Druck auf Magath bleibt - Bayern-Spiel als Chance
Gelsenkirchen (dpa) - Trügerischer Burgfriede oder ehrlicher Vertrauensbeweis? Schalkes Trainer Felix Magath steht vor dem richtungsweisenden Bundesliga-Gastspiel seines Ex-Vereins Bayern München am 4. Dezember als Krisen-Manager mehr denn je unter Beobachtung.
Magath sprach nach der zweieinhalbstündigen Sitzung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat zwar von einer „fruchtbaren Diskussion“ und muss keinen Rausschmiss befürchten, räumte aber ein: „Natürlich ist es aber so, dass man jetzt bis zur Winterpause schaut.“
Die Atmosphäre auf Schalke bleibt so frostig wie die Temperaturen. Auch wenn der Trainer betonte, er sei nicht zum „Rapport“ bestellt worden. „Das war eine völlig normale Sitzung. Wenn der Aufsichtsrat nur alle drei Monate die Möglichkeit hat, die sportlich Verantwortlichen zu sehen, dann kommen nunmal eine Menge Fragen auf.“ Der Club stehe besser da als vor einem Jahr, auch wenn „das in der Tabelle momentan nicht abzulesen“ sei. „Wir sind uns alle bewusst, dass wir uns in einer schwierigen Situation befinden, sind aber davon überzeugt, dass wir diese lösen können“, sagte Magath.
Von Aufbruchsstimmung, wie sie der Fußball-Rekordmeister aus München auf seiner Jahreshauptversammlung verbreitete, ist auf Schalke aber keine Spur. Immerhin sprach Aufsichtsratschef Clemens Tönnies dem Coach das Vertrauen aus. „Magath hat uns aufgezeigt, wie er die sportliche Situation gemeinsam mit der Mannschaft verbessern will. Ich bin fest davon überzeugt, dass er das schafft.“ Ein Ultimatum oder eine Punkte-Vorgabe war kein Thema. „Aber wir setzen uns Weihnachten zusammen, um Bilanz zu ziehen.“
Bis dahin hat Schalke ein hartes Programm. Nach der Bayern-Partie steht am 7. Dezember das Champions-League-Spiel in Lissabon an, es folgen die Bundesliga-Partien in Mainz, gegen Köln und das Pokal-Achtelfinale in Augsburg.
Den Münchnern ist die nach dem 0:5-Debakel in Kaiserslautern brisante Lage beim taumelnden Revierclub gar nicht recht. „Das sind die gefährlichsten Gegner, die Probleme haben. Ich glaube nicht, dass Schalke gegen uns schwach spielen wird“, warnte Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Vorstandchef Karl-Heinz Rummenigge schätzt die Lage ähnlich ein: „Es wird ein schweres Spiel, erst recht, weil Schalke in Kaiserslautern eine Packung gekriegt hat.“ Und Kapitän Philipp Lahm glaubt, dass „sich bei Schalke jeder Spieler zerreißen wird“.
Vizemeister gegen Titelverteidiger, Duell der beiden schon für das Achtelfinale der „Königsklasse qualifizierten Clubs - eigentlich der Top-Zweikampf der Liga. Doch anders als bei den teils berauschenden internationalen Auftritten hinken beide Teams den Erwartungen im Tagesgeschäft hinterher. Schalke steckt als Tabellen-15. in der Abstiegszone, die Bayern kämpfen als Fünfter um den Anschluss nach oben: 14 Punkte hinter Spitzenreiter Dortmund, aber zumindest der Dritte Leverkusen ist bei drei Punkten Rückstand in Sichtweite.
„Schalke müssen wir schlagen“, forderte Hoeneß deshalb von Trainer Louis van Gaal und seiner Elf, die auswärts bisher selten überzeugte. Magath ist sich der Schwere der Aufgabe gegen die Bayern, die er einst zweimal zum „Double“ geführt hatte, bewusst. „Sie sind scheinbar wieder in Tritt geraten und haben in Franck Ribéry eine Spielerpersönlichkeit in ihren Reihen zurück.“ Der französische Nationalspieler erwartet harte Gegenwehr der Schalker: „Sie werden mit viel Leidenschaft ins Spiel gehen, weil sie die drei Punkte unbedingt brauchen, genauso wie wir“, sagte Ribéry am Donnerstag.
Für die Schalker Spieler ist die Partie gegen München nach der Pleite in der Pfalz Charaktertest und Schlüsselspiel zugleich. Ein Sieg würde die erhitzten Gemüter erstmal beruhigen. Der Coach ist zuversichtlich, dass das gelingt. „Die Mannschaft hat in einer mannschaftsinternen Sitzung eine positive Reaktion gezeigt. Ich denke, dass die Spieler sich für die Fans ins Zeug legen“, sagte der Trainer, der Christian Pander nach 17-monatiger Verletzungspause ein Comeback in Aussicht stellte.