Dutts Rückkehr: „Habe Wechsel keine Minute bereut“
Freiburg (dpa) - Es ist ein ganz besonderes Spiel für Robin Dutt und den SC Freiburg: Am Freitag kehrt der Trainer von Bayer Leverkusen mit seiner neuen Mannschaft an seine alte Wirkungsstätte zurück.
Dort wurde er für seine Erfolge gefeiert. In Leverkusen steht er in der Kritik.
Bei seinem letzten Auftritt in Freiburg stand Robin Dutt noch mit einem Megafon in der Fankurve. Er wurde von den Anhängern gefeiert und von seinem Präsidenten umarmt. Fünf Monate ist es erst her, dass sich der Trainer vom SC Freiburg verabschiedete und zu Bayer Leverkusen ging, aber wenn er zum ersten Mal mit seinem neuen Verein bei seinem alten spielt, ist die Stimmung um den 46-Jährigen herum deutlich frostiger geworden.
In Leverkusen bekommt Dutt nach nur vier Siegen in zehn Bundesliga-Spielen die Kritik der Medien und die Skepsis der Fans zu spüren, auch die Anpassungsprobleme mit seinen Spielern leugnet nicht einmal der selbstbewusste Coach selbst. „Wir haben eine schwierige Situation hier, aber ich habe meinen Wechsel noch keine Minute bereut“, sagte er einen Tag vor seiner Rückkehr. „Das Spiel hat eine Wichtigkeit aus Leverkusener Sicht und eine Besonderheit wegen meiner Freiburger Vergangenheit. Und die Wichtigkeit hat Priorität.“
Dennoch: Nach Freiburg pflegt Dutt noch immer einen „sehr, sehr häufigen Telefonkontakt“, mit seinem Nachfolger Marcus Sorg ist er nach eigenen Angaben sogar „sehr eng befreundet“. In seinen vier Jahren beim Sport-Club war der Fußballlehrer so erfolgreich, dass er sich im Frühjahr aussuchen konnte, ob er nach Wolfsburg, Hamburg oder eben Leverkusen geht: 2009 führte er die Breisgauer in die Bundesliga zurück, in der vergangenen Saison schaffte er dort mit ihnen die beste Platzierung seit zehn Jahren (9.).
Umso bemerkenswerter ist es nun, dass Dutt in Leverkusen genau die Schwierigkeiten hat, die er in Freiburg noch erfolgreich umschiffen konnte. Beim Sport-Club trat er erstaunlich schnell aus dem Schatten von Volker Finke, bei Bayer 04 scheinen dagegen noch viele seinem beliebten Vorgänger Jupp Heynckes hinterherzutrauern. In Freiburg und auch zuvor bei den Stuttgarter Kickers bewies er ein gutes Gespür im Umgang mit den Vereinsstrukturen oder Patriarchen wie Achim Stocker, in Leverkusen machte er sich das Leben durch einige Aussagen unnötig schwer („Wer für einen Champions-League-Club wie Bayer Leverkusen spielt, für den ist es eine Ehre, auf der Bank sitzen zu dürfen.“).
Seinem hohen Ansehen bei den Verantwortlichen von Bayer 04 hat das noch nicht geschadet. Und auch Dutts Zuversicht ist unverändert groß. „Leverkusen ist für mich eine ganz spezielle Herausforderung und es macht mir großen Spaß“, sagte er am Donnerstag. „Unser Ziel muss es sein, bis Weihnachten auf Augenhöhe mit den Plätzen zwei, drei und vier zu sein - und dafür ist ein Sieg in Freiburg nötig.“
Auch bei Dutts altem Verein ist der Respekt vor dem ehemaligen Erfolgstrainer nach wie vor groß. „Das ist für uns definitiv kein Vorteil, dass der Trainer des Gegners uns richtig gut kennt“, meinte Sorg. Der 45-Jährige wäre allerdings froh, wenn das seine einziges Problem wäre. Nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz brauchen Sorg und der Sport-Club jeden Punkt, auf die Freundschaft zu seinem Vorgänger kann er am Freitag keine Rücksicht nehmen.
Dabei kommt die prominenteste Rückendeckung für Sorg ausgerechnet aus Leverkusen: „Eine solche Entwicklung wäre unter meiner Regie auch nicht ausgeschlossen gewesen, das will ich ganz deutlich sagen“, betonte Dutt in einem Interview der „Badischen Zeitung“ (Donnerstag).