Europa ruft: 96-Team wieder an den Bayern vorbei
Hannover (dpa) - Den FC Bayern überholt, die Europa-Tickets fast gelöst und von den Fans gefeiert: Hannover 96 hat sich im Schatten der vielen Trainer-Entlassungen fast unbemerkt als Spitzenteam etabliert.
Das 2:0 (1:0) gegen Mainz 05 verdrängte den Rekordmeister aus München wieder auf Platz vier.
Die Champions League-Qualifikation ist fünf Runden vor Schluss für Hannover 96 keine Utopie. „Das wäre etwas Besonderes“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka. „Es ist schwer, uns noch von den vorderen Plätzen zu verdrängen.“
Mathematische Restzweifel ließ Sergio Pinto nicht gelten. „Wir spielen nächste Saison europäisch“, versicherte der bärenstarke Mittelfeld-Abräumer. Er bereitete die Führung durch das 13. Saisontor von Didier Ya Konan (45.+1) per Foulelfmeter vor und krönte seine Leistung mit dem Treffer zum 2:0 (59.). „Das war ein Traumpass“, schwärmte Slomka über Pintos Außenrist-Flanke. 05-Verteidiger Nikolce Noveski konnte als letzter Mann Lars Stindl nur durch ein Foul stoppen und sah - regelkonform - die Rote Karte wegen Notbremse.
„Elfmeter und Rot, das empfinde ich als Doppelstrafe“, klagte der Mainzer Schlussmann Heinz Müller. „Eine blöde Regel“ schimpfte 05-Manager Christian Heidel. Selbst Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer äußerte sich im ZDF-Sportstudio kritisch zu der Vorschrift. „Aber die Regel ist halt so“, sagte der Unparteiische. Mit zehn Mann hatten die Mainzer, die zu wenig taten und ihre zwei besten Möglichkeiten durch Sami Allagui nicht nutzten, keine Chance gegen die Niedersachsen.
Die 48 000 freudetrunkenen Zuschauer feierten ihr Team euphorisch. „Die letzten 20 Minuten waren wie im Rausch“, beschrieb Slomka die „La Ola“-Stimmung im Stadion. Das war nicht immer so. „Die Hannoveraner muss man erst aufwecken“, sagte Clubchef Martin Kind. Den dritten Tabellenplatz, pünktlich zum 115. Geburtstag des Vereins an diesem Dienstag zurückerobert, wollte er nicht überbewerten. „Das ist eine schöne Wahrnehmung, mehr nicht“, sagte Kind.
Bei zehn Punkten Vorsprung auf Rang sechs plant die Clubführung aber für nächste Saison einen internationalen Wettbewerb ein. „Die Chance müssen wir jetzt nutzen“, sagte Kind. Das beste Heimteam kann sich in den folgenden Auswärtspartien in Hamburg und Freiburg sogar zwei Niederlagen leisten, ohne Platz vier zu verlieren.
Dem Tabellenfünften aus Mainz rückt dagegen die Konkurrenz immer näher. Sogar Schalke 04 ist nur noch zwei Siege entfernt. Trainer Thomas Tuchel sprach zwar von einer „herausragenden Saison“, doch zufrieden war er nicht. Sogar der viel gelobte Nationalspieler Andre Schürrle bekam sein Fett weg: „Er hat nicht so gespielt, wie ich es mir vorgestellt habe.“