Eichins Treuebekenntnis kommt erst nach 24 Stunden

Bremen (dpa) - Bei jedem Tabellenletzten wird über den Trainer diskutiert - auch in Bremen. Doch bei Werder läuft das traditionell etwas leiser und zurückhaltender ab als in den meisten anderen Bundesliga-Städten.

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Gleichwohl muss die Führung des Clubs Wege finden, die berühmte Trainer-Frage zu beantworten. Nach mehr als 24 Stunden Bedenkzeit entschloss sich Manager Thomas Eichin zur verbalen Rückendeckung und sagte: „Robin Dutt hat meine hundertprozentige Unterstützung.“

Unmittelbar nach dem Sturz auf den letzten Platz der Fußball-Bundesliga am Samstagnachmittag hatte sich Eichin noch geweigert und betont: „Ich beantworte keine Fragen zum Trainer.“ Am folgenden Abend sagte der Manager im „Sportclub“ des NDR zur Frage nach dem Coach: „Wir glauben nach wie vor, dass er der richtige Mann für uns ist.“ Eichin betonte sogar: „Absolut der richtige!“

Was dazwischen passiert ist? Vermutlich hat sich die Werder-Führungsriege zusammengesetzt, über den Trainer diskutiert und sich darauf geeinigt, dass Dutt weitermachen darf. Vorerst zumindest, denn bei anhaltender Erfolglosigkeit wäre Dutt nicht zu halten. Das weiß auch Eichin.

Die Zahlen sprechen nicht unbedingt für den 49 Jahre alten Fußball-Lehrer. Nach sieben Spielen ist Werder noch ohne Sieg, liegt mit vier Punkten auf dem letzten Platz. In den 41 Spielen als Bremer Coach holte Dutt nur 43 Zähler. Unter Dutt, der auch mit der Ankündigung angetreten war, die Abwehr zu stabilisieren, ist Werder mehr denn ja die Schießbude der Liga und hat mit 16 Gegentreffern die schlechteste Defensive. Dabei hatte die Bremer nicht nur Pech, sondern bei sieben Aluminium-Treffern der Gegner sogar noch Glück.

Eine radikale Defensiv-Taktik lehnt Dutt ab, und die Mannschaft trägt das mit und stellte sich vergangene Woche in ungewöhnlicher Form hinter den Coach. „Wir finden den Stil gut und haben uns im Mannschaftsrat darauf verständigt, das so beizubehalten“, verriet Nils Petersen. Bei seinen Spielern hat der Coach offensichtlich viel Kredit, wie auch Assani Lukimyas Aussage vom Sonntag vermuten lässt: „Die Mannschaft steht zu 100 Prozent hinter dem Trainer.“

Eichin muss genau abwägen, was ein Trainer-Rauswurf bedeuten würde - auch für ihn selber. Es wäre schließlich auch das Eingeständnis eines eigenen Fehlers. Der Manager hat den Coach ausgesucht. Und nicht nur Dutt, auch Eichin wird in Bremen kritisch beobachtet. Seine Transfer-Bilanz ist bisher eher durchwachsen.

Gerade wenn es nicht läuft, fallen teure Flops wie der für fast zwei Millionen Euro geholte Ludovic Obraniak besonders auf. Der im Winter aus Bordeaux gekommene Pole hat in dieser Saison noch keine Minute gespielt, obwohl er gesund ist. „Intelligente Transfers“, wie Eichin sie gern nennt, sehen anders aus.

Es sei „wichtig, dass wir die Ruhe behalten“, forderte Eichin nun. Um Ruhe zu bekommen, hat der Sport-Geschäftsführer nun auch die Trainer-Frage beantwortet: „Wir glauben, dass er die Entwicklung, die wir brauchen, vorantreiben wird.“

Seine verspätete Antwort erklärte der Manager so: „Es gab auch einige Irritationen, weil ich eigentlich über unseren Trainer nicht sprechen möchte. Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren hier und muss diese Trainer-Fragen im wöchentlichen Rhythmus beantworten.“ Das dürfte in den kommenden Wochen so bleiben.