Entsetzen in Frankfurt: Der fünfte Abstieg rückt näher
Frankfurt/Main (dpa) - Noch ist das Saisonende fünf Spiele entfernt. Aber in Frankfurt hörte und fühlte sich schon an diesem Samstag vieles so an, als sei die Eintracht gerade zum fünften Mal aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen.
Die Zuschauer reagierten auf das bittere 0:2 (0:0) gegen 1899 Hoffenheim zunächst mit Schweigen. Ein Teil war entsetzt, ein anderer resigniert, Tausende hatten das Stadion schon nach dem zweiten Gegentor verlassen. Auch im Block mit den besonders eingefleischten Fans regte sich erst wieder etwas, als die Spieler mit hängenden Köpfen davor standen. Was sie dort zu hören bekamen, war alles andere als aufmunternd. Die Fans beschimpften ihr Team in drastischer Form.
„Das ist eine schwere Stunde“, sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen hinterher. „Die Lage ist sehr prekär.“ Zwei Frankfurter Abstiege hat Bruchhagen bereits miterlebt. Und die Wahrscheinlichkeit steigt und steigt, dass seine dann 28-jährige Management- und Vorstandskarriere in diesem Sommer mit einem weiteren enden wird.
Drei Punkte Rückstand hat der Tabellenvorletzte bereits auf den rettenden 15. Platz. Und auch wenn Bruchhagen noch einige Durchhalteparolen von sich gab („Die Mannschaft hat alles gegeben. Das macht Mut.“). Der einzige, der selbst nach diesem Rückschlag noch so etwas wie einen unerschütterlichen Glauben an die sportliche Rettung verströmte, war der neue Trainer Niko Kovac.
„Es ist noch nichts verloren“, sagte er. „Es wird bis zum letzten Spieltag eine enge Sache bleiben. Wir müssen die Mannschaft wieder aufrichten und dürfen den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken.“
Drei der vier Spiele unter Kovac hat die Eintracht verloren. Das ist eine Bilanz, die auf den ersten Blick die Frage aufwirft: Wozu dieser Trainerwechsel? Was hat er schon bewirkt? Wer die Frankfurter aber am Samstag kämpfen, rennen und zeitweise mutig angreifen sah, bekam eher den Eindruck, dass der Wechsel von Armin Veh zu dem früheren kroatischen Nationalcoach vielleicht ein paar Wochen zu spät kam. Fünf klare Chancen spielte sein Team sich heraus.
Die Tore erzielten aber die Hoffenheimer Nadiem Amiri (62.) und Mark Uth (90.). „Wir waren heute nicht die zwei Tore besser, sind aber trotzdem glücklich, dass wir gewonnen haben“, sagte TSG-Coach Julian Nagelsmann.
Kovac analysierte die Frankfurter Situation sehr treffend. „Das, was zum Abstiegskampf gehört, bringt die Mannschaft mit“, sagte er. „Die Mannschaft bemüht sich, sie verbessert sich, sie ist auch im Kopf klar. Das einzige, was ich ihr vorwerfen muss: Ihr fehlt der letzte Wille und die letzte Übersicht, um das Tor zu machen.“ Nur zwei Treffer gelangen der Eintracht in den vergangenen acht Spielen. Ihren am Knie verletzten Torjäger Alexander Meier kann diese Mannschaft nicht ersetzen.
Kovac' nervt das Thema immer mehr. „Alex ist nicht da. Das können wir nicht ändern. Die Jungs, die da sind, müssen die Tore machen“, meinte der Coach. Allein: Die Jungs, die da sind, schießen keine Tore. Haris Seferovic ist völlig außer Form, Luc Castaignos nach langer Verletzungspause noch nicht richtig fit und der 3,5-Millionen- Einkauf Marco Fabian sitzt unter Kovac nur auf der Bank.
Der Verein zahlt längst den Preis für eine grotesk verfehlte Personalpolitik vor und während dieser Saison. Von den gleich fünf Neuzugängen der Winterpause hilft der Eintracht niemand wirklich weiter.
Und jetzt? Eine der letzten Frankfurter Hoffnungen ist das Spiel bei Werder Bremen am letzten Spieltag. „Wir geben so lange Gas, wie es geht“, sagte Stefan Aigner. Was soll man sonst auch tun, meinte der Mittelfeldspieler. „Soll ich jetzt schon in den Urlaub fahren?“