Draxler wird operiert - Schalke mit Personalsorgen
Lissabon (dpa) - Der FC Schalke 04 will sich durch den langen Ausfall von Julian Draxler nicht vom eingeschlagenen Erfolgsweg abbringen lassen. Gleichwohl war die schwere Verletzung des 21 Jahre alten Jungstars auch einen Tag vor dem Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon ein großes Thema.
„Natürlich ist es bitter, dass er uns jetzt lange fehlen wird“, sagte Manager Horst Heldt vor der Partie am Mittwoch. „Der Schock war zunächst groß“, räumte Heldt ein. „Das Wichtigste ist jetzt aber, dass er sich nach der Operation schnell erholt.“
Bei einer Untersuchung am Montag hatte Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt die schlimmen Befürchtungen der Königsblauen bestätigt. Draxler erlitt einen Teilabriss der rechten Semimembranosus-Sehne, der breiten Ursprungssehne des gleichnamigen Muskels an der inneren Oberschenkelrückseite. Draxler sollte noch am Dienstagabend bei einem Spezialisten in Tübingen operiert werden und fällt für den Rest des Jahres aus. Wenn der Heilungsverlauf optimal verläuft, könnte der Nationalspieler frühestens in der Vorbereitung auf die Rückrunde wieder ins Training einsteigen.
„Der Ausfall von Julian ist ein großer Verlust für die Mannschaft. Es gibt nicht viele Talente wie ihn auf der Welt“, sagte Di Matteo am Dienstag vor dem Abschlusstraining in Lissabon. „Ihn kann man nicht einfach so ersetzen. Wir müssen seinen Ausfall als Einheit kompensieren.“ Draxler hatte sich die schwere Blessur bereits nach wenigen Sekunden im Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Augsburg am vergangenen Freitag zugezogen. Kapitän Benedikt Höwedes fordert von seinem Team, den Ausfall des Jungstars nun auszublenden. „Julian ist ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Aber wir dürfen jetzt nicht klagen und müssen mit dem Personal auskommen, das wir haben. Jetzt müssen eben andere Spieler in die Bresche springen.“
Im Stadion José Alvalade XXI in der portugiesischen Metropole dürfte Chinedu Obasi wie schon gegen Augsburg Draxlers Position übernehmen. Ob Di Matteo noch weitere Wechsel plant, verriet er wie üblich nicht. Aber mangels Alternativen ist eine große Rotation ohnehin nicht möglich. Wenigstens traten Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam die Reise mit an und landeten am Dienstag mit dem Team bei Sonnenschein und Temperaturen um 17 Grad in Lissabon.
An einer eher defensiven Marschroute dürfte es nach dem ungewöhnlichen Torspektakel beim glücklichen 4:3-Sieg im Hinspiel vor 14 Tagen kaum Zweifel geben - auch wenn Di Matteo vor dem Abschlusstraining am Dienstag ankündigte: „Wir wollen auf Sieg spielen und werden alles daransetzen, damit wir uns möglichst bald für das Achtelfinale qualifizieren.“
Mit einem Sieg beim derzeitigen Schlusslicht der Gruppe G (1 Punkt) hätte der Tabellenzweite Schalke (5) das Achtelfinal-Ticket wohl so gut wie sicher. Mit einer Niederlage von Spitzenreiter FC Chelsea (7) bei NK Maribor (2) ist eher nicht zu rechnen.
Klaas-Jan Huntelaar warnte vor den Portugiesen, auch wenn Sporting am Wochenende in der Liga mit dem 0:3 bei Vitoria Guimaraes eine empfindliche Pleite kassierte und gegen Schalke den gesperrten Innenverteidiger Mauricio ersetzen muss. „Es wird nicht einfach in Lissabon. Sie stehen unter Druck und wollen die Partie gegen uns natürlich unbedingt gewinnen. Besonders nach dem aus ihrer Sicht unglücklichen Hinspiel“, sagte der Torjäger. Auch Heldt erwartet einen Hexenkessel: „Da müssen wir kühlen Kopf bewahren.“
Jan Kirchhoff glaubt, dass die Elf von Marco Silva auf Wiedergutmachung aus ist: „Die Elfmeter-Entscheidung vom Hinspiel wird für die Motivation des Gegners mit Sicherheit eine Rolle spielen, aber das muss uns egal sein. Wir werden mit genauso viel Schaum vor dem Mund spielen.“