Durchatmen auf Schalke
Der 17-jährige Max Meyer feiert ein gelungenes Debüt in der Liga und bereitet den Ausgleich zum 2:2 in Mainz vor.
Mainz. Er wollte sich unerkannt davonschleichen. Während seine Kollegen noch in Interviews vertieft waren, versuchte Max Meyer schnell zu entkommen. Doch das Bundesliga-Debüt des 1,69 Meter großen Mittelfeldtalents war so eindrucksvoll, dass er aufgehalten wurde.
Schließlich hatte der 17-Jährige kurz nach seiner Einwechslung die Vorlage zum 2:2-Entstand des FC Schalke 04 bei Mainz 05 gegeben und damit seinem Team und wohl auch dem gesamten Club neue Hoffnung beschert, die schier unendliche Krise langsam beenden zu können.
Michel Bastos war es, der vier Minuten vor dem Ende Nutznießer der Meyer’schen Vorarbeit war. Der Brasilianer hatte zuvor bereits den ersten Schalker Treffer erzielt (41.) und damit jeweils die Führungstreffer der Rheinhessen durch Andreas Ivanschitz (27.) und Zdenek Pospech (63.) ausgeglichen. Der dritte Treffer im dritten Spiel von Bastos.
Vielleicht war das die entscheidende Erkenntnis. Die Schalker, die aufgrund der Personalnot ohne echten Stürmer und mit Jefferson Farfan in der Spitze spielten, kämpften sich in die Begegnung zurück. Anders als in den Vorwochen hatten sie bei Rückschlägen nicht die weiße Fahne gehisst und die Köpfe hängen lassen. „Die Mannschaft hat sich nicht aufgegeben“, sagte Horst Heldt. Einen kleinen, wenn auch entscheidenden Lichtblick hatten die Verantwortlichen ausgemacht.
Dennoch: Auch gegen die Mainzer hätte das Spiel in einem Debakel enden können, weil der Gegner allein in der zweiten Hälfte fünf große Torchancen hatte. Dank Timo Hildebrand, der Mainzer Abschlussschwäche und einer großen Portion Glück haben die Schalker diese Phase der Unterlegenheit überstanden. „Es ist ein Wahnsinn, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben“, nörgelte Ivanschitz.
Vor allem die Abwehr bleibt das zentrale Problem der Schalker. Die Mainzer hatten ihr Spiel vor allem über ihre rechte Seite angelegt und damit wollten sie Linksverteidiger Christian Fuchs permanent unter Druck setzen.
Dieser Plan sollte aufgehen, weil beide Treffer der Mainzer nach verlorenen Zweikämpfen des Österreichers, der zunehmend zu einem Sicherheitsrisiko wird, fielen. „Ich habe mit Christian auch schon mal darüber gesprochen. Aber es ist in der schwierigen Situation klar, dass er nicht voller Selbstbewusstsein ist“, sagte Heldt.
Da auch die Innenverteidigung um Joel Matip und Benedikt Höwedes vor allem mit sich selbst zu tun hatte, konnte auch sie nicht unterstützend eingreifen. Sobald die Gegner Druck entwickeln, fehlt der Defensive die nötige Stabilität. Trainer Jens Keller dürfte trotz aller Unzulänglichkeiten zunächst einmal tief durchatmen. Zumindest bis zum Mittwoch, wenn die Schalker im Champions-League-Achtelfinale bei Galatasaray Istanbul antreten, wird er ein wenig mehr Ruhe haben.
Der Punktgewinn dürfte dafür sorgen, dass die Kritik am 42-Jährigen für ein paar Stunden verstummen wird. Ausgestanden hat er die Diskussionen aber wohl noch lange nicht. „Wir können ein bisschen erhobenen Hauptes nach Hause fahren“, sagte Jermaine Jones nach dem Spiel. Eine treffendere Formulierung aus Sicht der Schalker Mannschaft hätte man wohl kaum finden können.
Max Meyer wird in Istanbul wieder im Kader stehen. Aber dafür hatte er noch keine Gedanken. Am Montagmorgen muss der Zehntklässler erst einmal eine Deutschklausur schreiben. Die Schalker Probleme waren für ihn nach dem Abpfiff zweitrangig.