Es kracht im BVB-Gebälk
Vor dem Spiel bei Arsenal London beschäftigt Dortmund nur eines: die Krise in der Bundesliga.
Die sportliche Situation
Die Champions League ist den Verantwortlichen von Borussia Dortmund derzeit kaum eine Silbe wert. Platz 16 (!) in der Bundesliga und unerklärliche Leistungsschwankungen innerhalb der Spiele nehmen den ganzen Raum ein. In der europäischen Königsklasse steht die Achtelfinal-Teilnahme nach vier Siegen so früh wie nie zuvor fest. Bereits mit einem Remis beim fünf Punkte entfernten Zweiten FC Arsenal London (heute, 20.45 Uhr) wäre dem BVB die Führung in der Gruppe D nicht mehr zu nehmen. Trotzdem gibt es ein Ziel: Als Erster ins Achtelfinale. Das erhöht die Chance auf einen leichteren Gegner bei der Auslosung am 15. Dezember.
Dortmund ist angeschlagen, physisch wie psychisch. Zuletzt mussten sich die BVB-Profis auf zwei Jahreshauptversammlungen (Verein und Aktiengesellschaft) von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ins Gesicht sagen lassen, dass ihre Leistung nicht mehr ausreiche und vergangener Ruhm nichts mehr zähle. „All die schönen Erlebnisse der vorigen Jahre dürfen für euch kein Schutzschild sein“, sagte Watzke, verlor kein Wort über Arsenal und fügte an: „Nur über die Spiele in Frankfurt, in Bremen und bei Hertha BSC kommen wir wieder in die Spur. Wenn du auf Platz 16 stehst, dann heißt es: Blut, Schweiß und Tränen. Das ist der Weg der nächsten Wochen.“ Das Gerede vom kurzzeitig kriselnden Dream-Team, das es wieder nach oben schaffe, will in Dortmund niemand mehr hören.
Eklatant ist im BVB-Team der Unterschied zwischen den Leistungen in der ersten und der zweiten Halbzeit in den jeweiligen Liga-Spielen. In einer fiktiven Tabelle der ersten 45 Minuten rangiert der BVB mit 18 Punkten auf Platz drei. Nimmt man nur die zweiten 45 Minuten zum Maßstab, ist kein anderer Bundesligist schlechter: sieben Zähler. Auch in Paderborn verspielte der BVB wieder eine 2:0-Pausenführung. Fehlende Kondition? Dem widerspricht die Laufleistung. Nach wie vor gehören die BVB-Profis in dieser Hinsicht zu den fleißigsten der Liga.
Am Sonntag bei Eintracht Frankfurt wird Marco Reus wie in der verbleibenden Hinrunde fehlen. Reus kann den Unterschied machen (33 Tore und 25 Assists in 69 Ligaspielen), wird aber am Ende der Hinrunde nur sieben Ligaspiele bestritten haben. Darüber hinaus dürfte ein Einsatz der Innenverteidiger Mats Hummels (hat in der Liga auch erst 411 Minuten gespielt) und Sokratis trotz aller gesundheitlichen Fortschritte noch zu früh kommen. Offen bleibt, wer Reus ersetzt. Sollte Pierre-Emerick Aubameyang für ihn auf die linke Seite rücken, wäre der Platz in der Sturmmitte für Ciro Immobile frei.
Sie ist derzeit das einzig Erfreuliche und kann ein letztes Stück Gelassenheit in Zeiten bieten, in denen der Druck Trainer und Mannschaft deutlich zu plagen scheint. Der BVB ist zehn Jahre nach der Fast-Insolvenz schuldenfrei und verfügt nach dem Einstieg der Großaktionäre Evonik, Puma und Signal Iduna über Millionen für Investitionen. In den kommenden Jahren will der BVB jährlich rund 300 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften — ohne Transfererlöse. Zuletzt waren es 260 Millionen Euro Umsatz und 12 Millionen Euro Gewinn im Konzern. Die Dividende bleibt mit 10 Cent je Aktie unverändert.