Emotionales Nord-Duell Bremen gegen Wolfsburg
Wolfsburg (dpa) - Klaus Allofs kennt kein Pardon. Von Bammel ist beim neuen Geschäftsführer des VfL Wolfsburg vor dem brisanten Fußball-Bundesligaduell gegen seinen bisherigen Club Werder Bremen nichts zu spüren.
Allofs geht das für ihn „emotional schwierige“ Spiel am Samstag forsch an.
„Ich möchte gewinnen, wir wollen gewinnen. Dafür müssen wir Tore schießen und wenn wir die schießen, werde ich mich auch freuen“, kündigte Allofs am Donnerstag in Wolfsburg an. Jubel über Tore gegen Werder ist für den Neu-Wolfsburger nach 13 Jahren als Bremer Sportdirektor kein Problem. „Ich glaube, dass es keine Respektlosigkeit ist, wenn man seine Begeisterung zeigt.“
Erst vor gut einer Woche stand der spektakuläre Wechsel - zum ersten Mal ging ein Bundesliga-Manager in der laufenden Saison zu einem Ligakonkurrenten - fest. Zusammen mit Bremens Coach Thomas Schaaf gewann Werder in Allofs Ägide einmal den Meistertitel und zweimal den DFB-Pokal. „Thomas und Klaus, die zwei sind Werder Bremen“, stellte Werder Angreifer Marko Arnautovic trocken fest.
Nun ist Allofs weg, für eine kolportierte Millionen-Ablöse vom VfL-Mutterkonzern Volkswagen bei Werder losgeeist. Ein Wechsel, der Werder in den „Schockzustand“ versetze, wie Bremens Aufsichtsratschef Willi Lemke bekannte. Trotz der angeblichen Dankbarkeit der Bremer für Allofs' erfolgreiche Arbeit mangelte es in den vergangenen Tagen nicht an Spitzen aus Bremen in Richtung Wolfsburg und Allofs. Der Vorwurf, Allofs habe dem Lockruf des Geldes nicht widerstanden, steht im Raum. „Ich möchte mich gar nicht rechtfertigen. Wir haben über alles gesprochen, ich habe alles erklärt. Jeder hat seine Sichtweise, das muss ich akzeptieren“, sagte Allofs der „Kreiszeitung Syke“.
Schaaf hält sich vor dem schnellen Wiedersehen im Gegensatz zu Lemke oder Allofs' früheren Geschäftsführer-Kollegen Klaus-Dieter Fischer zurück. Am Donnerstag appellierte der Werder-Coach an die eigenen Fans, Allofs am Samstag respektvoll zu begegnen: „Man darf nie vergessen, was Klaus Allofs für Werder geleistet hat.“
Allofs weiß, welche große Bisanz das Duell am Samstag birgt. „Dass das mit Emotionen verbunden ist, ist doch klar.“ Der 55-Jährige kennt Wolfsburgs Gegner in- und auswendig, weiß über Stärken und Schwächen der Spieler bestens Bescheid und kann genau sagen, welcher Werder-Profi sich wie provozieren lässt. „Ich werde ganz sicher etwas sagen“, kündigte Allofs an und das ist für Schaaf auch normal: „Es wäre fahrlässig, wenn er es nicht tun würde.“
Im Vorfeld ist Allofs um Normalität bemüht. „Man sollte jetzt nichts überdramatisieren. Ich werde meine Arbeit so wie immer machen.“ Dass die Partie alles andere als normal ist, musste er dann aber auch eingestehen. „Natürlich wird die Aufregung zwei Stunden, eine Stunde, eine halbe Stunde vor dem Spiel kommen.“
VfL-Coach Lorenz-Günther Köstner ist die Aufregung nicht ganz geheuer. Weniger wegen Allofs („Klaus ist so erfahren, mit der Situation umzugehen“), als vielmehr wegen Naldo und Diego. Naldo kam erst im Sommer nach Wolfsburg und auch Spielmacher Diego hat seine Zeit in Bremen zwischen 2006 und 2009 noch nicht vergessen: „Es ist nach wie vor ein spezielles Spiel für mich.“ Köstner appellierte an beide, nicht zu überdrehen: „Ich würde mir wünschen, dass sie nicht das Besondere versuchen. Wenn das Besondere darin besteht, so zu spielen wie in den letzten Wochen, dann bin ich zufrieden.“