Euphorische Augsburger feiern „dickes Ausrufezeichen“
Dortmund (dpa) - Selbst der sonst so bescheidene Markus Weinzierl wählte Worte, die man von ihm so gar nicht gewohnt ist. „Die Geschichte, die die Mannschaft derzeit schreibt, ist eigentlich unbeschreiblich“, sagte der Augsburger Trainer nach dem 1:0-Sieg bei Borussia Dortmund.
33 Punkte, perfekter Start in die Rückrunde und Erfolgserlebnis beim Vizemeister: Der Höhenflug des FC Augsburg scheint in der Fußball-Bundesliga gar nicht mehr enden zu wollen. Nach 19 Spielen steht die Weinzierl-Elf auf Rang vier, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Mit sieben Zählern Vorsprung auf Rang sieben dürfte das ursprüngliche Ziel 40 Punkte auch in der Öffentlichkeit bald korrigiert werden.
Die Situation, beim Tabellenletzten in Dortmund zu gastieren, titulierte Weinzierl schon vor der Partie als besonders. So war auch der Sieg, den die FCA-Spieler auf dem Platz und in der Kabine beinahe frenetisch feierten, kein gewöhnlicher: „Das Team hat heute ein dickes Ausrufezeichen in Deutschland gesetzt, da jeder auf den BVB geschaut hat und einen Sieg gegen uns erwartet hat“, sagte der Erfolgscoach, der in dem 1:0-Erfolg ein „Wahnsinns-Ergebnis“ sah.
Mit ihm und Manager Stefan Reuter haben die Schwaben ein Führungsduo etabliert, das den Verein aus einer Krisensituation heraus nach oben führte. Der Club setzt langfristig auf sein Erfolgsgespann. „Wenn ein Verein glaubt, dass er Stefan Reuter oder Markus Weinzierl für eine einstellige Millionen-Summe aus dem laufenden Vertrag bekommt: Definitiv niemals“, sagte Präsident Klaus Hofmann der „Sport Bild“. Weinzierl hat bei den Schwaben einen Vertrag bis 2017, Reuter sogar bis 2018.
Mit Beständigkeit und Bescheidenheit trotzten die Augsburger Macher in den vergangenen Jahren trotz geringer Mittel vielen Traditionsclubs und befinden sich nun klar auf Kurs in Richtung Europa. „Auch das ist eine Momentaufnahme, die Saison geht noch bis Ende Mai und es wartet noch viel Arbeit auf uns“, relativierte Torwart Alexander Manninger, der als Ersatz von Stammkeeper Marwin Hitz auch in Dortmund eine gute Leistung zeigte.
Beim BVB, der nach der Pleite weiter auf dem letzten Tabellenplatz rangiert, ließen sich die Augsburger nach dem Platzverweis von Christoph Janker (64.) auch in Unterzahl nicht stoppen. „Es ist überragend und unglaublich, dass wir mit einem Mann weniger in Dortmund gewinnen. Wir können das gar nicht glauben“, sagte Raul Bobadilla, der mit seinem Tor (50.) für die Entscheidung sorgte.
Jürgen Klopp wirkt nach der elften Saisonpleite in Dortmund derweil verzweifelt. Anerkennende Worte in Richtung Augsburg zu schicken, ließ er sich trotzdem nicht nehmen: „Großartig, was ihr da macht. Es gibt nicht genug Worte für die Bewunderung, die ich dafür empfinde“, betonte Klopp. Zum ausgegebenen Ziel 40 Punkte fehlen dem FCA nun nur noch sieben Zähler - beim BVB sind es 24.