FC St. Pauli unter Druck - Schulte: Hebel umlegen

Hamburg (dpa) - Vor dem Heimspiel gegen die „Roten Teufel“ setzt Holger Stanislawski seine Profis höllisch unter Druck.

„Genervt“ von zuletzt sechs Bundesliga-Spielen ohne Sieg und mit „einem riesigen Frustpotenzial“ ausgestattet, hielt der Coach des FC St. Pauli seinen sportlich schwächelnden Akteuren zu Wochenbeginn eine halbstündige Kabinenpredigt.

Bei klirrender Kälte machte er sie „heiß“ auf den Angstgegner - dabei herausspringen soll der erste Bundesliga-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern seit 20 Jahren. „Ich erwarte, dass jeder Spieler Verantwortung übernimmt“, betonte Stanislawski vor dem wegweisenden Duell am Freitag (20.30 Uhr/Sky) gegen den Mit-Aufsteiger. Das gelte besonders für die Führungsspieler. Trotz verschneiten Rasens bestehe keine Gefahr. „Die Rasenheizung läuft auf 100 Prozent. Morgen wird Schnee geschoben“, sagte der Trainer.

Sein forsch in die Saison gestartetes Team steht inzwischen mit dem Rücken zur Wand: Sollte der Kiez-Club seine Negativserie auch gegen die Lauterer fortsetzen, droht ihm erstmals in dieser Spielzeit der Absturz auf einen Abstiegsplatz. „Es wird dringend Zeit, den Hebel umzulegen“, fordert auch Helmut Schulte die sportliche Wende.

Der Sportchef weiß am besten, wie sich ein Erfolg gegen den FCK anfühlt. Denn beim bisher einzigen Bundesliga-Sieg über die Pfälzer saß Schulte als Verantwortlicher auf St. Paulis Trainerbank: Frank Wolf traf am 6. Oktober 1990 in letzter Minute zum 1:0. „Wenn wir nun noch 20 Spieltage durchhalten, haben wir es geschafft“, witzelte Schulte - und meinte den Klassenverbleib.

Angesichts des Restprogramms bis zur Winterpause mit Spielen bei Rekordmeister Bayern München und daheim gegen den Überraschungs- Zweiten Mainz 05 ist der zweite Heimsieg dieser Spielzeit nahezu Pflicht. „Wir müssen mit aller Macht die drei Punkte holen“, betonte Gerald Asamoah, der zum bisher einzigen Heim-Dreier (3:2 gegen 1. FC Nürnberg) ein Tor und eine Tor-Vorlage beigesteuert hat. Von dem von Schalke 04 geholten „Königstransfer“ erhofft sich Stanislawski eine Belebung im Angriff - mit nur 13 Treffern aus 14 Partien stellt St. Pauli die schwächste Offensive der Eliteklasse.

„Wir haben eine Scheißphase, aber wir müssen da durch“, meinte Mittelfeldmotor Matthias Lehmann. „So wie zuletzt ist es unmöglich, Punkte zu holen. Und so wird das auch bis Weihnachten so bleiben“, betonte Stanislawski, der intensiver als sonst trainieren ließ. „Wenn man etwas nicht gut macht, muss man üben.“

Bei den Lauterern, die in Nürnberg (3:0) und gegen Schalke (5:0) klare Siege feierten, zeigt die Formkurve steil nach oben. Außerdem ist St. Pauli so etwas wie ihr Lieblingsgegner. Denn von 24 Pflichtspielen konnte der Kiezclub nur zwei gewinnen: Beide am Millerntor. „Das wird ein Kräftemessen auf Augenhöhe von zwei Mannschaften, die den Klassenerhalt anstreben. Beide werden sich nichts schenken. Wir müssen jetzt Konstanz reinkriegen in unsere zuletzt guten Leistungen“, sagte Trainer Marco Kurz.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC St. Pauli: Kessler - Rothenbach, Zambrano, Morena, Oczipka - Boll, Lehmann - Kruse, Asamoah, Bartels - Ebbers

Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Abel, Bugera - Tiffert, Kirch - Ilicevic, Moravek, Rivic - Lakic Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)