Einigung ohne Hintertürchen: Reus verlängert in Dortmund
Dortmund (dpa) - Europäische Topclubs standen Schlange, doch Marco Reus entschied sich für seine Heimat. Dem vom Abstieg bedrohten Bundesliga-16. Borussia Dortmund ist im Transferpoker um den umworbenen Fußball-Nationalspieler ein ermutigender Coup geglückt.
Trotz zahlreicher Angebote europäischer Topclubs wie Real Madrid verlängerte der Angreifer seinen bis 2017 datierten Vertrag bis zum 30. Juni 2019. Mit Genugtuung kommentierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die Einigung: „Marco kann in Dortmund eine Ära prägen, so wie es vor ihm Uwe Seeler in Hamburg oder Steven Gerrard in Liverpool getan hat.“
Gemäß einer Ausstiegsklausel hätte der 25-Jährige den Revierclub zum Saisonende für 25 Millionen Euro verlassen können. Anders als die ehemaligen BVB-Profis Mario Götze und Robert Lewandowski, die in den vergangenen beiden Jahren zum FC Bayern gewechselt waren, hält Reus dem Revierclub jedoch die Treue. Lächelnd leistete der Angreifer seine Unterschrift und sprach von einer „Entscheidung fürs Leben“: „Dortmund ist meine Heimatstadt, und die Borussia einfach mein Verein. Es gibt viel zu tun, und da möchte ich kräftig mit anpacken. Ich habe das Gefühl, dass es noch nicht zu Ende ist.“
Der neue Kontrakt beinhaltet keine Ausstiegsklausel - und dürfte die Borussia teuer zu stehen kommen. Dem Vernehmen nach wurden die ohnehin schon üppigen Bezüge des Ausnahmekönners stark angehoben. Laut Medienberichten soll das Jahresgehalt des Torjägers nun rund acht Millionen Euro betragen. Dazu kommen Einnahmen aus lukrativen Werbeverträgen.
Doch der noch 2005 von der Insolvenz bedrohte Branchenriese sieht sich nach den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolgen der vergangenen Jahre in der Lage, solche Summen zu stemmen. Aus seiner Zufriedenheit über das Bekenntnis des gebürtigen Dortmunders für den BVB machte Vereinsboss Watzke keinen Hehl: „Dass sich Marco inmitten einer sportlichen Krise für den BVB entschieden hat, zeigt ein Höchstmaß an Identifikation, auf das wir sehr stolz sind. Das sind Spieler, die irgendwann einmal zu Legenden werden.“
Nicht minder euphorisch äußerte sich Michael Zorc: „Marco Reus hätte zu fast jedem Topclub auf der Welt wechseln können. Durch seine Entscheidung hat er gezeigt, dass sein Herz für seine Heimatstadt und für seinen Heimatverein schlägt.“ Der Sportdirektor fügte an: „Er ist ein ganz wichtiger Baustein für Borussia Dortmunds sportliche Zukunft.“
Zur Erleichterung von Watzke, Zorc und Trainer Jürgen Klopp ging in Dortmund damit ein monatelanger Verhandlungsmarathon zu Ende. Die fast täglichen Spekulationen über an Reus interessierten Clubs aus Spanien und England hatten im Abstiegskampf für kontraproduktive Unruhe gesorgt. Wie es heißt, war neben Real Madrid auch der FC Bayern lange interessiert, soll aber vor wenige Wochen aus dem Vertragspoker ausgestiegen sein. „Es ist eine tolle Nachricht für die Bundesliga, dass so ein Spieler bei seinem Verein bliebt“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
Für die Borussia ist die Einigung mit Reus ein positives Signal im Abstiegskampf - und möglicherweise ein Fanal für die Zukunft. Sein Treuebekenntnis könnte auch andere Leistungsträger wie Ilkay Gündogan und Mats Hummels dazu ermuntern, ihre Verträge langfristig zu verlängern. Laut Aussage von Watzke gilt der neue Kontrakt auch für die 2. Bundesliga. „Aber wir sollten jetzt nicht zu schwarzsehen und werden den Abstiegskampf meistern“, sagte er dem TV-Sender „Sky“.
Neben den finanziellen Zugeständnissen des BVB dürfte auch die solidarische Haltung der Clubspitze in der Führerschein-Affäre den Ausschlag zugunsten der Borussia gegeben haben. Obwohl Reus jahrelang mit gefälschten Papieren gefahren war und deshalb ein Strafbefehl über 540 000 Euro erhalten hatte, stärkten Watzke und Trainer Klopp dem Sünder demonstrativ den Rücken. „Wir haben uns nie von all den Wechsel-Gerüchten leiten lassen und immer eine gute Chance gesehen“, sagte der BVB-Geschäftsführer.
Reus war 2012 für 17 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum BVB gewechselt. In den bisherigen drei Spielzeiten entwickelte sich der Offensivstar zum Leistungsträger und Publikumsliebling. So erzielte er in 72 Bundesligaspielen insgesamt 34 Tore für den BVB.