Reus — der mit dem Ball tanzt
Der Dortmunder erzielt beim überlegenen 3:0 gegen Frankfurt alle drei Tore.
Dortmund. Die Kamera schwenkte kurz weg von seinem Gesicht, das wenig Begeisterung verriet von der Drei-Tore-Gala. Er redet halt nicht gerne über sich. Vor allem nicht dann, wenn er seine besonderen Fähigkeiten auch noch erklären soll. Sie sind eben einfach da. So wie Marco Reus.
Im rechten Arm fängt die Kamera den am Körper eingeklemmten Ball ein. Das runde Spielgerät war sein persönlicher Schatz des Abends. „Bei meinem ersten Dreierpack habe ich den Ball nicht mitgenommen, jetzt wollte ich ihn mitnehmen — das ist eine schöne Erinnerung“, sagte der Fußballer des Jahres 2012.
Sein erster Dreierpack in seinem gerade erst vierten Bundesligajahr liegt 16 Monate zurück. Beim 5:0 gegen Werder Bremen. Da trug er noch das Trikot von Borussia Mönchengladbach. Seit Samstagabend ist er nun endgültig angekommen in Dortmund. Fünf Tore in der Rückrunde, zwei Torvorlagen. Eine ähnliche Leistungsbilanz können lediglich der Leverkusener Stefan Kießling und der Münchener Mario Mandzukic vorweisen.
Dank der Reus-Gala hat Borussia Dortmund den Angriff des kessen Aufsteigers Eintracht Frankfurt abgewehrt und bewies beim imponierenden 3:0 (2:0), dass die Mannschaft auch ohne den gesperrten Robert Lewandowski erfolgreich agieren kann. Weil ein überragender Marco Reus alle drei Tore (8./10./65.) erzielte, sein kongenialer Partner Mario Götze zwei Treffer vorbereitete und Ilkay Gündogan im Mittelfeld intelligent Regie führte.
Und doch schwebt über aller schwarz-gelber Brillanz an diesem Abend der sich anbahnende Weggang Lewandowskis zum FC Bayern München. Die Frage scheint nur zu sein: wann? Für eine Ablöse zwischen 25 und 30 Millionen Euro im Sommer? Oder ablösefrei ein Jahr später? Sportdirektor Michael Zorc sagte deutlich: „Wir gehen nicht mehr davon aus, dass Robert bleibt.“ Gelassen blieb dennoch Trainer Jürgen Klopp: „Wir sind auf alles vorbereitet.“
Lewandowskis Fehlen war die Chance für Julian Schieber. Genau 31 Minuten lang. Dann sah der Angreifer Gelb-Rot. Einmal den Schlappen draufgehalten, einmal den Ellenbogen ungestüm ausgefahren — das war der Leistungsnachweis des unglücklichen Schwaben. Schieber war untröstlich: „Übermotiviert war ich nicht. Das war einfach nur Pech, ist mir noch nie passiert.“ Zum Zeitpunkt von Schiebers Platzverweis führten die Dortmunder indes bereits mit 2:0.
Stabilisierend wirkte sich bei den Dortmundern die Rückkehr von Neven Subotic in den Abwehrverbund aus. Wie auch Ilkay Gündogan auf der Sechserposition das Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive gekonnt regulierte.
So war Frankfurt trotz gut 40-minütiger Überzahl — Takashi Inui sah Gelb-Rot (74) — chancenlos. Eintracht-Trainer Armin Veh gratulierte fair: „Dortmund ist eine richtig gute Mannschaft, die nur zu wenige Punkte hat.“ Und momentan auch zu wenige Stürmer.