Fürths Präsident Hack: „Bundesliga kein Ausflug“
Fürth (dpa) - Sieben Monate nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg ihrer Vereinsgeschichte sieht es für die SpVgg Greuther Fürth sportlich schlecht aus. Fünf Punkte schon beträgt der Abstand des Tabellen-17. auf einen Nichtabstiegsplatz.
Im 255. Frankenderby an diesem Samstag gegen den 1. FC Nürnberg soll die Wende gelingen - auch wenn Präsident Helmut Hack tiefstapelt.
Jahrelang war Greuther Fürth in den Frankenderbys gegen den 1. FC Nürnberg Außenseiter, jetzt kommt es zum ersten Aufeinandertreffen in der Bundesliga. Sehen Sie sich inzwischen auf Augenhöhe?
Hack: „Nein, wir sind auch am Samstag Außenseiter. Man muss bedenken, dass wir Vorletzter sind, dass der Club mit ein paar Ausnahmen seit ewigen Zeiten in der 1. Liga ist. Dort ist in allen Bereichen eine enorme Bundesliga-Erfahrung vorhanden. Wir sind noch in der Phase, in der wir diese Erfahrungen erst sammeln.“
Wird Fürth den FCN also nie als fränkische Nummer 1 ablösen können?
Hack: „Es kann mal Phasen geben, in denen wir das hinkriegen: Wenn wir vielleicht ein bisschen tüchtiger und schneller sind, etwas glücklicher in unseren Entscheidungen. Aber insgesamt haben die Nürnberger deutlich bessere wirtschaftliche Voraussetzungen. Sie haben ein viel größeres Potenzial an Zuschauern, an Sponsoren, an allem.“
Im Moment läuft es bei beiden Vereinen sportlich mies. Ihrer Mannschaft sind nach dem Aufstieg die Umgewöhnungsschwierigkeiten besonders anzumerken, in sechs Spielen gelang bisher kein Heimsieg.
Hack: „Wir haben unsere fantastische Mannschaft weitgehend zusammengehalten, die sich mit dem Aufstieg einen Übertraum erfüllt hat. Aber wir spüren eben, dass die 1. Liga schon etwas anderes ist von der Handlungsschnelligkeit und von der Körpersprache, die wir teilweise noch nicht haben. Da haben wir schon gedacht, dass wir nicht ganz so lange brauchen würden, um in der Liga auch qualitativ anzukommen. Wir zahlen immer noch viel Lehrgeld, wir bringen uns durch individuelle Fehler selber in Not. Das müssen wir so rasch wie möglich abstellen.“
Trainer Mike Büskens sagt oft, die Fürther müssten die Bundesliga genießen. Können Sie das noch bei so vielen Niederlagen überhaupt?
Hack: „Natürlich genießen wir die Bundesliga, es gibt nichts Schöneres. Dieser Verein hat sich über die letzten zehn Jahre immer wieder dort herangetastet. Andererseits ist klar, dass wir alles dafür tun werden, nicht nur ein Jahr hier zu spielen. Die Bundesliga soll kein Ausflug sein.“
Sie haben im Sommer trotz eines Minietats zwei bekannte Spieler verpflichtet, den Dänen Tobias Mikkelsen und den Ex-Schalker Edu. Beide enttäuschen bisher weitgehend. Haben Sie daneben gegriffen?
Hack: „Ich akzeptiere es, wenn das jemand so beurteilen will. Aber es kann uns doch keiner erzählen, dass wir mit Transfers zwischen 500 000 und 800 000 Euro glauben, einen zweiten Messi zu bekommen. Wir haben für kleines, bescheidenes Geld unseren Aufstiegskader ergänzt, in so einem Fall kann es gleich zweimal keine Garantie dafür geben, dass die Spieler sofort einschlagen und noch besser sind als die der Gegner. Jeder andere Bundesligist hat einen Kader, der nominell und finanziell weit über unserem liegt.“
Mikkelsen hat immerhin mit Dänemark im Sommer eine gute EM gespielt. Bei Ihnen hat er es gerade mal auf vier Bundesliga-Einsätze gebracht.
Hack: „Wir hätten uns gewünscht, dass er sich schneller in der 1. Liga zurechtfindet. Immerhin gilt er als einer der kommenden Stars in Dänemark, er kam von einem Champions-League-Teilnehmer zu uns, und jetzt spielt er im Team eines Bundesliga-Aufsteigers nicht. Wir hoffen, dass Tobias in den kommenden Wochen bei uns immer mehr Fahrt aufnehmen wird.“
Sie werden ohne Frage bis zum Ende um den Klassenverbleib zittern müssen. Worauf wird es ankommen, um drinzubleiben?
Hack: „Wir brauchen Erfolge, wie alle anderen auch. Und wir wissen, was uns immer stark gemacht hat: der Mannschaftsgeist, der Zusammenhalt und die Fähigkeit der Mannschaft, sich an den Aufgaben zu steigern. Einzelne Spieler werden uns jedenfalls nicht dahin führen, dass wir eine sorgenfreie Runde spielen können.“
Werden im Winter trotzdem Verstärkungen kommen?
Hack: „Wir haben finanziell noch ein paar Reserven. Wir müssen sehr genau überlegen, was für die Mannschaft gut ist und was uns wirklich weiter hilft.“
Wie geht Trainer Büskens mit den sportlichen Rückschlägen um?
Hack: „Er arbeitet akribisch, mit hundertprozentiger Leidenschaft und Überzeugung. Aber es ist für ihn auch schlimm, dass wir am nächsten Spieltag dann wieder zu einfache Fehler machen. Seine Aufgabe ist, die Mannschaft zu einer Qualität zu führen, bei der diese Fehler weniger werden, dann werden auch viele andere Dinge besser.“
Wird sich nicht irgendwann unweigerlich die Trainerfrage stellen?
Hack: „Dieses Thema stellt sich nicht. Es gibt keinen Aktionismus, wir bleiben eine Einheit. Die Spielvereinigung ist trotz der vielen Niederlagen das geblieben, was sie auch im April und Mai war. Wir sind damals genauso gut miteinander umgegangen wie jetzt. In diesem Verein gibt es keine Grabenkämpfe - das ist die größte Stärke, die wir haben.“
Glauben Sie denn überhaupt, dass Büskens Lust darauf hätte, mit Greuther Fürth in der 2. Liga noch mal von vorn anzufangen?
Hack: „Ich kann mir das gut vorstellen. Aber wir sind felsenfest davon überzeugt, dass wir die Liga halten und sich diese Frage überhaupt nicht stellt. Mike Büskens ist ein Mensch mit Prinzipien. Er weiß, was er an uns hat - das erlebt er auch jetzt, wenn es nicht so gut läuft. Andererseits wissen wir, was wir an ihm haben. Wenn dann nicht Schalke ruft, wäre es wunderschön, wenn er auch bei einem Abstieg unser Trainer bliebe.“
Alemannia Aachen war auch mal ein ambitionierter Bundesligist, wurde dann bis in die 3. Liga durchgereicht und ist jetzt obendrein insolvent. Warum wird das Greuther Fürth nicht passieren?
Hack: „Weil wir immer maßvoll, vernünftig und nach den Grundsätzen ordentlicher Kaufleute handeln. Viele Jahre schon sind wir in der Vergangenheit unter schwierigsten Voraussetzungen wirtschaftlich gut über die Runden gekommen. Wir akzeptieren unsere Grenzen, können mit Zahlen umgehen und würden uns nie mit Investitionen übernehmen, die nicht zu uns passen.“