tore von Jonas Hofmann (19.), Shinji Kagawa (58.) und Pierre-Emerick Aubameyang hielt der BVB zwar nicht die Torquote (bislang 3,75 Tore in der Bundesliga pro Spiel), wohl aber die sagenhafte Serie aufrecht: Und feierte inklusive der Spiele in der Europa League zum Start der Saison den elften Sieg in Serie. Tabellenführung vom gleichfalls noch verlustpunktfreien FC Bayern zurückerobert, Stärke nachgewiesen - mehr kann auch ein Tuchel nicht tun, um den Fans der Schwarz-Gelben den Abschied ihres Helden Klopp zu erleichtern. Sie feierten ihr Team am Sonntag euphorisch. Der Dortmunder Fußball-Tempel bebte.

Es war ein bisweilen furioses Bundesliga-Spiel, in dem der BVB zur Pause verdient führte. Weil Leverkusen vor allem im Mittelfeld über den indisponierten Fußball-Weltmeister Christoph Kramer keinen Zugriff bekam und der BVB-Angriffswirbel zu selten früh unterband. Einzig Kevin Kampl, den die Dortmunder erst vor wenigen Wochen gen Leverkusen abgegeben hatten, und der sich erkennbar beweisen wollte, stemmte sich gegen die schwarz-gelbe Übermacht.

So entstanden Chancen und ein Tor, bei dem das Leverkusen Team als gesamtes Ensemble viel zu weit aufgerückt war: Nach langem Diagonalpass von Kagawa und zu zögerlichem Eingreifen von Schlussmann Bernd Leno traf Jonas Hofmann, der sein Tor mit dem „besten Kumpel“, mit dem Ex-Leverkusener Gonzalos Castro vor der BVB-Bank feierte. 81359 im Dortmunder Tempel waren ein weiteres Mal von ihrer Mannschaft begeistert.

Das Bild änderte sich auch nach der Pause nicht, als Bayer-Trainer Roger Schmidt - offenbar gehörig verärgert - zur Pause umstellte: Calhanoglu zurück auf die „Sechs“ beordert, Kramer raus, Admir Mehmedi und Julian Brandt rein, Kießling raus. An der Leverkusener Unbeholfenheit inmitten des Dortmunder Pass- und Laufwirbels änderte das wenig. Stattdessen legte der BVB nach: Auf Vorarbeit der leichtfüßigen Mkhitaryan und Gündogan traf Kagawa aus kürzester Distanz, schließlich legte Aubameyang per Elfmeter nach (78.), nachdem Matthias Ginter vom indisponierten Wendell elfmeterreif von hinten umgerannt worden war. Es folgte ein furioses Chancenfestival der Dortmunder, die weit höher gewinnen und ihre Torquote hätten ausbauen können. „Wir gehen unseren Weg weiter“, sagte Jonas Hofmann nach dem Spiel — und es hörte es sich nicht so an, als sei diese Dortmunder Mannschaft schon am Ende ihrer Entwicklung. Gründend auf einer starken Defensive um den Griechen Sokratis und Mats Hummels lief Angriff auf Angriff auf das Leverkusener Tor, in dem Robert Leno so viel Arbeit wie schon lange nicht mehr zu verrichten hatte. Leverkusen freilich hatte zwei Chancen, das Spiel anders zu gestalten. Unmittelbar nach dem 1:0 der Gastgeber schob Chicharito das Leder frei vor BVB-Schlussmann Bürki am Tor vorbei. Nach der Pause hätte Schiedsrichter Aytekin auf Elfmeter entscheiden müssen, als eben jener Chicharito regelwidrig umgestoßen wurde.

Für die Gäste war das eine wahrhaft empfindliche Niederlage - es war die schon dritte in der laufenden Bundesliga-Saison in Folge (zuvor beim FC Bayern und gegen Darmstadt 98), nach fünf Spielen findet sich Bayer 04 mit nur sechs Punkten auf Rang 13 wieder. Das ist nicht der Anspruch des Clubs.