Abstiegskampf Drei Trainer-Typen für die Rettung

Wolfsburg (dpa) - Wie rette ich einen Fußball-Bundesligisten vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit? Mit dieser Frage dürfen sich Christian Streich, Bruno Labbadia und Christian Titz derzeit wohl rund um die Uhr beschäftigen.

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Die drei Übungsleiter stehen vor dem großen Finale am Samstag (15.30 Uhr) unter riesigem Druck und tragen bei den Abstiegskandidaten SC Freiburg, VfL Wolfsburg und Hamburger SV die volle Verantwortung.

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Direkter Klassenerhalt? Relegation gegen Holstein Kiel? Oder Tränen nach dem direkten Gang in 2. Liga schon an diesem Samstag? Um diese drei Optionen geht es, wenn Freiburg den FC Augsburg empfängt, der HSV auf Borussia Mönchengladbach trifft und Wolfsburg vor eigenem Publikum gegen den 1. FC Köln spielt. Die drei Trainer setzen auf ihre ganz eigenen Methoden. Eine Typologie:

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Christian Titz - Der Kommunikator

In den vergangenen Wochen kam kaum ein Fußball-Interessierter an Christian Titz vorbei. Der Trainer-Nobody musste in den Medien immer wieder erklären, wie er den sportlich fast toten HSV wiederbelebt hat - er tat dies gerne und ausführlich. Dem 47-Jährigen gelang es dabei, den Verein mal wieder sympathisch erscheinen zu lassen - und sich selbst gleich mit. Auch geht er auf die Fans zu und schaffte es, dass die Anhängerschaft plötzlich hinter der Mannschaft steht.

Reden ist eine seiner Stärken, nicht nur in der Öffentlichkeit. Auch mit den Spielern sucht er immer wieder das Gespräch. Er gibt ihnen Selbstvertrauen und stärkt ihnen den Rücken. Titz hat ihnen seit seinem Amtsantritt Mitte März auf diese Weise seine Spielidee vermittelt. Gegen den Abstieg stemmt sich seine Mannschaft plötzlich mit spielerischen Mitteln.

Missstimmung durch Spieler, die unter Titz keine besondere Rolle mehr spielen, gibt es nicht. Denn bei aller Lockerheit sollte niemand die Konsequenz des Familienvaters unterschätzen. Walace oder Mergim Mavraj fanden sich im Training der 2. Mannschaft wieder. Auch dem Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos zeigte Titz die Grenzen auf, nachdem der Grieche auf seine Nicht-Berücksichtigung bei Titz' Debüt maulig reagierte. Titz stellte ihn zur Rede, „Papa“ gab sich einsichtig und lud die Mannschaft zum Essen ein.

Bruno Labbadia - Angeschlagener Feuerwehrmann

„Wir steigen ab. Wir kommen nie wieder. Wir haben Bruno Labbadia“, mit diesen Gesängen verhöhnen die Wolfsburger Fans seit Wochen ihren Coach. „Das habe ich so noch nie erlebt. Als Mensch gefällt das einem natürlich nicht“, sagte Labbadia. In einer prekären Situation wurde der frühere Stürmer mal wieder als Feuerwehrmann verpflichtet - er hatte ja schon den VfB Stuttgart und den Hamburger SV gerettet.

Diesmal aber ist seine Mission schwieriger. Labbadia beklagt nicht nur die schlechte Stimmung, sondern auch den Kader, der nicht für den Abstiegskampf gemacht ist. Vor einer Woche setzte der Übungsleiter auf ein Kurz-Trainingslager in Thüringen, es folgte ein 1:4 in Leipzig. Der führungslose Verein muss nun all seine Hoffnungen auf den Trainer setzen. Doch gerade der wirkt ratlos und überfordert.

Christian Streich - Kultcoach und Dauerbrenner

Business as usual: Nach diesem Mantra arbeitet Christian Streich auch in dieser Extremphase. Die Normalität, mit der der 52-Jährige den SC Freiburg auch durch diesen Klassenkampf führt, darf nicht verwundern. Streich übernahm im Dezember 2011 und ist damit der Trainer mit der längsten Amtszeit aller Bundesligisten. Der Coach spielte mit den Breisgauern international, er stieg mit ihnen ab und wieder auf: Was soll ihn da noch groß schocken?

Und doch ist auch Streich unter Druck. Gegen Gladbach fuhr der Kultcoach völlig aus der Haut. Auf die Frage, was los war, antwortete er: „Wir spielen gegen den Abstieg.“ Die Psyche spielt nicht nur beim HSV und in Wolfsburg eine Rolle. „Weil du dann immer gegen etwas Negatives angehen musst. Nervlich sind das extremste Belastungen“, sagte Streich. An seinen Methoden ändert er dennoch nichts. Wichtiger als ausgiebige Taktikeinheiten sei es ihm in dieser Phase, gut zu schlafen und gut zu essen.